Freitag, 23. Oktober 2009

Ganz so arbetislos, wie es einigen erscheinen mag, bin ich nicht! Rechtzeitig vor unserem Zanzibarkurzurlaub haben wir die Bibliothek vollendet. Ein schönes Gefühl und es scheint mir so, als wäre es nicht ganz umsonst gewesen. Wenn ich dann in einem halben Jahr oder spätestens zum Abflug wieder zurückkomme, hoffe ich natürlich, sie immer noch in einem Topzustand vorzufinden. Ich werde bei Gelegenheit davon berichten. So viel von der Arbeit.
Wer ist Julius Nyerere? Wer weiß es? Okay, letzte Woche war sein Todestag, ich berichtete...aber inzwischen weiß ich noch ein bisschen mehr. Mwalimu Nyerere (Lehrer Nyerere) war tatsächlich mal Lehrer, bevor er sich ausschließlich der Politik hingab. Von seinem Volk wurde er aber weiterhin Mwalimu genannt. Beim europäischen Filmfestival wurde ein Tansanischer Film über diesen Vater der Nation gezeigt. Dass er scheiterte, ist völlig egal, denn, so einer der Beiträge im Film, keine afrikanische Revolutione verlief auf lange Sicht erfolgreich. Da stelle sich lediglich die Frage, ob man mit einer guten Absicht oder aber aufgrund von Korruption und eigener Bereicherung des Dikators scheitere. Bei Nyerere sei ersteres der Fall gewesen, sodass sein Scheitern nicht weiter ins Gewicht fällt. Insgesamt gab es in dem gesamten Film kein einziges kritisches Wort über den Staatshelden. Kommentare kamen von seiner Frau, dem ehemaligen Präsident Mkapa (der als unglaublich korrupt gilt) und anderen wenig neutralen Personen. Ein Wort der Kritik scheint absolutes Tabu zu sein. Ein bisschen erschreckend, finde ich. Insgesamt scheint es hier um die Bildung nicht allzu gut zu stehen. Ein hartes Urteil, aber bei einem solchen Schulsystem fällt das nicht schwer: in der Grundschule wird auf Kiswahili unterrichtet, es gibt ein wenig Englischunterricht. Danach, in der Secondary School, wird nur noch Englisch gesprochen, außer im Kiswahiliunterricht. Da die wenigsten daheim Englisch lernen und (auch in Deutschland) kein Kind in der Grundschule durch ein paar Unterrichtsstunden so gutes Englisch lernen kann, dass es im Unterricht erfolgreich ist, kommen nur die, die sehr motiviert, talentiert oder gut unterstützt werden, weiter. Gute Unterstützung ist vor allem finanzieller Art möglich, da Privatschulen oft schon ab der ersten Klasse auf Englisch unterrichten. Einige Freiwillige, die ich hier getroffen habe, haben mir von diesem großen Problem des Bildungssystems erzählt. Oft sitzen die Schüler einfach den ganzen Tag in der Klasse, verstehen kein Wort und fallen somit beizeiten durch. Wer sich das ausgedacht hat, weiß ich nicht...vielleicht Mwalimu Nyerere?

Neben dem Nyererefilm werden bei dem Filmfestival aber vor allem europäische Filme ausgestrahlt, sodass es mir möglich war, “Wer früher stirbt ist länger tot”, den Lieblingsfilm aller Bayern, anzuschauen. Ein bisschen Heimatfeeling, viele Gitarrenklänge, der Anblick toller Kuchen und schöner Brotzeiten. Und besonders schön war, dass die Tansanier auch einen Riesenspaß an dem Film haben (kam in Originalsprache mit Untertiteln). Etwas komplizierter zu verstehen war die schweizer Komödie “La Habana”. Sie war angeblich auf Deutsch. Das war aber so ein extremer schweizer Kauderwelch, dass ich die ganze Zeit die französischen Untertitel gelesen habe. Wie die Tansanier das Problem gelöst haben, dass nur kurze Passagen auf Englisch waren und der Rest eben in Schwizerdütsch/Französisch zum besten gegeben wurde, weiß ich nicht. Aber auch hier waren die Reaktionen des Publikums sehr positiv.
Ansonsten bleibt zu sagen, dass ich bis Ende nächster Woche nicht mehr schreiben werde, da ich ja im Urlaub bin. Und direkt danach folgt der Umzug nach Moshi. Dort werde ich dann auch nicht mehr so viel Internetzugang haben. Ihr schafft das trotzdem! Und ich hoffentlich auch ;)

1 Kommentar:

  1. Hey Bruder!

    In Nicaragua war das auch so mit den Volkshelden, zu denen ja auch der derzeitige Präsident und Ex(!)-Revolutionär Daniel Ortega zählt. Kritik war nicht erwünscht, und sollte man sich erdreisten, sich negativ über eine solche Koryphäe zu äußern, musste man sich viele ermahnende Worte anhören... Sei's drum: Ich wünsche dir viel Spaß auf der Insel – das Einzige, was ich damit verbinde, ist Metal Gear Solid: Dort wird immer wieder auf einen Krieg auf Sansibar angespielt, der in diesem in der Zukunft stattfindenden Spiel eine Rolle spielt und nur fiktiv ist. Dir wünsche ich, dass es friedlich ist und bleibt dort!

    Nachher gehe ich mal ins Reisebüro! Melde mich dann nochmal.
    Grüße!
    Simon

    P.S. Arbeitslos bin ich auch nicht mehr hier...

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