Montag, 22. Februar 2010

Wieder in Dar

Zwei wunderschoene Tage in Lindi sind vorbei und ein ziemlich beschissener dritter Tag im Bus folgte. Mannmannmann...nach der vielen Sonne und der damit verbundenen Leuchtfarbe meiner Haut, war ich recht dankbar, dass in Kilwa und Lindi Wolken den Himmel etwas verdunkelten. Auch die Regenfaelle stoerten mich nicht und ich machte mir keine Gedanken darueber, dass der Regen fuer die Rueckfahrt unguenstig sein koennte. Grund: es gibt eine einzige Strasse, die von Dar entlang der Kueste in den Sueden fuehrt. Ein grosses Teilstueck dieser Strasse wir dgerade geteert. Als Ausweichstrecke dient eine Spur, die hin und wieder ueber die geschotterte Baustellenpiste fuehrt, selbst aber in einer Verfassung ist, dass es in Deutschland schwer waere eine derart schlechte "Strasse" zu finden. Auf der Hinfahrt, als es trocken war, benoetigten wir fuer diesen Abschnitt zweieinhalb Stunden, gestern waren es mehr als sech. Ein umgekippter Lastwagen neben der Strasse, zig Lastwagen, die im Matsch steckten - es war nicht schoen. Immer wieder mussten wir eine Weile warten, bis das Auto vor uns aus dem Schlamm raus war. Naja, wir kamen heil an...ziemlich erschoepft fuhren wir dann in der Daemmerung durch die Stadt und ueberquerten noch das Hafenbecken Dars, um an den Suedstraenden zu uebernachten. Dort trafen wir uns mit Aidan und Christina. Es war ein gemuetlicher Abend am Strand, doch ich war ziemlich bedient vom Tag.
Jetzt weile ich noch ein paar Tage in Dar und besuche Bekannte aus meiner Anfangszeit in Tanzania und Leute, die ich auf dem Festival letzte Woche kennenlernte. Achja, ich freue mich, dass Dortmund mal wieder gewonnen hat und hoffe auf ein erfolgreiches Revierderby.

Samstag, 20. Februar 2010

Lindi!!

Ja, verehrte Damen und Herren, es gibt einen Ort, sogar eine ganze Region, die sich diesen wunderschoenen Namen zugelegt hat. Inwiefern meine Familie muetterlicherseits tatsaechlich in Verbindung zu der Gegend steht, weiss ich nicht, doch moechte ich natuerlich speziell alle Lindis von hier gruessen.
Noch dazu ist es hier mal wieder wunderschoen. Nach vierstuendiger Daladalafahrt erblickten Veronika und ich gestern Nachmittag die Lindi Bay unter uns. Langer Stran, Palmen, sonst auch ganz viel gruen und ebenso untouristisch, verschlafen und gemuetlich wie Kilwa Masoko. Zwar ist es diesmal nicht das Hilton, dafuer wohnen wir unmittelbar am Stran, unweit von einer netten Strandbar entfernt und faulenzen den ganzen Tag. Ich nutze die Zeit auch dazu, endlich mal wieder ausfuehrlich Notizen und Erinnerungen aufzuschreiben. Schoen ist's!

Donnerstag, 18. Februar 2010

Andere Welt

Zanzibar hat mich noch bis in die fruehen Morgenstunden des Montags verzueckt. Das Festival endete in einer Chicki-Micki-Bar mit DJ, blablabla. Noch vor Sonnenaufgang war ich daheim.
Die beiden letzten Tage brachten auch wieder unglaublich viel Abwechslung mit sich. Samstag endete mit einer grottenschelchten aber stimmungsvollen Einlage einiger Gangster au Dar, Sonntag brachte mehr Raggae und eine beruehmte tansanische Bongo Flava Band zum Abschluss. Bemerkenswert: ein Raggaekuenstler aus Surinam in der Karibik war nach vier Tagen der erste von all den scheinbar freidenkenden und haeufig angeblich so politschen Kuenstlern, der den Leuten ins Bewusstsein rief, dass es auf Zanzibar seit fast zwei Monaten keinen Strom gibt. Irgendwie seltsam und traurig, wie das unter den Teppich gekehrt wurde. Letzter wictiger Punkt zu Zanzibar: ich habe Aiden kennengelernt. Er sieht aus wie ich, weshalb ihn mir Salva vorgestellt hat, kommt aus Kanada, ist spontan von Berlin nach Dar geflogen, weil das One-Way-Ticket 299 Euro kostete und er beschwerte sich ueber die hohen Bierpreise in Tansania, die mit Neukoelln nicht mithalten koennen. Eine von vielen neuen Bekanntschaften.

