Montag, 28. September 2009

Ein entspanntes Wochenende liegt hinter mir – meines Erachtens zu entspannt...wie berichtet war ich ja in der Nacht von Donnerstag auf Freitga unterwegs und dementsprechend kam ich am Freitag ziemlich fertig von der Arbeit wieder. Natürlich weniger wegen der anstrengenden Arbeit, als einfach wegen meiner Müdigkeit. Demzufolge bestand der Freitag dann für mich auch nur noch aus schlafen und essen. Das Essen hat aber eine extra Erwahnung verdient, denn Anni und ich haben dieses beim Makongo Resort, der Bar, die uns allabendlich mit Musik in den Schlaf wiegt, eingenommen. Natürlich Chipsi na kuku (Pommes mit Hühnchen). Jetzt habe ich also auch mal die Nachbarbar kennengelernt, was ich seit dem ersten Tag schon machen wollte. Ich denke, es wird nicht der letzte Besuch gewesen sein.
Am Samstag standen dann typische Wochenenderledigungen wie Wäsche waschen und Zimmer putzen an – wenig spannend. Danach haben Anni und ich uns mit Nicolas getroffen. Diesen jungen Mann haben wir beim TOAM-Workshop vorletzte Woche kennengelernt und er wollte uns mal sein zu Hause zeigen. Das sah von außen zwar ziemlich runtergekommen aus, war innen aber geräumig, mit Couchgarnitur und Ferseher ausgestattet und Nicolas und sein WG-Kollege Yussuf beschäftigen immerhin eine Hausangestellte. Das scheint hier allerdings nicht besonders zu sein. Jeder, der ein bisschen Geld selbst verdient, leistet sich diesen in Deutschland ja doch exklusiven Dienst. Die Dame, die bei Nicolas und Yussuf arbeitet, hat ein wunderbares Ugali für uns gekocht. Ugali ist ein weißer Brei, von dem ich immer noch nicht genau weiß, woraus er besteht und den man mit der Hand ist. Dazu gibt es Fisch, Kohlgemüse, Hühnchen und was einem eben alles so einfällt. Der Brei selbst schmeckt nach ziemlich wenig und es ist mir unverständlich, dass es eine solche Speise geschafft hat, Nationalgericht zu werden. Mit den ganzen Beilagen wird die Sache dann aber dochschmackhaft und der Brei garantiert, dass man satt wird. Das könnte auch der Grund sein, dass Ugali so populär ist: es braucht kaum Zutaten und macht schnell satt. Bewundernswert fand ich, wie gekonnt unsere beiden Gastgeber mit der Hand gegessen habe. Ja, da gibt es Kriterien, die zeigen, ob man das kann oder nicht. Bei mir war danach von den Fingerspitzen bis zur Schulter (okay, vielleicht nicht ganz so weit) alles eingesaut, mit Fleischresten und Soße. Die beiden Ugaliprofis hingegen habe es irgendwie geschafft, nur den Brei in die Hand zu nehemen und diesen als Besteck zu benutzen. Auf jeden Fall waren deren Hände kein bisschen verschmiert oder so. An diesem Kriterium könnte ich meinen Integrationsgrad messen lassen. Da ich aber selber wenig Interesse daran habe, diesen geschmacklosen Brei zu essen und nicht die Fähigkeiten besitze, die wunderbaren Beilagen herzuzaubern, werde ich nur selten trainieren können...also werde ich das mal nicht als Integrationsgraf anwenden.
Der restliche Samstag war vor allem davon überschattet, dass ich mir im Internetcafé eine Unzahl Viren auf meinen USB-Stick holte und beim löschen jener dann viele wichtige Dateien mitgelöscht habe. Also bin ich nochmal ins Internetcafé zurück und habe mir einen “AviraAntiVirUnEraser” runtergeladen, gemeinsam mit einem weiteren Heer Viren. Bevor ich diesen dann bis nachts um halb zwei anwenden konnte, meine Dateien rettete und den USB-Stick dabei über den Jordan schickte, waren Anni und ich im Kino. Das war allerdings nur eine Notlösung. Eigentlich wollten wir an die Beachbar, in der ich am Donnerstag war, doch haben wir von diesem Vorhaben abgelsassen. Grund dafür war, dass der Besitzer unserer Appartments nach dem Donnerstag ein wenig besorgt war, weil wir nachts so spät heimkamen und er bat uns, etwas mehr aufzupassen. Also hatten wir uns entschlossen, zumindest an diesem Wochenende darauf zu hören und wollten mit Emily weg. Die spricht ja auch ein bisschen Kiswahili (aber nicht so gut, weil sie aus Uganda kommt) und sollte uns dann quasi beschützen. Aber dann hat Emily lang arbeiten müssen und wollte nicht mehr weg, weshalb wir dann ein bisschen blöd dastanden. Um den Hausfrieden aufrecht zu erhalten, waren wir dann nur im Kino. Auf dem Rückweg haben wir dann ein Dalla Dalla genommen, das auf dem Weg in die Garage war (die fahren nur bis 22:00). Das wussten wir allerdings nicht und so kam es, dass wir dann noch eine Viertel Stunde durch die Dunkelheit laufen mussten. Das