Montag, 6. September 2010

Daheim

Ja, ich bin daheim!! Seit Freitag Abned 20:13 wandle ich wieder auf deutschem Staatsgebiet und genieße es in vollen Zügen. Noch. Die Vorfreude war riesig und wurde bisher auch nicht enttäuscht, doch die Differenzen zwischen Tansania und Deutschland sind schon wirklich gewaltig und ich bin mir sicher, dass mir der Müßiggang, die Offenheit der Menschen und die generelle Unbekümmertheit fehlen werden. Doch Deutschland hat ja auch ein bisschen was zu bieten. Um einen kleinen Eindruck zu geben, was ich damit meine, stelle ich hier mal die Wunschliste rein, die ich eine Woche vor der Heimkehr an meine Eltern schickte:

Schokoeis mit Stueckchen drin
drei- oder vierlagiges Klopapier
frisce Vollmilch
Kabapulver
meine Anlage, aufgebaut
die FAS muss am Sonntag kommen (ich nehme an, ihr habt sie eh nicht abbestellt)
zartes Fleisch (an irgendeinem Wochenendtag)
skatebares Wetter (okay, das koennt ihr nicht beeinflussen...)
frischbezogenes Bett
gute Musik im Auto, wenn ihr mich abholen solltet - ich denke da an
ACDC, Hell's Bells
ein bisschen Zeit wenn's geht
die Erlaubnis einen intensiven Grillabend zu veranstalten
(vorzugsweise am Samstag)

So sieht's aus!

Der Blog wird von mir jetzt nicht weiterbedient, solange ich nicht noch einmal für lange Zeit ins Ausland abwandere. Ich danke daher allen, die daran während der vergangenen zwölf Monate gelesen haben und hoffe, gut unterhalten zu haben.
Bis dahin, kwa hereni!
Hannes

Dienstag, 31. August 2010

Soeben befinde ich mich im Hauptbuero von Envirocare im beschaulichen Makongo Juu und surfe im Internet. Eigentlich bin ich ja gekommen, um meine Bekanntschaften aus den ersten beiden Monaten Tansania zu verabschieden, doch eine Welle Schwangerschaften hat das Personal ziemlich durcheinander gewirbelt. Scola: babyboy; Khadija: babygirl; Haika: babygirl; Emily: daheim in Uganda; der Rest: unterwegs. Naja, dann werde ich nach dem Verfassen dieses Blogeintrags wohl noch ein paar Meter weiter zu meiner einstigen Wohnstaette spazieren. Wer weiss, vielleicht findet sich dort ja ein Bekannter.
Der Abschied in Moshi war zwar lange geplant, kam dann aber doch recht ploetzlich. Im Bus sind mir dann auch ein paar Leute eingefallen, die ich vielleicht anstandshalber haette verabschieden sollen. Andererseits wussten ja auch alles, dass ich gehe und so ist mein Verschwinden immerhin nicht ganz unerklaerlich. Eine grosse Party habe ich nicht veranstaltet, das war mir doch etwas zu bloed. Zwei Verabredungen hatte ich und die wurden beide tagelang verschoben. Schliesslich kam es aber immerhin zum Abschlussabend mit den Bueroleuten, der ziemlich feuchtfroehlich begangen wurde. Entsprechend muede war ich gestern auf der Busfahrt...
Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der Abschied fuer viele Tansanier voellig egal war. Ein paar wenige schienen aber wirklich traurig zu sein. Das waren in der Regel nicht die Leute, die ich in den Dicsos getroffen habe, sondern jene, die kein Englisch sprechen und meist auch ein ziemlich einfaches Leben fuehren. All jene, die sich Abend fuer Abend mit anderen Weissen in irgendwelche Bars begeben hatten hingegen kein Interesse an meinem Abschied. Es verabschiedet sich ohnehin jede Woche irgendein Mzungu aus ihrem "Freundeskreis" und sie sind es gewoehnt, dass es zugeht wie im Taubenschlag.
Heute noch einmal Second-Hand-Markt und Supermarkt, davor der besagte Spaziergang durch Makongo Juu und abends eine Runde Fussball mit Marius, der mir zum wiederholten Male Obdach bietet. Morgen dann ein bisschen durch Dar wandeln, ein letztes Mal in Kariakoo in den Menschenmengen verloren gehen und die Farbenfreude in den vielen Gassen geniessen, im "Malaika" ein letztes Bier am Strand geniessen und dann den Abend bis um 03:00 nachts um die Ohren schlagen. Und dann geht es auch schon zum Flughafen und ueber Kairo heim.
Schoen war's, schoen wird's :)

