Ein entspanntes Wochenende liegt hinter mir – meines Erachtens zu entspannt...wie berichtet war ich ja in der Nacht von Donnerstag auf Freitga unterwegs und dementsprechend kam ich am Freitag ziemlich fertig von der Arbeit wieder. Natürlich weniger wegen der anstrengenden Arbeit, als einfach wegen meiner Müdigkeit. Demzufolge bestand der Freitag dann für mich auch nur noch aus schlafen und essen. Das Essen hat aber eine extra Erwahnung verdient, denn Anni und ich haben dieses beim Makongo Resort, der Bar, die uns allabendlich mit Musik in den Schlaf wiegt, eingenommen. Natürlich Chipsi na kuku (Pommes mit Hühnchen). Jetzt habe ich also auch mal die Nachbarbar kennengelernt, was ich seit dem ersten Tag schon machen wollte. Ich denke, es wird nicht der letzte Besuch gewesen sein.
Am Samstag standen dann typische Wochenenderledigungen wie Wäsche waschen und Zimmer putzen an – wenig spannend. Danach haben Anni und ich uns mit Nicolas getroffen. Diesen jungen Mann haben wir beim TOAM-Workshop vorletzte Woche kennengelernt und er wollte uns mal sein zu Hause zeigen. Das sah von außen zwar ziemlich runtergekommen aus, war innen aber geräumig, mit Couchgarnitur und Ferseher ausgestattet und Nicolas und sein WG-Kollege Yussuf beschäftigen immerhin eine Hausangestellte. Das scheint hier allerdings nicht besonders zu sein. Jeder, der ein bisschen Geld selbst verdient, leistet sich diesen in Deutschland ja doch exklusiven Dienst. Die Dame, die bei Nicolas und Yussuf arbeitet, hat ein wunderbares Ugali für uns gekocht. Ugali ist ein weißer Brei, von dem ich immer noch nicht genau weiß, woraus er besteht und den man mit der Hand ist. Dazu gibt es Fisch, Kohlgemüse, Hühnchen und was einem eben alles so einfällt. Der Brei selbst schmeckt nach ziemlich wenig und es ist mir unverständlich, dass es eine solche Speise geschafft hat, Nationalgericht zu werden. Mit den ganzen Beilagen wird die Sache dann aber dochschmackhaft und der Brei garantiert, dass man satt wird. Das könnte auch der Grund sein, dass Ugali so populär ist: es braucht kaum Zutaten und macht schnell satt. Bewundernswert fand ich, wie gekonnt unsere beiden Gastgeber mit der Hand gegessen habe. Ja, da gibt es Kriterien, die zeigen, ob man das kann oder nicht. Bei mir war danach von den Fingerspitzen bis zur Schulter (okay, vielleicht nicht ganz so weit) alles eingesaut, mit Fleischresten und Soße. Die beiden Ugaliprofis hingegen habe es irgendwie geschafft, nur den Brei in die Hand zu nehemen und diesen als Besteck zu benutzen. Auf jeden Fall waren deren Hände kein bisschen verschmiert oder so. An diesem Kriterium könnte ich meinen Integrationsgrad messen lassen. Da ich aber selber wenig Interesse daran habe, diesen geschmacklosen Brei zu essen und nicht die Fähigkeiten besitze, die wunderbaren Beilagen herzuzaubern, werde ich nur selten trainieren können...also werde ich das mal nicht als Integrationsgraf anwenden.
