Sonntag, 13. September 2009

Kariakoo...

...ist ein sehr lebendiges Schwarzenviertel in Dar Es Salaam und diente am Samstag als Ausflugsziel für Anni und mich. Als wir das am Freitag Grace erzählten, bestand sie darauf, dass uns Scola, eine Mitarbeiterin von Envirocare, begleitet. Wir waren natürlich erstmal nicht so begeistert, haben dann aber nicht widersprochen, weil wir das Viertel ja noch nicht kannten. Im Nachhinein waren wir beide froh, dass Scola dabei war. Sie hat uns wunderbar in die große Markthalle geführt, die (vor allem für Samstag) relativ ruhig erschien und die mich erst sogar ein bisschen enttäuschte. Ich hatte einen riesigen Markt mit regem Treiben erwartet. Hier schien es nicht einmal Gemüse und sowas zu geben. Aber dann hat Scola uns in den Keller geführt, der nur über eine kleine Treppe zugänglich war und dort war dann genau das, was ich oben noch vermisst hatte. Riesige Säcke voller Obst und Gemüse in einem großen Raum. Scola hat uns durch dieses Kellergewölbe, was dann auch noch weiter abzweigte, relativ schnell hindurchgeführt und ich hatte den Eindruck, dass Weiße nur sehr selten in diesen Räumlickkeiten sind. Es war aber wirklich umwerfend. Fotos habe ich leider keine gemacht, da uns von vornherein alle Leute bei Envriocare und auch hier aus dem Haus gesagt haben, dass wir mit unseren Wertgegenständen sehr vorsichtig sein müssen. Eigentlich dachte ich, mit dem Markt das Highlight des Viertels gesehen zu haben, doch dem war nicht so. Das Highlight ist einfach das Viertel an sich. Auf Straßen, die voller Menschen waren (Emily hatte uns davor noch gesagt, dass die berühmten Bilder der Menschenmassen am Times Square nicht beeindruckender sind und hatte Recht!) führte uns Scola herum. Überall Geschäfte, zwischen drin Autos und Laster, die durch die engen Gassen voller Menschen einfach hupend durchfuhren (in der Regel, je größer, desto schneller) und alle schauten uns an. Manche sprachen uns auch an, aber die hat Scola ziemlich scharf abgewimmelt.
Als wir aus Kariakoo raus waren, hat Scola uns dann noch bis an den Fischmarkt am Indischen Ozean geführt, sodass ich einen ersten umfangreichen Eindruck von der Stadt bekommen habe – wirklich nicht schön! Die Gebäude sind alle runtergekommen, obwohl sie alle noch nicht allzu alt sind. Das enorme Wachstum der Stadt lässt auch leicht vergessen, dass sie ja wirklich noch nicht so alt ist und deshalb wenig Tradition oder so etwas hat. Und auch die Stimmung war nicht allzu angenehm. Das mag aber auch daran liegen, dass ich mich immer noch daran gewöhnen muss, grundsätzlich aufzufallen und von vielen angesprochen zu werden (“Cheap trip to Sansibar?” “Want to go to Arusha?”, usw.). Ansonsten versuche ich mehr und mehr Anschluss vor Ort zu finden, im gemütlichen Makongo. Dazu ist mir ein wichtiger Schritt am Freitag geglückt, als ich Sele gebeten habe, mich doch mal kurz auf den Bolzplatz zu begleiten. Er hat mich dann runtergebracht und dann konnte ich sofort mitspielen. War echt spannend. Das Alter der Mitspieler bewegt sich irgendwo zwischen 8 und 40 und die Stimmung war gut. Weniger gut waren die “Platzverhältnisse”. Bei dem Areal überhaupt von einem Sportplatz zu sprechen, wäre der eigentlichen Bedeutung des Worts unangemessen. Es handelt sich um einen Sandplatz, der in etwa die größe eines Fußballfelds hat. An beiden Enden steht ein selbstgezimmertes Tor. Und was dazwischen liegt, lässt nicht mehr auf einen Sportplatz schließen. Aber der Spaß am Spiel ist ja entscheidend :)
Nach dem Spiel wurde ich dann auch gleich fürs nächste Mal eingeladen, sodass ich am Samstag morgens um acht wieder auf der Matte stand. Der ein oder andere mag sich jetzt fragen, warum ich so früh schon auf den Beinen war, aber das ist leicht zu erklären: da die Zimmer hier keine Fensterscheiben, sondern nur Moskitonetze haben und draußen ab sechs Uhr immer Betrieb ist, ist der Schlaf meist eine unruhige und kurze Angelegenheit. Aber das ist, wenn man bedenkt, dass es von morgens sechs bis abends sieben Sonnenlicht gibt, auch relativ logisch. Ab sieben Uhr abends ist es nämlich stockdunkel, sodass man auch einfach früher ins Bett geht. Nur der Muezin der Moschee ist immer noch spät abend und dann wieder früh morgens (um vier!) zu hören.
Abschließend hier noch meine Postadresse:
Hannes Lindenberg
c/o Envirocare
P.O Box 9824
Dar Es Salaam

Nachtrag: die ersten Fotos sind online

1 Kommentar:

  1. Hallihallo Hannes!
    Wow, das du Ausdauer hast, so viel und ausfürhlich und mit Schreibkompetenz (ganz im Ernst!) zu schreiben, ich habe mir grade vorgestellt, dass man daraus auch ein schönes Buch machen könnte, wenn du nicht demnächst aufgibst.
    Das mit dem frühen Sonnenuntergang hat mich in Ecuador immer übel abgefuckt, ich fand immer, dass einer der größten Vorteilee des deutschen Sommers war, abends ewig lang draußen sitzen bleiben zu können, und so habe ich meinen Sommer ja eigentlich dieses Jahr komplett verpasst.
    Was du von den großen Märkten erzählst, kommt mir auch bekannt vor, auch das dauernde englabert werden wegen anderer Hautfarbe - hola, gringita! Naja und das du schon deine Homies gefunden hast wundert mich keinen Meter freut mich aber umso mehr ;-) die einen finden so Anschluss an Landsleut, andere so :D
    Viele Liebe Grüße (fast letztmalig) aus Dreieich, (ab Samstag steigt mein Umzug...)
    Lisa

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