Dienstag, 24. August 2010

Mitbringsel

Massaimesser, bunte Umhaengetuecher, bunte Handtaschen, Massaituecher, Holzschnitzereien (okay,die sind schwer), bunte Bilder, billige Zigaretten, tansanischen Schnaps aus Plastiktueten, eine Kochbanane, qualitativ minderwertige DVDs mit 20 Filmen auf einer CD - was auch immer gewuenscht wird, man moege es mir sagen und ich werde schauen, ob es in den Koffer passt. Elektrogeraete sind hier uebrigens nicht billiger, wenn man es unter dem Preisleistungsaspekt betrachtet...ansonsten verbleibe ich mit einem Tipp, den ich heute in Sachen Wahl bekommen habe: man sollte bei der Wahl immer auf sein Herz hoeren und nichts aus Gruppenzwang machen - und deshalb einfach den Stimmzettel im Wahlbuero lesen und dann intuitiv waehlen, wer einem auf dem Papier sympathischer erscheint. Im Oktober sind hier Wahlen...Kampagnien laufen auch schon und ich bin froh, nicht waehlen zu muessen. CCM, die Partei (die Partei, die Partei, die hat immer recht...) wird ohnehin gewaehlt, obwohl sich meinem Eindruck nach kein anderes Land Ostafrikas so langsam entwickelt (obwohl oder weil es so friedlich ist?). Doch was ich hier von der Opposition gesehen habe, ist auch nicht sehr viel ueberzeugender. In Moshi gibt es einen stinkreichen Oppositionspolitiker, der unbestechlich ist und das auch immer ganz stolz sagt. Ich habe ihn einmal ein bisschen erzaehlen gehoert und noch mit anderen Leuten ueber ihn gesprochen und - tatata - am Beginn seiner ganzen Geldscheffelei steht angeblich eine Taetigkeit beim Zoll im Hafen von Dar Es Salaam. Als er dort kuendigte, baute er das erste Speditionsunternehmen auf, das zwischen Dar und Sambia verkehrte und wurde ziemlich schnell ziemlich reich.
Heutzutage besitzt er sogar einen Helikopter, mit dem er auf Wahlkampagnie geht. Frueher lieh er sich den Vogel nur aus, bis die CCM ein Gesetz erliess, das Helikopter waehrend der drei Monate vor der Wahl nicht zu solchen Zwecken eingesetzt werden duerfen. Das sagte zumindest der Herr. Aus anderer Quelle wurde mir gesagt, er habe seine Partei ja immer tatkraeftig unterstuetzt, die Laihausgaben fuer den Heli warenaber recht hoch. Also hat er sich den gekauft und verwendet jetzt die Haelfte des Wahlkampfbudgets der Partei, um dieser den helikopter zu leihen. Ist das noch verstaendlich? Naja, auf jeden Fall ist die Opposition nicht so sehr sauber. Noch dazu hat ihr reicher Anfuehrer die Kondition festgelegt, dass fuer seine finanzielle Unterstuetzung seine beiden Toechter die Extrasitze der Partei im Parlament bekommen. In fuenf Jahren haben die beiden Damen angeblich kein Wort im Parlament gesagt, jedoch das Salair eines Parlamentariers eingtestrichen - und gleichzeitg noch eine wunderbare Frauenquote beguenstigt, die im Ausland mit Sicherheit gerne gesehen wird...
...aber die Chadema, die Oppositionspartei, von der ich gerade rede, ist auch nicht die groesste Oppositionspartei und eigentlich nur in Moshi und Umgebung populaer. Wichtiger ist die CUF, die Civil United Front. Sie ist auf Zanzibar sehr stark und hat auch entlang der Kueste Bedeutung. Doch je weiter es ins Landesinnere geht, desto unbedeutender wird sie. Waherend die Cals die Chaggapartei (Chagga ist das Volk, das am Kili lebt) bezeichnet wird, gilt die CUF fuer viele als die Partei der Muslime. Da bleibt als Volkspartei nur die CCM...viel mehr kann ich ueber das politische Geschehen in diesem Land leider nicht weitergeben, da es mir an Infos fehlt...