Der restliche Samstag war vor allem davon überschattet, dass ich mir im Internetcafé eine Unzahl Viren auf meinen USB-Stick holte und beim löschen jener dann viele wichtige Dateien mitgelöscht habe. Also bin ich nochmal ins Internetcafé zurück und habe mir einen “AviraAntiVirUnEraser” runtergeladen, gemeinsam mit einem weiteren Heer Viren. Bevor ich diesen dann bis nachts um halb zwei anwenden konnte, meine Dateien rettete und den USB-Stick dabei über den Jordan schickte, waren Anni und ich im Kino. Das war allerdings nur eine Notlösung. Eigentlich wollten wir an die Beachbar, in der ich am Donnerstag war, doch haben wir von diesem Vorhaben abgelsassen. Grund dafür war, dass der Besitzer unserer Appartments nach dem Donnerstag ein wenig besorgt war, weil wir nachts so spät heimkamen und er bat uns, etwas mehr aufzupassen. Also hatten wir uns entschlossen, zumindest an diesem Wochenende darauf zu hören und wollten mit Emily weg. Die spricht ja auch ein bisschen Kiswahili (aber nicht so gut, weil sie aus Uganda kommt) und sollte uns dann quasi beschützen. Aber dann hat Emily lang arbeiten müssen und wollte nicht mehr weg, weshalb wir dann ein bisschen blöd dastanden. Um den Hausfrieden aufrecht zu erhalten, waren wir dann nur im Kino. Auf dem Rückweg haben wir dann ein Dalla Dalla genommen, das auf dem Weg in die Garage war (die fahren nur bis 22:00). Das wussten wir allerdings nicht und so kam es, dass wir dann noch eine Viertel Stunde durch die Dunkelheit laufen mussten. Das war vermutlich so ziemlich genua das, was Emily, Mr. Mushi (der Hausbesitzer) und alle anderen nicht wollten – und wir ja auch nicht. Schlussendlich kann ich aber die freudige Botschaft verkünden, dass ich noch lebe. Klingt komisch, ist aber so. Und nächstes Wochenende geht es dann an den Strand. Jedoch mit der Vorgabe, dass wir ein Taxi für den Rückweg nehmen, da das bis vor die Haustür fährt. Zwar glaube ich, dass die Gegend hier echt sicher ist, aber ich denke nicht, dass es sich lohnt, die ganzen Leute hier total in Sorge zu versetzen, nur um ein oder zwei Euro mehr für einen sichereren Transport im Taxi gegen irgendwelche anderen Möglichkeiten (Bajaj oder Dalla Dalla) einzusparen. Klingt irgendwie alles sehr dramatisch...:)
Als großes Event des Wochenendes galten für mich die Wahlen, deren Ergebnis ich allerdings ein bisschen fürchtete. Den Wahlabend haben Anni und ich in der Botschaft verbracht. Wir sind extra ein bisschen früher hingefahren, um dann noch ein wenig in der Stadt spazieren zu können. Mein erklärtes Ziel war es, einmal den Rugbyplatz zu besichtigen. Als wir aber auf das Clubgelände wollten, das auch einen Golfplatz und zig Tennisplätze beherbergt, wurde uns gesagt, wir mpssten Clubmitglieder sein, um das Gelände betreten zu dürfen. Da will ich gar nicht wissen, wie hoch erst die Gebühren sind, um in diesem Club sein zu “dürfen”. Über den “Sea View”, eine Straße, die, wie der Name schon sagt, am Meer liegt, und die sehr, sehr schön ist, sind wir dann zur Botschaft gelaufen, wo wir viel zu früh ankamen. Im Empfangsraum des Hauses, in dem auch die britische und die niederländische Botschaft untergebracht sind, waren die Säulen bereits mit schwarz-rot-goldenen Tüchern geschmückt und das ZDF lief über einen Beamer. Noch war es eine gute Stunde bis zur ersten Hochrechnung. Als diese dann zu einem Gläschen Serengeti-Bier geliefert wurde, war die Stimmung nicht gerade berauschend. Es schien mir, als wären die Mehrheutsverhältnisse im Bundestag anders, als sie unter den Deutschen in Tansania sind. Für mich hatte das ganze aber auch etwas positives: da ich zwei Tage zuvor Umfragewerte gesehen hatte, habe ich das Wahlergebnis relativ genau getippt (CDU: 34% SPD 24% FDP 14% Linke 12% Grüne 11%) und somit das Tippspiel in der