Freitag, 9. April 2010

Ich lebe noch!

Samahani sana - ich bitte vielmals um Verzeihung, dass ich solange nicht mehr geschrieben habe. Vor knapp drei Wochen kam mein Bruder Simon hier an, am letzten Mittwoch verließ er mich wieder, in der Zwischenzeit waren Mails und Blog mal weitgehend verdrängt und sogar der inflationäre SMS-Wahn wurde runtergeschraubt - vor allem aus dem Grund, dass ich mein Handy verloren habe...
...ja, das waren zweieinhalb wunderbare Wochen. Viele Gespräche, viele Eindrücke aus einem anderen Blickwinkel, viele Erlebnisse. Vom "Moloch" Dar Es Salaam zu zwei Freiwilligen in die Pareberge, ohne Strom, in traumhaft schöner Natur gelegen, weiter nach Moshi, mein Umfeld vorstellen, bis nach Arusha, wo wir eine deutsche Familie besuchten, die seit fast 20 Jahren in Tansania lebt und dann über Dar bis nach Zanzibar. Das war ein sehr würdiger Abschluss für diese Zeit. Wir waren ausschließlich in Stone Town und obwohl ich bereits das dritte Mal da war, nahm ich die Stadt wieder ganz anders war. Simon war stets an den Geschichten der einfachen Leute, die wir in den Gassen dieses Städtchens trafen interessiert und so fungierte ich als Dolmetscher und hatte großen Spaß daran. Wen haben wir da nicht alles getroffen!? Einen jener Fußballer, die von Oli Pocher zwei Wochen als zanzibarisches Nationalteam trainiert wurden, einen Koranlehrer, der hobbymäßig das "Islamic Cultural Heritage of Zanzibar" betreibt und dessen Wohnung einem ziemlich chaotischen Museum gleicht, einen Schreiner, dessen Vater vor langer Zeit von der Kooperation zwischen DDR und Zanzibar profitierte und jahrelang als Dolmetscher im Osten fungierte und schließlich fanden wir noch eine lokale Bäckerei, wo wir uns in den folgenden Tagen stets ein frisches Brot aus dem Ofen erkauften. Im Kontrast zu jenen Unterhaltungen und zu den langen Spaziergängen stand dann unsere samstägliche Suche nach einer Bar, die Bundesliga überträgt, doch am Ende mussten wir auf ein Internetcafé ausweichen und verfolgten Dortmund-Bremen im Live-Stream. Es hat sich gelohnt :)
Zum Thema Fußball möchte ich mal einen kleinen Exkurs machen. Diese Sportart ist auf jeden Fall ganz klar die Nummer eins im Lande, obwohl das Nationalteam sagenhaft unerfolgreich ist (in der Qualifikation zur WM-Qualifikation gescheitert) und es weder eine Profiliga, noch gute Fußballplätze gibt. Zwar sympathisieren viele mit einem der Erstligateams, doch die englische Premier League und die europaweiten Wettbewerbe stehen im Vordergrund. Also ist ein jeder Tansaner, der sich mit Fußball beschäftigt, Fan von Chelsea, Manchester, Arsenal oder Liverpool. Bei Premier League und Champions League Spielen füllen sich die Bars zuverlässig und die Stimmung ist gut. Steht dann ein Spiel wie Barcelona gegen Arsenal (ui, das war wirklich großartig!) an, dann finden sich einerseits die Fans von Arsenal und andererseits jene, die Liverpool, Manchester oder Chelsea unterstützen. Diese sind dann für einen Abend ganz extatisch Barcelonafans und lachen die Arsenalfans aus, wenn ihr Team verliert, stellen sich vor sie, winken und sagen "Byebye!" und feiern, dass ihr Konkurrententeam aus dem Wettbewerb geflogen ist.

Zurück zu Simons Besuch. Was gibt es dazu noch zu sagen? Simon hat festgestellt, dass das tansanische Essen tatsächlich sehr "stark" macht und mindestens drei der zehn gewonnenen Kilo Muskelmasse in meinem Kinn zu finden sind. Außerdem habe ich beschlossen, bis zur WM eine Diät zu machen und auf Alkohol zu verzichten. Das sind noch gute neun Wochen, doch ich bin natürlich optimistisch!

Jetzt bin ich wieder in Moshi und es gibt ein bisschen Arbeit im Büro. Heute haben wir ein Brainstorming zu den Risiken der biologisch nachhaltigen Kaffeeproduktion gemacht. Das war recht interessant. Die tansanische Arbeitsweise ist schon anders, als in Deutschland, aber ich denke, da wir hier personell ohnehin nicht auf dem Zahnfleisch gehen, ist es nicht tragisch, wenn man zu dritt ein Brainstorming macht, das eigentlich bereits von einem von uns komplett durchgeführt wurde und das er uns lediglich noch einmal präsentierte. Aber es ist auch einfach schön, morgens aufzuwachen und zu wissen "jetzt gehe ich zur Arbeit". Dann kommt nicht gleich die Frage "Wie schlage ich mir jetzt den Tag um die Ohren, bis die anderen Freiwilligen alle frei haben und ich mich mit ihnen treffen kann?"

Bis bald! Grüße

1 Kommentar:

  1. Lieber Hannes,

    hab mich schon länger nicht mehr gemeldet dafür wollte ich mich entschuldigen.
    Julian, Basti, Moritz, Buddi und ich haben uns letztes Wochenende getroffen und ziemlich schön gefeiert nur ihr zwei Afrikaner habt schmerzlich gefehlt. Falls du kein Facebook hast in welchem du bewundern kannst wie unser M. F***** und unser Homo auf dem Dach sitzen bzw. Schornstein und dort ein Bierchen trinken.
    Naja die anderen Highlights schreib ich hier besser öffentlich nicht rein... Wir freuen uns auf jeden Fall wenn Du und Raff wieder da sind dann feiern wir nochmal richtig. Da mache mer Rischtig aner!!!

    Also bis denne,

    Nils

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