war vermutlich so ziemlich genua das, was Emily, Mr. Mushi (der Hausbesitzer) und alle anderen nicht wollten – und wir ja auch nicht. Schlussendlich kann ich aber die freudige Botschaft verkünden, dass ich noch lebe. Klingt komisch, ist aber so. Und nächstes Wochenende geht es dann an den Strand. Jedoch mit der Vorgabe, dass wir ein Taxi für den Rückweg nehmen, da das bis vor die Haustür fährt. Zwar glaube ich, dass die Gegend hier echt sicher ist, aber ich denke nicht, dass es sich lohnt, die ganzen Leute hier total in Sorge zu versetzen, nur um ein oder zwei Euro mehr für einen sichereren Transport im Taxi gegen irgendwelche anderen Möglichkeiten (Bajaj oder Dalla Dalla) einzusparen. Klingt irgendwie alles sehr dramatisch...:)
Als großes Event des Wochenendes galten für mich die Wahlen, deren Ergebnis ich allerdings ein bisschen fürchtete. Den Wahlabend haben Anni und ich in der Botschaft verbracht. Wir sind extra ein bisschen früher hingefahren, um dann noch ein wenig in der Stadt spazieren zu können. Mein erklärtes Ziel war es, einmal den Rugbyplatz zu besichtigen. Als wir aber auf das Clubgelände wollten, das auch einen Golfplatz und zig Tennisplätze beherbergt, wurde uns gesagt, wir mpssten Clubmitglieder sein, um das Gelände betreten zu dürfen. Da will ich gar nicht wissen, wie hoch erst die Gebühren sind, um in diesem Club sein zu “dürfen”. Über den “Sea View”, eine Straße, die, wie der Name schon sagt, am Meer liegt, und die sehr, sehr schön ist, sind wir dann zur Botschaft gelaufen, wo wir viel zu früh ankamen. Im Empfangsraum des Hauses, in dem auch die britische und die niederländische Botschaft untergebracht sind, waren die Säulen bereits mit schwarz-rot-goldenen Tüchern geschmückt und das ZDF lief über einen Beamer. Noch war es eine gute Stunde bis zur ersten Hochrechnung. Als diese dann zu einem Gläschen Serengeti-Bier geliefert wurde, war die Stimmung nicht gerade berauschend. Es schien mir, als wären die Mehrheutsverhältnisse im Bundestag anders, als sie unter den Deutschen in Tansania sind. Für mich hatte das ganze aber auch etwas positives: da ich zwei Tage zuvor Umfragewerte gesehen hatte, habe ich das Wahlergebnis relativ genau getippt (CDU: 34% SPD 24% FDP 14% Linke 12% Grüne 11%) und somit das Tippspiel in der Botschaft gewonnen. Preis war eine Tasche des Auswärtigen Amts mit einer CD Händels und einem Anstecker drin – wirklich exklusiv! Außerdem wurden wir von einer der Organisatorinnen des Fests zum 3. Oktober zu jenem Fest eingeladen. Anni hat nämlich auch sehr gut getippt und ebenfalls gewonnen. Das mit dem 3. Oktober ist deshalb auch ganz lustig, da in vielen Ländern an diesem Tag einfach eine Botschaftsparty in der dt. Botschaft gemacht wird. Als ich den deutschen Botschafter darauf angesprochen habe, meinte der, das wäre in Tansania aber nicht so und es käme bloß eine geladene Gesellschaft, zu der wir mit Sicherheit nicht gehören (so der klare Unterton). Da war ich erst einmal ein bisschen enttäuscht. Inzwischen weiß ich aber nicht einmal, ob ich da nächstes Wochenende wirklich hin will. Denn wenn dort nur geladene Gäste kommen, werden dort noch weniger gleichaltrige sein, als bei dem Wahlabend und es wird noch formeller zugehen. Allerdings wurde mir gesagt, würde es dort mehr zu essen geben ;)
Meine größte Hoffnung an den Abend war, weitere Freiwillige kennenzulernen und das ist mir nach anfänglichen Schwierigkeiten auch gelungen. Ja, es stellte sich sogar raus, dass zwei Freiwillige hier in Dar tätig sind. Mit vier anderen Freiwilligen vom nordelbischen Missionszentrum waren wir dann nach der Wahlparty noch etwas trinken. Die Unterkunft zu nennen beschämt mich, denn ich hatte ein wirklich schlechtes Gewissen, dort hinzugehen. Allerdings kamen die anderen vier alle von weiter weg und hatten vorgeschlagen, mal im Kempinski Kilimanjaro vorbeizuschauen. Also sind Anni und ich mit. Die Bar befindet sich dort im obersten Geschoss und man hat einen wunderbaren Blick auf den Hafen, der auch nachts zu beeindrucken weiß. Ein Bier kostet dort in etwa das dreifache wie im Makongo Resort, ist aber mit 5000 Tsh auch nicht teurer als in einer normalen deutschen Kneipe. Trotzdem war es echt komisch, in so einem Hotel zu verkehren und ich fühlte mich fehl am Platze. Nach einem Bier ging es dann aber auch heim. Jetzt höre ich Händels Trompetenkonzert g-moll HWV 287 gepaart mit afrikanischem Hip-Hop aus der Nachbarschaft.
Lala salama na baadaye!

