Achtung, Achtung! Dieser Blogeintrag ist lang und ein bisschen trocken. Trotzdem viel Spass beim lesen.
So, das Projekt kann als gestartet gelten. Ich denke, es ist an der Zeit, genauer zu beschreiben, wie der Plan aussieht: anders als von mir angenommen, bauen wir keine Kooperatvie von Kaffeebauern in der Kilimanjaroregion auf. Diese Kooperative existiert bereits und wird in Form einer Organisation namens G 32 koordiniert. Diese große Kooperative setzt sich aus 32 Untereinheiten zusammen. Das Ziel von Envirocare ist es nun, Qualität und Quantität des Kaffees von hier zu erhöhen und in Kombination damit mehr Profit für die Bauern rauszuschlagen. Unter Erhöhung der Qualität wird vor allem verstanden, dass der Anbau des Kaffees umweltverträglich stattfindet.
Die Vorgehensweise ist wie folgt: bis April sollen wir elf der zweiunddreißig lokalen Untereinheiten genauer unter die Lupe nehmen. Das bedeutet im Klartext, aus jeder Kooperatvie werden 272 oder 273 Bauern registriert, sodass wir am Ende 3000 Bauern registriert haben. In der Registrierung wird festgehalten, wie viel Kaffee die Bauern anbauen, welche Dünger sie verwenden, was sie sonst noch anbauen und auch, wie sich das familiäre Umfeld gestaltet. Das meint, was arbeitet die Frau, hat man Kinder, irgednwelche Nebeneinkünfte neben dem Bauernhof, etc. Das familiäre Umfeld wurde, glaube ich, relativ unzusammenhängend in den Kontext eingeführt, da der Spender des Projekts die Anforderung stellte, dass auch etwas zur Entwicklung von Frauenrechten und für Frauen als Unternehmer getan wird.
Für die Registrierung fahren wir in die Untereinheiten in den tiefen Dschungel am Kilimanjaro und machen mit neun Farmern einer jeden Einheit ein „Needs Assessement“ (in dem die Bauern angeben, was sie eben beim Kaffeeanbau so benötigen, was sie sich erwarten, etc.) und lassen sie dann eben noch das Registrierungsformular ausfüllen. Für die anderen ca. 260 Bauern einer jeden Einheit organisiert dann der Manager die Registrierung und lässt uns dann die Formulare zukommen, sodass wir alles digitalisieren. Mal schauen, wie lange das noch dauert. Neben den neun Needs Assessements wird noch mit dem Sekretär und dem Manager einer jeden Einheit ein Fragebogen über deren Wissensstand bezüglich Kaffeeanbau ausgefüllt. In diesem geben die beiden an, in welchen Bereichen (z.B biologischer Kaffeeanbau, Erosion, Administation u.v.m.) welcher Wissensstand vorliegt. Ziel ist es, durch zahlreiche Workshops die Mitglieder der Kooperative fortzubilden. Deshalb auch die Fragebögen an Sekretär und Manager jeder Einheit, da diese Anfang Dezember auf einen Workshop nach Kenya fahren und das ja gut vorbereitet sein will.
Ich muss sagen, diese Einheiten scheinen mir durchaus sehr gut organisiert zu sein. Man könnte ja meinen (und das Vorurteil hatte ich auch), dass diese Herren – und auch Damen ! –bloß irgendeiner Einheit zugeteilt wurden und sonst nichts miteinander am Hut haben. Dem ist aber gar nicht so und bis jetzt habe ich den Eindruck, dass hier wirklich gut zusammengearbeitet wird. Eine Gruppe hat uns ihre eigene Kaffeeverarbeitungsanlage gezeigt. Bei einer anderen Gruppe waren wir viel zu spät und alle waren schon weg, doch dann kamen wir und innerhalb von fünfzehn Minuten kamen zwanzig Leute. Woher, weiß ich nicht, da wir wirklich im Busch waren und ich den Eindruck hatte, von einem Haus zum nächsten müsse man Kilometer weit laufen. Das Handz machts|s möglich...
Warum schreibe ich nun in die Überschrift „Arbeit oder Nichtarbeit“?
Dienstag, Donnerstag und hoffentlich auch heute waren/werden wirklich anstrengende Tage, an denen wir mehr als zehn Stunden unterwegs waren (fuer heute gilt, wir warten noch auf unseren Fuehrer, der mit uns in die Einheiten faehrt, aber der wird wohl bald kommen). Montag und Mittwoch aber eben nicht. Am Montag war Grace erstmals im Büro und noch dazu Francis und Doris, zwei Praktikanten aus Dar. Unser Team besteht also aus Grace, zwei Freiwilligen, die dich Sprache nur sehr rudimentär beherrschen und dann noch zwei Praktikanten. Wir stellten dann erst einmal fest, dass wir auf jeden Fall mindestens ein Auto brauchen. Und wundersamerweise funktionerte der Toyota Pick-Up aus der Garage sogar noch, obwohl er schon ewig nicht mehr benutzt wurde. Blöderweise ist das Auto aber erstens nicht versichert und hat zweitens keine Lizenz für die Straße- Diese Lizenz gilt es, jährlich zu erwerben und das wurde seit drei Jahren nicht mehr gemacht, sodass inzwischen eine gehörige Summe nachzuzahlen ist. Das Problem ist nun provisorisch gelöst, indem wir einen Fahrer angestellt haben, der für ein bisschen Geld die ganze Verantwortung übernimmt. Aber da er aus Moshi kommt und alle Polizisten kennt, braucht er sich zumindest hier in der Stadt keine Sorgen zu machen, angehalten zu werden. Dass wir einen Fahrer haben ist aber eigentlich etwas unverzichtbares. Dieser Herr ist, da bin ich fest überzeugt, der beste Autofahrer, bei dem ich je mitgefahren bin: Handbremse kaputt, schlammige Straßen, regelmäßig (geschätzt) mehr als 25% Steigung und trotzdem ist Verlass darauf, dass wir ankommen.
Neben den zahlreichen Bekanntschaften, die man hier mit den Bauern macht, ist die Autofahrt stets ein Highlight. Ich nehme immer auf der Ladefläche des Pick-Ups Platz, von wo aus ich einen traumhaften Blick über die Hänge des Kilimanjaro und in die weite Ebene unter Moshi habe. Die Natur hier ist jeden Tag von neuem eine große Freude für mich.
Nächste Woche wird dann wieder mehr oder weniger arbeitsfrei sein, weil Francis und Doris bereits am Sonntag wieder nach Dar zurückkehren und Grace bis Donnerstag daheim in Uganda ist. Außerdem warten wir noch bis 25. November auf die ganzen Registrierungsformulare und erst dann wird in Excel losgetippt.
Tutaonana baadaye!
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