Botschaft gewonnen. Preis war eine Tasche des Auswärtigen Amts mit einer CD Händels und einem Anstecker drin – wirklich exklusiv! Außerdem wurden wir von einer der Organisatorinnen des Fests zum 3. Oktober zu jenem Fest eingeladen. Anni hat nämlich auch sehr gut getippt und ebenfalls gewonnen. Das mit dem 3. Oktober ist deshalb auch ganz lustig, da in vielen Ländern an diesem Tag einfach eine Botschaftsparty in der dt. Botschaft gemacht wird. Als ich den deutschen Botschafter darauf angesprochen habe, meinte der, das wäre in Tansania aber nicht so und es käme bloß eine geladene Gesellschaft, zu der wir mit Sicherheit nicht gehören (so der klare Unterton). Da war ich erst einmal ein bisschen enttäuscht. Inzwischen weiß ich aber nicht einmal, ob ich da nächstes Wochenende wirklich hin will. Denn wenn dort nur geladene Gäste kommen, werden dort noch weniger gleichaltrige sein, als bei dem Wahlabend und es wird noch formeller zugehen. Allerdings wurde mir gesagt, würde es dort mehr zu essen geben ;)
Meine größte Hoffnung an den Abend war, weitere Freiwillige kennenzulernen und das ist mir nach anfänglichen Schwierigkeiten auch gelungen. Ja, es stellte sich sogar raus, dass zwei Freiwillige hier in Dar tätig sind. Mit vier anderen Freiwilligen vom nordelbischen Missionszentrum waren wir dann nach der Wahlparty noch etwas trinken. Die Unterkunft zu nennen beschämt mich, denn ich hatte ein wirklich schlechtes Gewissen, dort hinzugehen. Allerdings kamen die anderen vier alle von weiter weg und hatten vorgeschlagen, mal im Kempinski Kilimanjaro vorbeizuschauen. Also sind Anni und ich mit. Die Bar befindet sich dort im obersten Geschoss und man hat einen wunderbaren Blick auf den Hafen, der auch nachts zu beeindrucken weiß. Ein Bier kostet dort in etwa das dreifache wie im Makongo Resort, ist aber mit 5000 Tsh auch nicht teurer als in einer normalen deutschen Kneipe. Trotzdem war es echt komisch, in so einem Hotel zu verkehren und ich fühlte mich fehl am Platze. Nach einem Bier ging es dann aber auch heim. Jetzt höre ich Händels Trompetenkonzert g-moll HWV 287 gepaart mit afrikanischem Hip-Hop aus der Nachbarschaft.
Lala salama na baadaye!
Achja, es waere schoen, wenn der ein oder andere mal signalisieren koennte, dass irgendjemand diesen Blog hier liest.
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Hallo Hannes!
AntwortenLöschenJa, dein Blog wird auch in der Toscana verfolgt!
Bin gerade mit Anne in Lucca, am Wochenende war Julian hier, hat mit uns seinen Geburtstag gefeiiert. Gleich sitzt er wieder im Flieger nach Berlin - und kommt in einem Land an, dessen Aussenminister Guido Westerwelle heisst!
Ab Sonntag bin ich in Eppstein, dann melde ich mich mal ausfuehrlicher! Bis bald!
Simon und anne
Hallo Hannes,
AntwortenLöschenauch in Püttlach wird dein Blog mit großem Interesse gelesen.
Liebe Grüße aus der Browinz:
Hermien
Hi Hannes,
AntwortenLöschenauch in den Taunusbergen werden Deine Blogeinträge mit Interesse verfolgt! Ich freue mich immer, von Dir zu lesen. Auch, wenn Du schreibst, sprudelst Du förmlich über vor Mitteilungsdrang. Das gefällt mir. Liebe Grüße von daheim!
Mama
Hallo Hannes,
AntwortenLöschenauch ich lese deinen Blog mit sehr großem Interesse. Es ist schön von deinen ersten Schritten in fernen Landen zu hören!
Gerade ich finde das momentan sehr spannend! Gestern habe ich die erste Bewerbung für mein Auslandsjahr abgeschickt...!!! Das ist wirklich ein sehr komisches Gefühl, aber andererseits freue ich mich auch unheimlich!
Zwar zieht es mich, wie Simon, auch eher nach Süd- und Mittelamerika, aber ich muss schon sagen, das Afrika, welches du hier beschreibst, klingt sehr faszinierend und spannend!!
Ich wünsche dir weiterhin so viel Erfolg, wie du ihn bisher hattest!
Alles Liebe und bis bald...
Julika