Achja, es waere schoen, wenn der ein oder andere mal signalisieren koennte, dass irgendjemand diesen Blog hier liest.

Freitag, 25. September 2009

Der Alltag…

…holt mich langsam ein. Zwar standen in den ersten beiden Wochen mit dem Gender Festival und dem TOAM-Workshop zwei Ereignisse an, die den Arbeitsalltag sehr abwechslungsreich gestalteten, doch diese Woche war ich nicht ausser Haus und habe deshalb inzwischen so etwas wie einen Alltag, den ich all meinen treuen und ergebenen Lesern etwas genauer vorstellen moechte:
Um viertel nach acht, nach den BBC World News, brechen Anni und ich immer in Richtung Arbeit auf. Nicht nur der Gesundheit und des Geldes wegen gehen wir immer zu Fuss zur Arbeit. Nein, es ist auch einfach komfortabler als eine Dalla-Dalla-Fahrt, die meistens nur unwesentlich schneller ist. Zwischen halb und viertel vor neun trudeln wir dann bei Envirocare ein, so wie auch die meisten anderen Mitarbeiter hier. Dann wird der Laptop ausgepackt, sich ein Packen Buecher, Broschueren, Reporte oder was man eben sonst noch so lesen kann, aus dem Regal geschnappt und jedes Exemplar in eine Access-Datenbank eingespeichert. Diese Arbeit ist eher stupide, aber muss eben erledigt werden. Es gestaltet sich nur leider schwer, die Bibliothek so einzurichten, dass sie wirklich uebersichtlich und leicht zu durchschauen ist. Den Grossteil bilden irgendwelche Broschueren ohne ISBN oder Autor, die dann haeufig auch noch auf Kiswahili geschrieben sind, sodass auch eine Einordnung in ein Thema relativ schwer faellt. Aber wir geben unser bestes! Und heute habe ich gerade ein Buch in die Datenbank uebernommen, da kam Loyce (die Chefin) und hat sich total gefreut, dass ich das gefunden hab, weil sie es schon ewig gesucht hat. Es ist schoen, wenn man sieht, dass die Arbeit zumindest hin und wieder auch ihre Fruechte traegt.
Das groesste Problem an dieser Aufgabe ist, dass uns nur ein Laptop zur Verfuegung steht und deshalb immer nur eine Person arbeiten kann. Der andere kann dann die Zeit irgendwie anders verbringen. Anni macht das vorzugsweise mit Agatha Christie und ich mit Googlemail.
Nun aber weiter zum Tagesablauf: um 10:00 ist Teepause, die auch alle Mitarbeiter gerne wahrnehmen, bevor dann bis zum Mittagessen weitergearbeitet wird. Dieses wird von der gleichen Dame wie der Tee fuer gerade mal 1000 TSh so zubereitet, dass es irgendwann zwischen eins und zwei fertig ist. Anni hat mir am Tag meiner Ankunft gesagt, es gaebe immer Reis, aber immer anders gewuerzt. Ich habe eher den Eindruck, es gibt immer Reis und immer gar nicht gewuerzt, auch nicht gesalzen. Dazu gibt es immer Bohnen und hin und wieder auch Fleisch.
Mit vollem Magen wird dann bis ca. vier Uhr nachmittags weitergearbeitet. Dann treten Anni und ich den Heimweg an oder fahren mit dem Dalla Dalla einkaufen.

Ja, was kommt dann? Eigentlich wuerde ich jetzt schreiben wollen, dass ich dann kurz im Zimmer bin und dann auf den Boltzplatz gehe, wie ich es Dienstag und Mittoch gemacht habe, doch es gibt schreckliche Neuigkeiten: just an dem Abend, an dem mein Boltzplatzteam nach dem Spiel noch zusammen kam und der Trainer, von dem ich vorher nicht wusste, dass es ihn gibt, uns ueber die Saison, von der ich ebenfalls nicht wusste, dass es sie gibt, informierte, machten sich die ungewohnten Platzverhaeltnisse (Sand) an meinem rechten Fuss bemerkbar. Eine ziemlich grosse Blase haelt mich jetzt vom spielen ab. Anders als der Mainzer Neuzugang Eugen Polanski, der sich zwei Hauttransplantationen unterzog, vertraue ich fest auf meine Zehen, dass sie das ohne weitere medizinische Eingriffe ueberstehen werden (obwohl ich durch meinen Sonnenbrand, der sich grade schaelt, eigentlich genug Haut fuer das ganze Bein haette). Natuerlich bin ich dann am naechsten Tag trotzdem auf den Boltzplatz gegangen, um dem Trainer bescheid zu sagen – und um ihm 500 TSh zu geben. Im Moment sammeln wir Geld, damit wir 10000 TSh (5,50 Euro) fuer einen Ball zusammenbekommen. Ja, hier ist das Budget eben stark beschraenkt. ABER: das muss nicht so bleiben, denn am 7. Oktober beginnt die Liga, von der ich jedoch nicht weiss, wie sie organisiert ist. Ich weiss aber, dass das Gewinnerteam 500000 TSh bekommt, der zweite 300000 und der dritte auch noch ein bisschen was. Morgen ist Votreffen aller teilnehmenden Mannschaften. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich da hinfahre. Aber ich bin mir sicher, nach meiner Genesung werde ich zurueckkommen (als linker Verteidiger) und alles geben und mich voll in den Dienst der Mannschaft stellen. Uebrigens: dem besten Spieler und dem besten Torwart der Liga winken 20000 TSh. Wie das evaluiert wird? Keine Ahnung!
Bei so viel Fussball koennte man meinen, es bleibt fuer wenig andere Dinge Zeit. Dem ist aber nicht so. Letzten Sonntag, direkt nach dem ich meinen letzten Blogeintrag hochgeladen hatte, sind Anni und ich mit Musit zu ihm nach Hause. Dort haben wir dann gemeinsam mit der Familie zu Mittag gegessen. Wir wurden wirklich sehr nett aufgenommen, man hat sich unterhalten und abschliessend wurden noch lauter Fotos gemacht. Ich wollte das eigentlich erst nicht, weil ich mir dachte, dass sich die Familie dann wie eine Touristenattraktion vorkommt, aber dann hat Mustis Vater angefangen Fotos von uns mit seiner kleinen Tochter zu machen, da hab ich ihm dann einfach meine Kamera in die Hand gedrueckt. Bilder davon werde ich demnaechst, wenn ich mal im Internetcafe bin und eine schnellere Verbindung hab, hochladen.
Am Montag sind Anni und ich mit Sele und Lahma nach Bagamoyo gefahren – das erste Mal, dass wir Dar verlassen haben. Zeit hatten wir, da am Montag noch das Ende des Ramdhan gefeiert wurde und deshalb ein landesweiter Feiertag war.
Bagamoyo war zur Zeit Deutsch-Ostafrikas Hauptstadt der Kolonie, hat sich aber seit dem Ende des ersten Weltkriegs nicht mehr weiterentwickelt. Dort stehen ein paar alte deutsche Haeuser, die erste Kirche Ostafrikas und es gibt einen grossen Strand, an dem lauter Fischerboote liegen. Baden wollte ich aber nicht, da ich einen riesigen Sonnenbrand hatte und nicht riskieren wollte, diesen noch zu verschlimmern.
Am schoensten an dem Ausflug nach Bagamoyo war eigentlich die Fahrt hin und zurueck. Wir sind einfach mal uebers Land gefahren, vorbei an Palmenhainen, vertrockneten Riesenbaeumen, Lehmhuetten und vermuellten Bushaltestellen. Abgesehen von den vermuellten Bushaltestellen lauter neue Eindruecke von dieser schoenen Gegend.

