"Leben" zu definieren übersteigt meine philosophischen und anthroposophischen Fähigkeiten, doch ich würde sagen, das, was ich hier im Moment mache, ist zu leben. Seit ich aus Malawi zurück bin und mir Anni einige ihrer neuen Bekanntschaften vorgestellt hat, gehe ich viel mehr auf Leute zu, gehe öfters abends weg, rede viel mit den verschiedensten Menschen und genieße jeden Tag, ob nun Arbeit ansteht oder nicht. Es gibt keinen Tag, an dessen Ende ich nicht, im Wohnzimmer sitzend, zu Anni sage: "Ach, heute war wieder ein schöner Tag."
Wieso ich auf einmal irgendwie anders lebe? Ich weiß es nicht, doch es ist toll, durch die Stadt zu gehen, die Souvenirhändler alle zu grüßen, während sie Kilimanjarobesteigern an der Backe hängen, mit Tansaniern zu reden, die man am Abend vorher in der Bar kennengelernt hat, mit einem Straßenkind in der nächsten Imbissbude essen zu gehen und zwischendurch andere Freiwillige zu treffen. So ist die Gesamtsituation. Was ist seit meinem letzten Eintrag spezielles passiert?
Wie gesagt, öfters abends weggehen stand letzte Woche auf dem Programm. Die Koolbar mit ihrem netten kenianischen DJ (Joseph), den vielen Billardspielern und ohne Eintritt war beliebtes Ziel. Erwähnenswert ist, dass er uns zuliebe deutsche Lieder abspielte, wobei er mit "ein Stern" oder "komm hol das Lasso raus" nicht ganz meinen Musikgeschmack getroffen hat. Am Samstag stand ein Konzert auf dem Programm. Aufgrund des vergleichsweise hohen Eintritts von 5000 TSh (zweieurofünfzig) waren bloß zwanzig oder dreißig Gäste da, doch der Abend war trotzdem schön.
Das größte Highlight der letzten Woche war jedoch ihr gelungener Abschluss in Form einer Wanderung zu einem wunderschönen Wasserfall an den Hängen des Kilimanjaros. Wir wanderten über eine Stunde durch ein Tal, in dem sich Dschungel, Maisfelder, Bananenwälder und Wiesenhänge abwechselten und die raffinierten Bewässerungsanlagen der Felder in Form kleiner Bächlein stets unseren Weg säumten. Es war traumhaft schön und das eiskalte Bad im Becken des Wasserfalls war die ideale Erfrischung nach der Wanderung. Dort gab es dann auch noch ein üppiges Pick-Nick und alle waren zufrieden. Als i-Tüpfelchen kam dann auch noch Salva nach. Er hilft beim Straßenkinderprojekt mit und ist ein ausgesprochen netter und aufgeweckter tansanischer Junge und mit ihm war das planschen noch mal doppeltlustig. Ein schöner Tag! Fotos anschauen!
Am gestrigen Montag wurde die Woche dann wunderbar durch einen Besuch der beiden Freiwilligen aus den Parebergen (Christian und Joe, wer erinnert sich?) eingeläutet. Sie kamen grade aus Mombasa, dienstlich natürlich, brachten noch eine Mitreisende, Freya, mit und zu fünft buken wir Pizza (mit Thunfisch!) und aßen Obstsalat. Ach, was ein Mahl! Es war bereits das dritte Mal, dass Christian und Joe vorbeischauten und immer wieder ist es lustig – und lecker!
Was steht jetzt an? Gerade ist Jonas in Dar Es Salaam. Er hat sich Manuel gegenüber bereit erklärt, die Lizenz und die NGO-Zulassung zu besorgen. Es ist jetzt geplant, doch selbstständig zu werden, um nicht irgendwie in der Abhängigkeit einer anderen NGO zu stehen. Das alles sind Prozesse, die ich in diesem Land nicht ganz überblicke, doch die Bürokratie scheint hier nicht weniger als in Deutschland zu sein. Was das bedeutet kann sich jeder denken – warten!
Freizeitmäßig habe ich jedoch einiges in petto, weshalb ich mir keine Sorgen mache, hier zu versauern. Nächste Woche fahre ich nach Zanzibar auf ein Musikfestival, danach ist ein Rugbyturnier in Dar Es Salaam und dann kommt auch schon das Zwischenseminar. Kurz darauf, Mitte März, kommt dann mein großer Bruder, Simon. Ich freue mich
Mir geht's sehr gut – nimefurahi sana!
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Ich mich auch! Nicht nur auf den Besuch, sondern auch, dass es dir wirklich richtig gut zu gehen scheint! Ich habe in genau einer Woche die Schlusskritik hier, danach stehen noch zwei Klausuren an, aber die erfordern nicht so viel Arbeit und Zeitaufwand. Danach – Ferien! Mal sehen, ob ich sie auch so gut nutzen kann, wie du deine Zeit!
AntwortenLöschenLiebste Grüße aus der immernoch weißen Hauptstadt Deutschlands!
Schön, zu lesen, was Du so machst. Der Frust wegen mangelnder Arbeit wird langsam verdrängt durch die Freude an den schönen Dingen in Deinem Gastland. Weiter so!
AntwortenLöschenLiebe Grüße aus dem Taunus-Bergdorf, wo heute die Schneemassen rapide wegschmolzen.
Wieso hat Herr Köhler nie erkannt, wie gut du schreiben kannst?!
AntwortenLöschenEs ist ein bisschen, als wäre man dabei gewesen. Umso besser für mich, da ich irgendwie übertrieben im Stress bin, so, wie mans von mir eigentlich nicht kennt ;-)! Naja, jetzt noch eine Höllenwoche und dann erstmal chilln xD
Grüße aus Heidelberg
Lisa
mambo vipi, du versetzt mich direkt wieder zurück nach afrika. du schreibst echt wunderschön. ich bin selbst erst vor 2 wochen aus kenya wiedergekommen. freya kenne ich natürlich auch ;) in moshi war ich zwischendrin auch für nen monat und kann mir deshalb sehr gut vorstellen, wovon du schreibst. dj mwindi (joseph-ein freund von mir) hat echt einen sehr außergewöhnlichen geschmack in sachen deutsche musik. mussten uns auch immer "ein stern" anhören. ich war mit tina (hoffe du kennst sie) zusammen im hostelhoff...und was soll ich sagen, es fehlt mir. aber wir kommen ja anfang mai wieder zurück. dann treffen wir dich sicherlich auch persönlich. richte bitte manu viele grüße von tina und mir aus...und natürich seinem tanzanischen tanz- und trommelfreund suleimann (ich nenn ihn so, weil ich mir seinen richtigen namen nicht merken kann, pole sana)... hab noch ne geile zeit und viel sapß in moshi!!
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