Montag, 2. November 2009

Moshi...

...ist Kiswahili und bedeutet Rauch. Dass die Stadt, die ich seit Samstag meine Hood nennen darf, diesen Namen trägt, ist kein Zufall. Der mächtige Hausberg, der auf den Name Kilimanjaro hört, hüllt sich Tag ein, Tag aus in einen dichten Wolkenschleier. Nur am ganz frühen Morgen scheint er sich auch jenen zu zeigen, die nicht grade auf seinem Gipfel stehen ein umwerfender Anblick! Doch nicht nur dieser riesige Berg beeindruckt mich hier sehr. Moshi ist umgeben von Wäldern, die Erde ist knallrot, die Sonne scheint, ein kühler Wind weht vom Berg runter, Bäume blühen lila, die Vögel zwitschern morgens, die Grillen zirpen abends. Es ist einfach alles unglaublich malerisch. Auch die Stadt selbst hat einen wunderbaren Mix aus geschäftigem Treiben und dem Wesen einer gemütlichen Kleinstadt. Anders als in Dar ist die Luft hier nicht voller Staub (was sich aber in trockeneren Zeiten wahrscheinlich leider ändern wird) und stinkender Abgase, sondern einfach frisch.
Es geht mir also gut. Anders als geplant, hat uns Grace doch nicht im Bus begleitet. Sie kommt Mitte bis Ende der Woche und dann soll unser Projekt starten. Bis dahin haben Anni und ich noch Zeit die Stadt zu erkunden. Wir wohnen zwar einige Kilometer vom Stadtkern entfernt, brauchen zur Dalladallastation aber nur eine Minute und von da aus sind es dann unr fünf bis zehn Minuten in die Innenstadt. Eine wunderbare Wohnsituation also. Auch unsere Unterkunft lässt wenig Wünsche offen. Beide haben wir ein Zimmer, dazu ein Wohnzimmer und eine Küche, die von unserem Vorgänger schon ganz gut ausgestattet wurde. Die Tatsache, dass auf der anderen Straßenseite das Gefängnis ist, könnte den ein oder anderen in Sorgen versetzen, aber keine Angst! Die Herren dort kann ich täglich beim bestellen ihrer Gemüsebeete beobachten. Sie scheinen ganz nett zu sein und bleiben in ihrem Gehege, obwohl ich noch keinen Wachmann gesehen habe und es keine Mauern gibt. Okay, das hat jetzt nicht dazu beigetragen, Sorgen zu verringern, aber was soll's!? Die Atmosphäre hier in der Nachbarschaft ist unglaublich entspannt und für den Fall der Fälle: die Aufgabe, die in Dar noch die beiden Nachbarhunde nachts erfüllt haben, erfüllt bei uns ein Masaai. Das hat den Vorteil, dass er uns sofort wiedererkennt und er uns auch noch die Tür öffnen kann. Außerdem fängt er nicht nachts um drei an, mit den anderen Hunden im Viertel rumzuheulen (zumindest hat er es bis jetzt noch nicht gemacht).
An unseren ersten beiden Tagen haben wir die Stadt zu Fuß schon in weiten Teilen erkundigt. Erwähnenswert ist auch, dass wir an der International School Moshi mit weit offenen Armen zu den verschiedenen Sportaktivitäten empfangen wurden: Rugby, Fußball und ein Kraftraum warten hier auf mich, wenn denn Zeit da ist. Es ist ein wenig schade, dass ich für Sportarten wie Fußball oder Rugby eine solch elitäre Einrichtung aufsuchen muss. Jedoch scheint das generelle Interesse an halbwegs zweckmäßigen Sportuntergründen sehr gering zu sein und deshalb lässt sich beispielsweise Rugby, wofür man lediglich einen Acker braucht, nirgendwo anders spielen. Dass ein Platz von den Leuten gehegt und gepflegt wird, habe ich noch nicht gesehen. Auch gibt es keine wirklich großen organisierten Ligen. Der Sportkoordinator der International School meinte, die einzigen nationalen Wettbewerbe in irgendwelchen Sportarten fänden auf den Arealen der International Schools in Moshi, Arusha und Dar statt. Ich glaube, abgesehen von der Fußballliga stimmt das auch.
Nach meiner Fahrt von Dar nach Moshi kann ich aber auch verstehen, dass es kaum nationale Ligen geben, die erfordern, dass alle ein bis zwei Wochen die Fahrt in eine andere Stadt ansteht. Auf der Strecke, die wir zurücklegten durchquerten wir zwar traumhafte Landschaften, aber auf den mehr als fünfhundert Kilometern fuhren wir durch ein, zwei größere Häuseransammlungen, die als Kleinstädte durchgehen, ansonsten noch durch ein paar Dörfer. Und die Straßenverhältnisse tun ihr übriges, dass die Fahrt von einer Stadt in die nächste ein Tagesausflug wird. Da es hier aber gar keinen Profisport gibt, kann sich vermutlich niemand leisten, das ganze Wochenende für den Sport zu opfern. Verständlich. Nun ja, das zum tansanischen Sportwesen.
Bis bald mal wieder, dann mit Neuigkeiten vom Projekt!

Fotos auschecken :)

2 Kommentare:

  1. Hey! Danke für die Karte, die heute ankam: So ein Wetter haben wir hier auch. Weniger Regen zwar, dafür Kälte. Ich bin gespannt auf Bilder vom Kilimanjaro! Grüße, Simon

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  2. Hannes! Gehege! Im Gefängnis! Du bringst da ein bisschen was durcheinander!
    Bin auch gespannt auf Bilder vom Hausberg. Auch darauf, wie Dein Projekt aussehen wird.
    Was machen die Sprachkenntnisse? Und was hast Du auf dem einen Foto im Mund? Einen Tintenfischarm? Puuuhh! Lecker? Ich weiß nicht...
    Liebe Grüße! Mama

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