Eigentlich denke ich, dass das genug Lesestoff ist, doch gilt es noch ein letztes Event zu erwaehnen. Am gestrigen Abend war ich mit Soeren, Musti und anderen wieder an der Strandbar, wo wir auch schon letzten Samstag waren. Diesmal allerdings abends. Und es war unglaublich gemuetlich. Ich glaub, ich weiss schon, wo ich auf jeden Fall nochmal am Wochenende (nicht unbedingt am kommenden) hingehen will. Da ist dann bestimmt ordentlich was los und so eine Disco unter Palmen im Sand hat schon was.

Bleibt mir noch zu sagen, dass ich mich freue, dass Dortmund mal wieder gewonnen hat, dass so viele Favoriten im DFB-Pokal rausgeflogen sind, dass am Montag mein Sprachkurs beginnt, dass die Wahl vielleicht doch noch spannend wird und dass ich fuer Sonntag auf der Gaesteliste der deutschen Botschaft stehe, um die Wahl live verfolgen zu koennen.

Bis bald!

Sonntag, 20. September 2009

Die Zeit des Fastens ist vorbei!

Heute endet der Ramadhan und all die Moslems hier dürfen auch wieder tagsüber essen und trinken. Welche physische Entbehrung der Ramadhan ist, habe ich in den letzten Tagen ein bisschen erahnen können. Doch auch ich habe gefaset: Internet. Ich habe hier seit einer Woche nicht mehr reingeschrieben und ich will nun mein bestes geben, Schritt für Schritt von den interessantesten Erlebnissen zu erzählen.
Anfang der Woche waren Anni und ich darauf aus, endlich mit Grace über unsere Zukunft im Projekt zu sprechen, da es ihrerseits immer wieder hieß, dass wir nicht nach Moshi gehen würden. Nun ist aber das Geld für die Projekte in der Kilimanjaroregion eingegangen und wir können Ende dieses Jahres noch dorthin – juhu! Außerdem hat Grace es geschafft, uns einen Sprachkurs bei einer jungen Dame, die wohl Kiswahili studiert hat, einen sehr günstigen Preis für einen dreiwöchigen Sprachkurs auszuhandeln, der Montag in einer Woche starten wird.
Das Geld, was ich dafür benötigen werde, habe ich mir teilweise unter der Woche verdienen können. Ich habe nämlich hart gearbietet! Drei Tage lang, von Mittwoch bis Freitag, bin ich jeden Tag in die Innenstadt gefahren, eine Stunde Achterbahnfahrt im Dalla Dalla (ja, ich habe jetzt meinen ganz persönlichen Lieblingsfahrer und bei der zweiten Fahrt mit ihm habe ich mich extra in die erste Reihe gesetzt, um seinen virtuosen Fahrstil besser bewundern zu können), dann saß ich ab neun stets eineinhalb Stunden in einer zu stark klimatisierten Halle, bevor es zum Tee mit lecker Fingerfood ging. Nach weiteren eineinhalb kräftezerrenden Stunden stand dann ein Mittagessen mit unbegrenztem Nachschlag an. Dies nahm dann meist so viel Platz ein, dass ich aufs Abendessen verzichten konnte. Doch das war noch nicht das Ende meiner Arbeit: Weitere drei Stunden – mit einer etwas längeren Pause zwischendrin – galt es nun in dem teilweise sogar zu kühlen Raum zu verbringen, bevor dann die wohlverdiente Lohnauszahlung erfolgte und gegen fünf Uhr der Rückweg während der Rush Hour (eineinhalb Stunden) angetreten werden konnte. Über Geldsummen sollte ich hier im Internet eigentlich nicht sprechen, aber so viel sei gesagt: die ausgezahlte Summe berträgt genau 60% der Kosten des Sprachlurses!
Nun mal Spaß beiseite! Also, ich war drei Tage auf einem Workshop der Tanzanian organic agriculture movement (TOAM), bei dem das Grundgerüst für einen Strategieplan für die nächsten (mindestens) fünf Jahre entworfen werden sollten. Dieses Ziel konnte, wie ich finde, in Auszügen erreicht werden. Bei der Beratungsfirma, die den Workshop leitete, war auch eine Dame dabei, die irgendwie Deutsch war und Anni und mir danach erzählt hat, dass TOAM sich mit der ausgesuchten Workshopmethode komplett übernommen hätten, die Teilnehmer davon keine Ahnung gehabt hätten und die Sache auf außergewöhnlich niedrigem Niveau ablief. Das war recht interessant. Mich persönlich hat der Workshop aber durchaus weitergebracht, da ich jetzt einen ersten Einblick in die “Szene” erhalten habe, mit der ich mich vor allem während meiner Zeit in Moshi etwas genauer beschäftigen werde. Und warum gibt es für die Sache jetzt Geld? Das ist in Tansania eben so üblich, da Teilnehmer des Workshops ja Arbeitszeit opfern und auch einen Anreiseaufwand haben. Anstatt für die Workshopteilnahme zu bezahlen, bezahlt eben der Organisator, weshalb sich Workshops scheinbar auch relativ großer Beliebtheit erfreuen.
Leider durchkreuzte die lange Rückfahrt meinen Plan, jeden Abend mit meinem Team Fußball zu spielen. Joe, der Kapitän, ein anlernender Buchhalter, hat mir letzten Sonntag erklärt, dass sie auf dem Boltzplatz nebenan immer in zwei festen Teams spielen und dass ich gerne bei ihnen bleiben könnte. Da hab ich doch dankend angenommen und mich gleich für die nächsten Tage angemeldet – unwissend, dass der Workshop mir alles (zeitliche) abverlangen würde. Ich hoffe, mein Team wird mir mein undiszipliniertes Verhalten verzeihen können.

