Diese Woche stand der Sprachkurs auf der Tagesordnung. Und es war angedacht, dass er das auch noch die nächsten beiden Wochen tut. Anni und ich haben täglich zwischen neun und eins mit Ghati, unserer Lehrerin, zusammengesessen und versucht, Kiswahili zu lernen. Zu Beginn wirkte die Angelegenheit ausgesprochen unüberlegt und spontan. Eigentlich wirkt sie immer noch so, doch hat sich meine Erwartungshaltung positiverweise geändert. Ich war mir nämlich eigentlich sicher, dass ich das Geld, das ich für den Sprachkurs hinlegte genausogut in zwanzig billige Wörterbücher, 400 Dalla-Dalla-Fahrten, mehrere Schifffahrten nach Zanzibar, fünfzig Packungen Milch oder 800 Bananen hätte investieren können und das genauso viel an meinen Sprachkenntnissen ändern würde, wie die Stunden mit Ghati.
Jetzt, es ist Donnerstag Abend, kann ich aber sagen, dass ich schon einen gewissen Einblick in die Sprache erhalten habe. Anni und ich ziehen die maximal mögliche Menge an Informationen aus Ghati raus und heute hatte sie sogar etwas vorbereitet: sie hat uns in die grammatischen Grundlagen der Sprache eingeführt, was uns aber eher verwirrt hat. Das liegt einfach daran, dass sich bestimmte Wortarten eben nicht mit irgendwelchen europäischen “Phänomenen” (Pronomen, Adjektive, Adverben, blablabla...) vergleichen lassen und Gathi das scheinbar nicht ganz versteht. Um das für Linguisten und andere Interessierte zu veranschaulichen (alle anderen bitte zum nächsten Absatz springen und bei “Aber Anni...” wieder einsetzen): Wir haben gefragt, ob es so etwas wie Adverben gibt und ob sich diese sicht- und hörbar von Adjektiven unterscheiden. Darauf wollte uns Ghate klar machen, dass Wörter, die mit der Silbe -ni enden (wie ich seit heute in meinem Block stehen habe, mir aber nie merken werde, heißen sie vielezi) mit Adverben vergleichbar sind. Dabei wird dieses Suffix lediglich als Allround-Präposition verwendet (shule = Schule; Ninaenda shuleni = Ich gehe in die Schule). Aber dass man “in” die Schule geht, war für Ghati eben schon eine detailiertere Beschreibung des gesamten Vorgangs gehen. Naja, das ist eben alles etwas anders hier...Sollten zu der Sprache noch Fragen bestehen, ich könnte versuchen, sie zu beantworten.
Aber Anni und ich haben dann einfach irgendwann ein Kinderbuch aus der Bibliothek geholt und dann haben wir das Wort für Wort, Satz für Satz, bearbeitet. Da habe ich gemerkt, dass ich die Zeiten, die Satzstellung und auch schon ein kleines Repertoire an Vokabeln durchaus in meinen Kopf reinbekommen habe. Nichtsdestotrotz werden Anni und ich die drei Wochen wohl nicht zu Ende bringen, denn dafür ist das Unterfangen wirklich zu konzeptlos und dementsprechend das Geld einfach nicht wert. Wir haben, wie es sich gehört, bereits die erste Hälfte bezahlt, werden dann aber auch nach der Hälfte der Zeit abbrechen. Ich denke, ein gewisses Grundverständnis für die Sprache habe ich inzwischen (auch in den Wochen vor dem Kurs) erworben und darauf lässt sich aufbauen!
Nun zur Arbeit: zuerst einmal habe ich beschlossen, nur noch zweimal die Woche ins Internet zu gehen. Als ich meinen Arbeitsalltag geschildert habe, habe ich ja erwähnt, dass ich viel Zeit mit Mails schreiben und mit warten auf Antworten verbringe. Um mich aber mehr auf die Leute im Büro und die Sprache und einfach auf meine Umgebung einzulassen, will ich nicht mehr ganz so viel vor den Rechnern im Büro rumhängen. Bis jetzt ist mir das nur halb geglückt, doch muss ich zu meiner Verteidigung sagen, dass ich nur Organisatorisches (und die Champions League Ergebnisse) nachgeschaut habe.
Die Bibliothek bleibt im Moment ein bisschen chaotisch und wird nur langsam weiter aufgeräumt, weil Anni und ich ja mehr als die Hälfte des Tages Sprachkurs haben. Aber langsam scheint hier ein Ende in Sicht zu kommen. Was danach kommt, bevor wir Anfang November nach Moshi gehen, ist noch nicht wirklich sicher. Vom Eine-Welt-Netz kam der Vorschlag, etwas für eine Anti-Malaria-Kampagne, an der der Verein teilnimmt, zusammenzustellen. Dieses Vorhaben will ich demnächst, wenn die Bibliothek abgeschlossen ist, in Angriff nehmen. Dazu ermutigt hat mich dass ich heute einen weiteren meiner Nachbarn hier in den Appartements kennen gelernt. habe Er arbeitet bei der staatlichen Krankheitspräventionsorganisation (oder so ähnlich...), beschäftigt sich viel mit HIV/AIDS-Prävention und hat mir auf meine Nachfrage hin angeboten, mir Ansprechpartner von seiner Organisation zum Thema Malaria heranzuziehen. Mal sehen, was dabei rumkommt.
Zum Schluss vermutlich die Neuigkeiten, auf die hier alle am gespanntesten warten: ja, meine Blase am Fuß ist verheilt und ich bin auf den Boltzplatz zurückgekehrt – auf der Position namba tatu (Nummer drei), also linker Außenverteidiger. Dort marschiere ich in Manier eines Philipp Lahm auf und ab, kämpfe mit den Bodenwellen, dem Staub, auf dem ich mehr rutsche, als laufe, dem Strommast, der in meiner Abwehrecke steht, dem Abhang am Spielfeldrand und hin und wieder auch mal mit meinen Gegenspielern. Ich bekomme den Ball zwar nur sehr selten, da ich scheinbar noch nicht vollstes Vertrauen genieße, aber ich habe immer großen Spaß und es tut einfach gut, jeden Tag nach der Arbeit eine Runde Sport machen zu können. Und nächste Woche, am 07.10., geht die Liga los. Zu gegebenem Zeitpunkt, wenn ich auch selber mehr weiß, gibt es mehr Infos. Ich weiß bis jetzt nur, dass der Platz irgendwo weiter weg liegt, wo keine Dalla Dallas hinfahren und da hier auch keiner ein Auto hat, werden wir laufen. Aber einer der Jungs meinte, wir wären ja alle Sportler und deshalb bräuchten wir nur eine halbe bis dreiviertel Stunde, um bis zum Austragungsort zu joggen, um dann zu spielen und wieder zurückzulaufen. Bin echt mal gespannt, was da auf mich zukommt :)
Achja, ich habe mich übrigens sehr über die Kommentare und die Mails von den verschiedenen Leuten gefreut – ahsante sana!
Tutaonana baadaye!
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