Freitag, 9. Oktober 2009

Mzungu heißt Europäer...

...um erstmal die Frage zu beantworten, die scheinbar viele Leser hier sehr beschäftigte. Generell wird es aber für jeden Weißen aus der ganzen Welt verwendet und je jünger (oder betrunkener) die Leute sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass man von ihnen mit “Mzungu!” gerufen wird. Angeblich ist diese Bezeichnung, anders als “Nigger” oder so ein Zeug, wertfrei. Ich bin auch gern bereit das zu glauben. Zumindest ist es scheinbar wirklich nicht ab- oder aufwertend, impliziert aber wohl immer, dass man viel Geld hat. Und das ist nicht so angenehm. Außerdem kommt hinzu, dass man von allen Mzungu genannt wird und es ein blödes Gefühl ist, irgendwo rumzulaufen und immer wieder “...mzungu...” zu hören, also zu wissen, dass über einen gesprochen wird, ohne dass man wirklich weiß, worum es geht. Ich freue mich jetzt schon auf den Tag, an dem ich sagen kann, dass ich alles verstehe, was über mich geredet wird. Diesem Ziel könnte ein bisschen entgegenwirken, dass Anni und ich den Sprachkurs abgebrochen haben, weil das Preis-Leistungsverhältnis nicht gestimmt hat (wenig Preis und gar keine Leistung) und wir jetzt versuchen wollen, uns mit Grundschulbüchern und den gelernten Vokabeln einen Grundwortschatz aufzubauen, den wir dann eben ausbauen. Aber immerhin kennen Anni und ich jetzt die Stelle in der Bibel, in der gesagt wird, dass der Mensch kein Schwein essen soll. Ghati, die Sprachlehrerin ist nämlich überzeugte Christin (7th adventistic church oder so) und isst kein Schweinefleisch.Wieso? Das kann jeder in der Bibel, im vierten Buch Moses, im 14. Kapitel nachlesen. Ghati hat's uns vorgelesen. Wirklich interessant...
Ansonten habe ich diese Woche einen Blog für Envirocare (envirocaretz.blogspot.com) eingerichtet. Dass er das gleiche Layout hat wie meiner, ist nicht meine Schuld. Das haben die sich so ausgesucht. Der Blog wurde extra für den World-Blogger-Day am fünfzehnten Oktober eingerichtet, an dem alle Umwelt-NGOs über Klimawandel bloogen wollen. Bei Envirocare werden Anni und ich das übernehmen, weshalb wir jetzt auch eine Rechercheaufgabe haben.
Dem aufmerksamen Leser ist vermutlich bereits aufgefallen, dass es insgesamt nicht allzu viel zu berichten gibt. Es ist eben inzwischen so etwas wie Alltag eingekehrt.

Obwohl, da sind noch zwei Sachen! Erstens: am Sonntag ist der Strom grade abgedreht worden, als es dunkel wurde, sodass Anni und ich beschlossen haben, an den Strand in eine Bar zu fahren, von der wir am Freitag erfahren hatten, dass dort an besagtem Sonntag eine Band spielen würde. Also sind wir hingefahren, haben uns die Band angeschaut, die alles mögliche wunderbar gecovert hat und sind dann wieder heimgefahren. Um elf war immer noch kein Strom da. Aber durch den Vollmond waren die Straßen beleuchtet, als wäre es Dämmerung.
Zweitens: ich bin jetzt Playmaker und schieße Tore oder lege sie vor. Wunderbar! Vom Linksverteidiger zum Spielmacher – von namba tatu zu namba nane – vom Tellerwäscher zum Millionär! Die Liga, das Turnier oder was auch immer da auf mich zukommen mag, es kann kommen! Im Moment weiß ich aber immer noch nicht, wann's losgeht, denn der angestrebte Turnierbeginn am Mittwoch wurde, warum auch immer, nicht eingehalten. Naja, ich bin flexibel. Leider hat mich in den letzten Tagen mein Kreislauf vom Fußball spielen abgehalten. Mein Kopf und mein Magen machen im Moment nicht so richtig mit. Aber ich will mich nicht beschweren, denn im Vergleich zu Sele – ich glaube, ich habe ihn schon mehrmals erwähnt; er ist der Hausjunge unserer Vermieterin – sind so ein paar Kopfschmerzen nichts. Sele hat im Moment Malaria und arbeitet trotzdem von morgens um sieben bis abends um elf für Mama Mushi, unsere Vermieterin. Er fährt durch die ganze Stadt, wäscht, putzt und macht eben alles was ein Hausjunge so macht. Heute habe ich mich mit ihm unterhalten (auf Kiswahili :)) und er hatte ununterbrochen Schweißausbrüche und es geht ihm echt dreckig, aber er ist trotzdem wieder arbeiten gegangen. Da soll mal jemand sagen, die Leute hier wären foul!

Noch kurz zum Thema Post: bitte keine Briefe mehr an die Adresse in Dar schicken. Wir haben mit Grace abgesprochen, dass wir schon am 31.10. nach Moshi gehen und die Briefe hierher können bis zu drei Wochen brauchen, bis sie bei mir landen. Ausserdem kann mir jetzt jeder Post auf meinen Blog schreiben, da die Kommentare jetzt fuer alle freigeschaltet sind.

1 Kommentar:

  1. Oye Chele!

    So wäre der »wertfreie« Gruß in Nicaragua gewesen. Ansonsten war für die Nicas »Gingo!« ein probates Mittel, irgendeinen dahegelaufenen Weißen zu begrüßen – aber das war eher abwertend...

    Glückwunsch zum Aufstieg in der Mannschaft! Dann will ich einmal hoffen, dass du viele Tore schießt oder – mindestens! – vorbereitest: Sonst wirst du am Ende doch noch in die Abwehr gestellt, links, auf die Dede-Position, aber ohne nach vorne spielen zu dürfen...

    Diese freikirliche Gemeinde gibt es auch bei mir um die Ecke, Richtung Bauhaus. (Weißt du noch, wo das ist?) Das Schild ist allerdings spanisch: Iglesa adventista del séptimo día, Adventistische Gemeinde des siebten Tages. Ich glaube, die heißen hierzulande Siebenten-Tags-Adventisten.

    Finde ich ja interessant, dass ihr den Sprachkurs abgebrochen habt! Ich wünsche euch den Ehrgeiz, des Kiswahili dennoch mächtig zu werden! Spätestens auf dem Land wird euch das sehr helfen, nehme ich an!

    Hier war gerade ein Morningboy/Pillow Fight Club-Konzert im Jazzkeller. Eher uninteressant und -spektakulär. Aber es war schön, wieder ein paar Leute zu treffen! Morgen geht es dann nach Wien, nächstes Wochenende nach Berlin: Das Semester hat dann schon angefangen, und mittlerweile freue ich mich darauf!

    Hoffentlich geht es dir bald wieder gut! Ich hatte immerhin nach einer Woche bereits das erste Mal Magenbeschwerden, und im ersten Halbjahr war ich recht oft krank, hatte Probleme mit der Verdauung und Fieber – dafür waren die letzten sechs Monate komplett beschwerdefrei! Sei nicht besorgt, wenn du jetzt öfter etwas angeknackst sein solltest...

    Und sei gegrüßt!
    Bis denn, dann,
    dein Bruder – der große.

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