Am Samstag stand dann ein besonderer Punkt auf der Tagesordnung: ich habe mich mit Sören, einem guten Freund von Simon (das ist mein großer Bruder) getroffen, der derzeit mit einer Studentenreise der Hafenuni Hamburg unterwegs ist, getroffen. Sören hat noch einen Komolitonen, Gerd, sowie einen tansanischen Studenten namens Mustafa (Musti) mitbebracht. Musti hat uns dann an einen wunderbaren, kostenlosen Strand gebracht, an dem wir uns wunderbar und kistenlos total verbrannt haben. Und das, obwohl es zu der Zeit, wo wir oben ohne waren, Wolken am Himmel waren. Die Lichtintensität war aber vermutlich trotzdem stärker, weil es morgens mal ein bisschen geregnet hat und deshalb der Smog vom Himmel runter war. Der Regen hat auch für einen ziemlich fiesen Kloakegeruch am Busbahnhof gesorgt – das war wirklich unschön!
Während wir drei Deutschen einer roter als der andere waren, war Musti nachher so schwarz wie vorher, aber dafür total erschöpft. Bei ungefähr dreißig Grad draußen unterwegs zu sein und den ganzen Tag nichts trinekn zu dürfen, hat ihn sichtbar geschlaucht. Seine gute Laune und seine Bereitschaft, mit uns noch Schuhe kaufen zu gehen, hat das aber nicht eingeschränkt. So habe ich jetzt endlich auch passendes Schuhwerk zum Fußball spielen, was auch dringend nötig ist. Schließlich hat mir ein Junge am Busbahnhof erzählt, dass einige Fußballnationalspieler Tansanias aus Makongo, meinem (!) Stadtteil kommen. Auf dem Markt war dieses Unterfangen wenig kostspielig und es schien mir so, als seien die Verkäufer nicht gerade gerissen (“Wie viel kosten die Schuhe?” “35.000” “Pfffff” “Wie viel willst du bezahlen?” “20.000” “OK, 30.000!?” “Ich muss danach noch was anderes kaufen” “Ja, 20.000 ist OK”). Mein erster Verhandlungserfolg!
Als unwürdigen Abschluss für diesen wunderschönen Tag suchten wir uns die Mensa des Studentenwohnheims aus, bei dem Sören und Gerd untergebracht sind und die mich mit ihrer Küche nicht beeindrucken konnte. Danach haben Musit und ich unsere vierte Bajaj-Fahrt (das sind diese Dreiräder) des Tages auf uns genommen, um heimzufahren. Musti, zu diesem Zeitpunkt dann bereits gestärkt und in dem Wissen, dass er nun elf fastenfreie Monate hat, hat dann beim umsteigen extra noch gewartet, bis mein Dalla Dalla da war und hat mich später noch angerufen, um sich zu erkundigen, ob ich auch gut angekommen bin. Der Junge ist wirklich ein guter :) Noch dazu wohnt er nicht allzu weit weg von hier, sodass ich ihn vermutlich noch des öfteren sehen werde.
Am heutigen Sonntag habe ich die Makondeschnitzereien hier in der Gegend begutachtet. Das sind diese angeblich typisch afrikanischen Schnitzereien, die aber bei den Afrikanern scheinbar nur mittelmaessig beliebt sind. War aber echt schoen! Wer irgendetwas gekauft haben will, der moege es mir sagen :)

Insgesamt lässt sich sagen, dass diese Woche ein voller Erfolg war: das Projekt ist auf guten Wegen, der Workshop war informativ und ertragreich (auch hier habe ich Kontakte geknüpft) und der Samstag war wunderbar! Lediglich das mit dem Fußball spielen ist blöd gelaufen. Aber mit den neuen Schuhen werde ich jetzt so richtig durchstarten ;)

Kwa Heri ihr lieben Leute, bei denen jetzt der Herbst einbricht, während hier der Sommer beginnt!