Von Montag bis Mittwoch Morgen war ich in Dar, dann bin ich gemeinsam mit Veronica nach Kilwa Masoko aufgebrochen. Wir sind in einer anderen Welt! Ich wurde noch von keinem Verkaeufer oder Tourguide angesprochen, man wird normal gegruesst und es sind kaum Touristen hier. Noch dazu schlafen wir im Hilton, fuer schlappe 4000 die Nacht. Da haben wir uns nicht lumpen lassen!
Heute besuchten wir dann die Insel Kilwa Kisiwani, auf der die groessten voreuropaeischen Bauten Subsaharaafrikas stehen. Beeindruckend, was die Sultane hier mal gebaut haben und schade, dass das wirklich keinen einzigen Touristen anzieht.

So, Internet ist hier sau teuer - Zeit, Geld zu sparen!

Samstag, 13. Februar 2010

Befluegelt von den vielen Kommentaren, die ich unter meinen vorletzten Post bekommen habe, hatte ich mir nach meinem letzten Internetcafeaufenthyalt vorgenommen, noch live aus Zanzibar einen ausfuehrlichen Festivalbericht zu schicken. Es bleiben jetzt noch 23 Minuten und 25 Sekunden. 24.23...
Bisher habe ich ausschliesslich in der wunderschoenen Stone Town geweilt. Ob sich das noch aendern wird ist unklar und hanegt davon ab, ob ich zur grossen Abschlussparty am Dienstag an die Ostkueste fahre oder aber schon am Montag wieder nach Dar zurueckfahre. Das wird wohl was spontanes werden. So wohl, wie ich mich hier momentan fuehle, ist es gut moeglich, dass ich noch ein paar Tage dranhaenge. Andererseits werde ich am Montag meine bisherige Unterkunft verlassen muessen - die Wohnung im zweiten Stock in einem Haus mitten in der Stone Town verliert trotz extremen Wasser- und Stromnmangels nur sehr wenig an Charme. Inzwischen hausen wir dort zu dreizehnt (sechs Deutsche, eine Estin, eine Kenianerin, eine Daenin, zwei Tansanier, eine Englaenderin und eine Finnin), doch es laessr sich wirklich wunderbar aushalten. Eigentlich dient die Wohnung ja auch ausschliesslich dazu, mein recht grosses Verlangen nach Schlaf zu befriedigen.
Jenes Verlangen uebermannte mich in den letzten Tagen meist sehr spaet. Gegen ein oder zwei Uhr endete in den letzten Tagen das Konzert, danach zog es uns dann in eine Raggaebar und zum ersten Hahnenkraehen fand ich mich dann meistens im Bett liegend. Am eher spaeten Vormittag oder fruehen Nachmittag stehe ich dann gesund und munter auf und ziehe den Tag ueber durch Stone Town, offen fuer neue Begegnungen und viele, viele spannende Eindruecke. Mit untergehender Sonne pilgerten wir in den letzten Tagen stets zum Darajanimarkt, um, wie so viele Einheimische, im Kerzenschein Berge von Ugali na Samaki (Maismehlbrei mit Fisch) zu verschlingen. Gemuetlich verdaut wird dann am anderen Ende der Stone Town in den traumhaft schoenen Forodhani Gardens, wo das Verhaeltnis Touristen zu Einheimischen deutlich anders ist als am Darajani, wo meine Hautfarbe (Ruecken: rot, Bauch: rosa, Gesicht: rosabraun - natuerlich sehen die nur mein Gesicht) doch etwas mehr heraussticht.
Nun zum Festival selbst: es ist komisch! Viel Getrommel und Getanze solange es noch hel ist, danach kommen unglaublich viele wirklich aussergewoehnliche Kuenstler, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise zu ueberzeugen wissen. Sei es eine Norwegerin, die psychedelische, norwegische Eingeborenenmusik macht und zu deren Musik der traumhafte Sternenhimmel Zanzibars noch schoener wird, seien es einige Machos auis Kenia, die der Menge einheizen, dass keiner mehr auf der Wiese sitzt und alles tanzt, ein Tansanier mit seiner japanischen Band oder eine Band Behinderter aus Dar Es Salaam, bei der zwei Lahme die Taenzer sind und die einfach pure Lebensfreude ausstraheln.
Es faellt wohl jedem auf: mir gefaellt es hier wundserbar!
Noch 40 Sekunden - schnell veroeffentlichen!

Donnerstag, 11. Februar 2010

Sauti za Busara! - Voice of Wisdom

Das ist der Name eines Musikfestival auf Zanzibar. Eben jenes Festival ist Anlass fuer mich und einige Freunde aus MOshi diese Trauminsel mal wieder zu besuchen. Seit Dienstag sind wir nun hier und heute startetr das Festival.
Die letzten beiden Tage haben wir ausgesprochen entspannt verbracht, was vor allem daran liegt, dass wir unsere eigene Wohnung haben. Anni und Veronika (auch eine Freiwillige aus Moshi) haben uns diese Wohnung praktisch fuer umsonst ueber einen in Moshi ansaessigen Reiseveranstalter klar gemacht. WIr zahlen lediglich die Wassereimer, die wir zum Duschen benoetigen und das Generatorbenzin. Ja, richtig, auf Zanzibar gibt es im Moment keinen Strom aus irgendwelchen Stromleitungen - seit Dezember! Bin mal gespannt wie das auf dem Festival wird.
Ich muss mich heute leider kurz fassen, da ich nichts vorschreiben konnte und sich die schlechte Stromversorgung auch in diesem Internetcafe bemerkbar macht: in fuenf Minuten wird der Generator abgestellt. Also dann, bis bald!
Achja, hier ist es uebrigens wunderbar warm, ich war heute am Strand laufen und schwimmen und bin schon wieder ein wenig sonnenverbrannt.