Sonntag, 13. September 2009

Kariakoo...

...ist ein sehr lebendiges Schwarzenviertel in Dar Es Salaam und diente am Samstag als Ausflugsziel für Anni und mich. Als wir das am Freitag Grace erzählten, bestand sie darauf, dass uns Scola, eine Mitarbeiterin von Envirocare, begleitet. Wir waren natürlich erstmal nicht so begeistert, haben dann aber nicht widersprochen, weil wir das Viertel ja noch nicht kannten. Im Nachhinein waren wir beide froh, dass Scola dabei war. Sie hat uns wunderbar in die große Markthalle geführt, die (vor allem für Samstag) relativ ruhig erschien und die mich erst sogar ein bisschen enttäuschte. Ich hatte einen riesigen Markt mit regem Treiben erwartet. Hier schien es nicht einmal Gemüse und sowas zu geben. Aber dann hat Scola uns in den Keller geführt, der nur über eine kleine Treppe zugänglich war und dort war dann genau das, was ich oben noch vermisst hatte. Riesige Säcke voller Obst und Gemüse in einem großen Raum. Scola hat uns durch dieses Kellergewölbe, was dann auch noch weiter abzweigte, relativ schnell hindurchgeführt und ich hatte den Eindruck, dass Weiße nur sehr selten in diesen Räumlickkeiten sind. Es war aber wirklich umwerfend. Fotos habe ich leider keine gemacht, da uns von vornherein alle Leute bei Envriocare und auch hier aus dem Haus gesagt haben, dass wir mit unseren Wertgegenständen sehr vorsichtig sein müssen. Eigentlich dachte ich, mit dem Markt das Highlight des Viertels gesehen zu haben, doch dem war nicht so. Das Highlight ist einfach das Viertel an sich. Auf Straßen, die voller Menschen waren (Emily hatte uns davor noch gesagt, dass die berühmten Bilder der Menschenmassen am Times Square nicht beeindruckender sind und hatte Recht!) führte uns Scola herum. Überall Geschäfte, zwischen drin Autos und Laster, die durch die engen Gassen voller Menschen einfach hupend durchfuhren (in der Regel, je größer, desto schneller) und alle schauten uns an. Manche sprachen uns auch an, aber die hat Scola ziemlich scharf abgewimmelt.
Als wir aus Kariakoo raus waren, hat Scola uns dann noch bis an den Fischmarkt am Indischen Ozean geführt, sodass ich einen ersten umfangreichen Eindruck von der Stadt bekommen habe – wirklich nicht schön! Die Gebäude sind alle runtergekommen, obwohl sie alle noch nicht allzu alt sind. Das enorme Wachstum der Stadt lässt auch leicht vergessen, dass sie ja wirklich noch nicht so alt ist und deshalb wenig Tradition oder so etwas hat. Und auch die Stimmung war nicht allzu angenehm. Das mag aber auch daran liegen, dass ich mich immer noch daran gewöhnen muss, grundsätzlich aufzufallen und von vielen angesprochen zu werden (“Cheap trip to Sansibar?” “Want to go to Arusha?”, usw.). Ansonsten versuche ich mehr und mehr Anschluss vor Ort zu finden, im gemütlichen Makongo. Dazu ist mir ein wichtiger Schritt am Freitag geglückt, als ich Sele gebeten habe, mich doch mal kurz auf den Bolzplatz zu begleiten. Er hat mich dann runtergebracht und dann konnte ich sofort mitspielen. War echt spannend. Das Alter der Mitspieler bewegt sich irgendwo zwischen 8 und 40 und die Stimmung war gut. Weniger gut waren die “Platzverhältnisse”. Bei dem Areal überhaupt von einem Sportplatz zu sprechen, wäre der eigentlichen Bedeutung des Worts unangemessen. Es handelt sich um einen Sandplatz, der in etwa die größe eines Fußballfelds hat. An beiden Enden steht ein selbstgezimmertes Tor. Und was dazwischen liegt, lässt nicht mehr auf einen Sportplatz schließen. Aber der Spaß am Spiel ist ja entscheidend :)
Nach dem Spiel wurde ich dann auch gleich fürs nächste Mal eingeladen, sodass ich am Samstag morgens um acht wieder auf der Matte stand. Der ein oder andere mag sich jetzt fragen, warum ich so früh schon auf den Beinen war, aber das ist leicht zu erklären: da die Zimmer hier keine Fensterscheiben, sondern nur Moskitonetze haben und draußen ab sechs Uhr immer Betrieb ist, ist der Schlaf meist eine unruhige und kurze Angelegenheit. Aber das ist, wenn man bedenkt, dass es von morgens sechs bis abends sieben Sonnenlicht gibt, auch relativ logisch. Ab sieben Uhr abends ist es nämlich stockdunkel, sodass man auch einfach früher ins Bett geht. Nur der Muezin der Moschee ist immer noch spät abend und dann wieder früh morgens (um vier!) zu hören.
Abschließend hier noch meine Postadresse:
Hannes Lindenberg
c/o Envirocare
P.O Box 9824
Dar Es Salaam

Nachtrag: die ersten Fotos sind online

Freitag, 11. September 2009

nach fuenf Tagen...