Dienstag, 2. Februar 2010

"Leben" zu definieren übersteigt meine philosophischen und anthroposophischen Fähigkeiten, doch ich würde sagen, das, was ich hier im Moment mache, ist zu leben. Seit ich aus Malawi zurück bin und mir Anni einige ihrer neuen Bekanntschaften vorgestellt hat, gehe ich viel mehr auf Leute zu, gehe öfters abends weg, rede viel mit den verschiedensten Menschen und genieße jeden Tag, ob nun Arbeit ansteht oder nicht. Es gibt keinen Tag, an dessen Ende ich nicht, im Wohnzimmer sitzend, zu Anni sage: "Ach, heute war wieder ein schöner Tag."
Wieso ich auf einmal irgendwie anders lebe? Ich weiß es nicht, doch es ist toll, durch die Stadt zu gehen, die Souvenirhändler alle zu grüßen, während sie Kilimanjarobesteigern an der Backe hängen, mit Tansaniern zu reden, die man am Abend vorher in der Bar kennengelernt hat, mit einem Straßenkind in der nächsten Imbissbude essen zu gehen und zwischendurch andere Freiwillige zu treffen. So ist die Gesamtsituation. Was ist seit meinem letzten Eintrag spezielles passiert?
Wie gesagt, öfters abends weggehen stand letzte Woche auf dem Programm. Die Koolbar mit ihrem netten kenianischen DJ (Joseph), den vielen Billardspielern und ohne Eintritt war beliebtes Ziel. Erwähnenswert ist, dass er uns zuliebe deutsche Lieder abspielte, wobei er mit "ein Stern" oder "komm hol das Lasso raus" nicht ganz meinen Musikgeschmack getroffen hat. Am Samstag stand ein Konzert auf dem Programm. Aufgrund des vergleichsweise hohen Eintritts von 5000 TSh (zweieurofünfzig) waren bloß zwanzig oder dreißig Gäste da, doch der Abend war trotzdem schön.
Das größte Highlight der letzten Woche war jedoch ihr gelungener Abschluss in Form einer Wanderung zu einem wunderschönen Wasserfall an den Hängen des Kilimanjaros. Wir wanderten über eine Stunde durch ein Tal, in dem sich Dschungel, Maisfelder, Bananenwälder und Wiesenhänge abwechselten und die raffinierten Bewässerungsanlagen der Felder in Form kleiner Bächlein stets unseren Weg säumten. Es war traumhaft schön und das eiskalte Bad im Becken des Wasserfalls war die ideale Erfrischung nach der Wanderung. Dort gab es dann auch noch ein üppiges Pick-Nick und alle waren zufrieden. Als i-Tüpfelchen kam dann auch noch Salva nach. Er hilft beim Straßenkinderprojekt mit und ist ein ausgesprochen netter und aufgeweckter tansanischer Junge und mit ihm war das planschen noch mal doppeltlustig. Ein schöner Tag! Fotos anschauen!
Am gestrigen Montag wurde die Woche dann wunderbar durch einen Besuch der beiden Freiwilligen aus den Parebergen (Christian und Joe, wer erinnert sich?) eingeläutet. Sie kamen grade aus Mombasa, dienstlich natürlich, brachten noch eine Mitreisende, Freya, mit und zu fünft buken wir Pizza (mit Thunfisch!) und aßen Obstsalat. Ach, was ein Mahl! Es war bereits das dritte Mal, dass Christian und Joe vorbeischauten und immer wieder ist es lustig – und lecker!

Was steht jetzt an? Gerade ist Jonas in Dar Es Salaam. Er hat sich Manuel gegenüber bereit erklärt, die Lizenz und die NGO-Zulassung zu besorgen. Es ist jetzt geplant, doch selbstständig zu werden, um nicht irgendwie in der Abhängigkeit einer anderen NGO zu stehen. Das alles sind Prozesse, die ich in diesem Land nicht ganz überblicke, doch die Bürokratie scheint hier nicht weniger als in Deutschland zu sein. Was das bedeutet kann sich jeder denken – warten!
Freizeitmäßig habe ich jedoch einiges in petto, weshalb ich mir keine Sorgen mache, hier zu versauern. Nächste Woche fahre ich nach Zanzibar auf ein Musikfestival, danach ist ein Rugbyturnier in Dar Es Salaam und dann kommt auch schon das Zwischenseminar. Kurz darauf, Mitte März, kommt dann mein großer Bruder, Simon. Ich freue mich 

Mir geht's sehr gut – nimefurahi sana!