Mambo!

Die erste Arbeitswoche ist um und es gibt viel zu erzählen.Zwar habe ich nicht sehr viel gearbeitet, aber durchaus viel erlebt. Am Dienstag und am Mittwoch waren Anni und ich auf dem Jambesa wa jinsasa. So,der so ähnlich, heißt das “Gender Festival” Tansanias auf Kisuaheli. Dort trafen sich viele, viele Männer und Frauen, denen etwas an Emanzpation liegt, doch waren auch Themen wie Armut, Umweltschutz und Gesundheit von Bedeutung. Deshalb hatten wir auch mit Envirocare einen eigenen Stand. Dort war ich allerdings nicht sonderlich aktiv, denn die meisten Tansanianer sprechen eher ungern Englischn und fragen dann gleich jemanden, der Kisuaheli kann, wenn sie merken, dass ich das (noch?) nicht spreche. Anni und ich haben uns auf dem Festival nach anderen NGOs umgeschaut, bei denen wir evtl. hin und wieder als Freiwillige arbeiten könnten. Grace (unsere Mentorin) hat uns das vorgeschlagen, da sie will, dass wir viel rumkommen und in Zeiten des Nichtstuns einfach auch mal zu einem anderen Verein schauen können. Bei unserer Suche waren wir dann, sagen wir, mittelerfolgreich.
Dennoch war das Festival ein voller Erfolg: auf dem Weg dorthin sind wir durch die halbe Stadt gedüst und haben viel gesehen. Mir kommt es so vor, als wäre die Stadt ein einziger riesiger Haufen von Buden. Das liegt aber vor allem daran, dass die Dalla Dallas, wenn möglich, wie der restliche Verkehr auch, auf den Teerstraßen unterwegs ist. An diesen Siedeln sich eben wegen des Verkehrs Obst- und Zeitschriftenverkäufer, Imbisse, Restaurants, Bettler, Schrotthändler,Automechaniker, Diebe und auch der ganze Rest an. Viele, habe ich den Eindruck, hocken auch einfach den ganzen Tag an der Straße und tun einfach nichts. Zwischen den Teerstraßen liegen dann dicht besiedelte Gegenden, in die ich noch nicht weiter vorgedrungen bin, da sie wenig einladend aussehen.
Auf dem Festival haben wir außerdem sehr viele Massai gesehen. Anni wollte sich mit welchen fotografieren lassen, aber das hätte unser Dalla Dalla-Geld gekostet. Dafür habe ich heimlich einen fotografiert. Der hat zwar keines dieser ziemlich spacigen Kostüme an (das tragen scheinbar vor allem die Frauen), aber er hat auch dieses ewig lang runterhängende Ohrläppchen. Allerdings, und deshalb habe ich ihn fotografiert, hat er sich einen Trick ausgedacht, wie er verhindert, dass sein Ohrläppchen so rumlabbert und es sich einfach einmal ums Ohr drumgewickelt. Das hat mich wirklich fasziniert! Fasziniert hat mich auch, dass ich am Mittwoch Abend noch mehr von den Massai gesehen habe. Da war ich nämlich mit Anni und Emily (Mitarbeiterin und Nachbarin) in einem Irish Pub in Oyster Bay. Das ist das Villenviertel in Dar und da stehen tatsächlich Paläste, wie ich sie noch nie gesehen hab. Die männlichen Massai sind immer sehr simpel gekleidet und laufen meist in ein paar Tücker gewickelt, Sandalen an den Füßen und einem Stock in der Hand durch die Gegend. Als ich sie dann im Villenviertel zuhauf vorm Irish Pub in dunklen Ecken stehen sah, wurde mir erst ein bisschen mulmig. Im Pub erzählte mir Emily dann aber, dass wir froh sein können, wenn Massai in der Gegend sind. Sie seien nämlich unglaublich rechtschaffende Menschen und ließen kein Unrecht zu. Wenn also jemand einen sicheren nach Hause weg haben will und Angst hat, überfallen zu werden, kann er einen Massai fragen, ob er ihn nach Hause bringt und ist somit wohl ziemlich sicher. Dafür bekommen die Herren dann ein Trinkgeld und alle sind glücklich. Dieses Volk scheint wirklich interessant zu sein und vielleicht lerne ich ja noch den ein oder anderen Massai kennen.
Ansonsten war der Ausflug yum Karaokeabend im Irish Pub mein erster Trip ins Nachtleben von Dar. Ehrlicherweise muss jedoch gesagt werden, dass in diesem etwas gehobeneren Etablissements der Anteil weißer Leute wesentlich größer war, als der schwarzer und ich mich deshalb, abgesehen von Hin- und Rückfahrt, fast wie inEuropa gefühlt hab.
Auf der Tagesordnung bei Envirocare steht für mich derzeit die Organisation eines Sprachkurses, beziehungsweise, Anni und ich müssen Grace Druck machen, damit sie das organisiert – und derzeit sieht es so aus, als würden wir nächste Woche starten. Da freu ich mich schon sehr drauf. Ansonsten versuchen Anni und ich die “Bibliothek” des Vereins ein bisschen zu ordnen. Mehr kann ich derzeit über meine Arbeit nicht erzählen, was aber auch daran liegt, dass ich ja zwei Tage in dieser Woche außer Haus war. Nächste Woche wollen wir (Anni, Grace, Loyis – Chefin – und ich) uns mal zusammensetzen und einen Plan ausarbeiten. Hoffentlich kann ich die Resultate dann hier kundtun.

Sonntag, 6. September 2009

Karibu!

Nachdem schon bei meinem achtstuendigen Zwischenstopp am Kairoer Flughafen kein Internet zu finden war, hat mir Annika soeben das naechste Internetcafe gezeigt. Doch ich moechte die Erlebnisse meiner Reise jetzt moeglichst chronologisch schildern.
Gestern morgen ging es dann also vom Frankfurter Flughafen los, gen Sueden. Dass ich gerade noch rechtzeitig abgeflogen bin, bestaetigten mir die leicht bepuderten Alpen. Danach war aber an Winter nicht mehr zu denken: ein beeindruckender Flug ueber die zahlreichen griechischen Inseln und dann die Landung in Kairo. Dort war es 38 Grad warm. Mit langer Hose, Wanderstiefeln und Fleecejacke, die meinen Koffer zu schwer gemacht haetten und deshalb an mir hingen, dachte ich deshalb gar nicht erst daran, den Kairoer Flughafen zu verlassen. Stattdessen habe ich gelsen, Flugzeuge angeschaut, fuer schlappe 9 Dollar bei Burger King gegessen (das war das billigste!), zwei Minuten Kisuaheli gelernt und gewartet. Abends um halb elf ging es dann endlich weiter und um kurz nach vier, als kurz nach fuenf der hiesigen Zeit, bin ich dann endlich in Dar Es Salaam gelandet. Leider eine Stunde zu frueh, um den Sonnenaufgang aus dem Flugzeug heraus zu geniessen.
Nachdem ich dann mein Touristenvisum erhalten habe und ich erleichtert meinen Koffer, der in Kairo durchgecheckt wurde, wieder erblicken konnte, wartete auch direkt draussen Freddie von Envirocare. Er hat mich dann durch die Strassen kutschiert, die fuer morgens halb sechs sehr, sehr frequentiert waren (weniger von Autofahrer, als von Fussgaengern). Das liegt vermutlich am Ramadan und daran, dass es morgens sehr angenehme Temperaturen sind. Diese Fahrt war auch in Sachen Tansanischer Verkehrskunde lehrreich: so erfuhr ich zuerst, was eine Ampel bedeutet, bzw. was sie eben nicht bedeutet, als an den Ampeln immer wieder Autos in aller Seelenruhe an Freddies wartendem Auto vorbeifuhren. Wesentlich beeindruckender war dann aber die Fahrt zu meiner Wohnung, als wir die grossen geteerten Strassen hinter uns gelassen haben. Wir sind auf Untergruenden unterwegts gewesen, bei denen in Deutschland jeder umkehren wuerde, weil er Angst um sein Auto hat. Aber immerhin waren wir ja auch in einem verkehrstuechtigen Nissan unterwegs. Die Fahrt hier ins Einkaufszentrum zum Internetcafe war noch wesentlich abenteuerlicher. Nachdem Annika und ich ein bisschen die nachbarschaft ausgekundschaftet und danach zu Mittag gegessen hatten, wollten wir ins Mlimani City, wo wir jetzt auch sind. Davor kam aber noch Sele, nuser netter Hausverwalter, und hat mein Moskitonetz in die Decke gehaemmert und mir dabei meine ersten Kisuahelivokabeln beigebracht. Und dann kam meine erste grosse Dalla-Dalla-Fahrt. Dalla Dallas sind Kleinbusse, in die moeglichst viele Sitzbaenke reingezimmert werden und die einen ueberalle auf ihrer Strecke aufsammeln und rausschmeissen. Der Reiz an der Sache ist, dass sie (meist) viel schneller als Fussgaenger und (immer) viel billiger als Taxis sind. Dafuer mus man aber auf jeglichen Komfort verzichten und sich damit abfinden, dass in einem Mercedes-Sprinter-grossen, zerfallenden Mitsubishi locker 15 Sitzplaetze plus Fahrer- und Beifahrersitze belegt sind und dann nochmal 10-15 Leutre stehen. Manchmal kommt es sogar vor, dass der Kerl, der Ein- und Ausstieg regelt, sogar sagt, das Dalla Dalla sei zu voll. Wenn es dann soweit ist, widerspricht auch keiner, der dann nicht mehr reinpasst. Das war schon eine lustige Fahrt und ich freue mich auf die Rueckfahrt.
Jetzt ist meine Nutzungszeit gleich um und deshalb nur noch gesagt, dass der Supermarkt hier deutsches Preisniveau hat, was mich ziemlich geschockt hat. Jetzt gehen wir gleich noch auf den Markt, um mir einen Steckdosenadapter zu kaufen und dann geht's wieder heim. Da werde ich dann vermutlich todmuede ins Bett fallen.
Naechstes Mal werde ich ein bisschen mehr Zeit hier verbringen, sodass ich dann vielleicht auch mal Fotos hochladen kann und auch Mails schreiben werde.

Bis dahin, kwa heri!