Freitag, 20. August 2010

Ein letztes Mal bin ich nach Moshi zurückgekehrt, bevor ich in eineinhalb Wochen endgültig abreisen und in genau zwei Wochen ins Flugzeug steigen werde. Gemischte Gefühle.
Zur Zeit habe ich einen Auftrag zu erledigen, der sich aber nicht ganz so einfach gestaltet, wie es sich jene denken, die ihn mir gegeben haben: ich soll den Businessplan für das geplante Biokaffeecafé ausarbeiten und die Vorbereitungen zu dem Projekt so weit wie möglich voranbringen, sodass nach meiner Abreise nur noch kurz eingekauft werden muss und das Café eröffnet werden kann. Eine Woche bin ich durch Moshi spaziert – nein, gerannt! – und habe so viel ich konnte Preise abgefragt, Räumlichkeiten überprüft und den Businessplan Stück für Stück ausgefüllt. Doch es lässt sich halt nicht alles alleine machen. Und es stellt sich auch die Frage, ob es sinnvoll ist, überhaupt nur ein Teil in Moshi zu kaufen, wo es im Großhandel in Dar wohl viel billiger ist. Und wo bekomme ich die besten Kaffeemaschinen? Oder zumindest eine Kaffeemaschine, die mehr als fünf Tassen in einer halben Stunde brüht? Wo werbe ich einen Koch an? Woher weiß ich, dass der angegebene Mietpreis nicht von der Hautfarbe abhängig gemacht wurde? In vielen Fragen brauche ich einfach einen Einheimischen bei mir, der entsprechende Kontakte und entsprechendes Wissen hat, ansonsten komme ich nicht weit.
Die Arbeitseinstellung in unserem Büro kommt mir da nicht gerade zugute. Prinzipiell gilt, wer höher steht, kann delegieren, wer unten ist, hat nichts zu melden. Als Freiwilliger bin ich selbstverständlich der Letzte in der Hierarchie. Damit habe ich gar kein Problem, das ist ja nur logisch, aber dass ich deshalb bei der Äußerung eines Wunsches genauso gut mit dem Laptop oder der Wand reden könnte, ist enttäuschend. Zumal Grace momentan weg ist und von den anderen kein Interesse an dem Caféprojekt zu verspüren ist. Jeder arbeitet halt sein Ding runter.
Die Tatsache, dass ich im Moment alleine an dem Projekt arbeite, bereitet mir auch insofern Sorgen, dass ich nicht weiß, wer die Sache dann weiterführen wird. Und wie?!? Geplant ist ja ein Café. Ich wollte dort noch eine Ausstellung über Kaffeeanbau in der Region, Biokaffee und den globalen Kaffeemarkt reinpacken. Grace ist es wichtig, dass ein Internetcafé darin ist. Und wenn wir im Büro drüber reden, geht es immer nur um “das Internetcafé”. Trotz aller Erklärungsversuche habe ich es bis dato nicht geschafft, die Ausstellung als wichtigstes Nebenprojekt zu etablieren und ich befürchte, dass es in meiner Abwesenheit niemals eine Ausstellung geben wird...was machen!?!

Nun denn, als ich den Businessplan soweit hatte, wie ich ihn ausarbeiten konnte, verließ ich Moshi noch einmal. Ich war von einer Freundin, Abi ihr Name, nach Nairobi eingeladen worden. David und ich hatten sie bereits während unserer Reise besucht und sie hatte uns eingeladen, noch einmal zu kommen, wenn sie mit ihren Examen fertig sein würde, sodass sie uns rumführen könne. David konnte die Anreise aus Malawi aufrgrund der Distanz natürlich nicht antreten, so bin ich letzten Samstag alleine nach Nairobi gefahren.
Wir spazierten durch die Innenstadt, aßen Fast Food Pizza und setzten uns in die ein oder andere Bar. Diese Establishments hätten von der Atmosphäre her auch in Frankfurt sein können. Seichte Musik, viele Menschen, gehobene Preise, gemütlich eingerichtet. Gäbe es so etwas in Moshi, es wären nur Weiße dort. In Nairobi gehen aber auch (vor allem) Einheimische weg und so waren die Bars stets gut besucht, ohne dass ich einen einzigen Weißen sah. Es ist nicht weit von Moshi nach Nairobi, fünf- oder sechshundert Kilometer vielleicht, aber es sind Welten, was das soziale Leben anbelangt. Doch auch Dar Es Salaam, Blantyre, Arusha und wo ich sonst noch war sind noch viele Schritte hinter Nairobi zurück. Etwas unangenehm war bloß, dass Abi und ich in keine Tanzbar gehen konnten, da das männliche Geschlecht dort erst nach 26 Lenzen eintreten dart. Ärgerlich. Da dachte ich mir dann, dass die Nairobianer vielleicht einen Tick zu cool sind. Naja, wir waren nur den einen Abend weg, am nächsten Tag fuhren wir nach Mombasa.
Dort besuchten wir Taiyani, Abis Schwester, die uns nicht nur wunderbar rumführte, sondern uns auch Obdach auf einer Matratze in ihrem kleinen Zimmer gab. Für sie eine Selbstverständlichkeit, der ich sehr, sehr dankbar bin. Da haben wir sie wieder – die uneingeschränkte Gastfreundschaft, die ich während der letzten elfeinhalb Monate erfahren habe.
In Mombasa fühlte ich mich so unwohl wie noch nie, seit ich in Ostafrika unterwegs bin. Nicht, dass ich stets Angst hatte, ausgeraubt zu werden, ich war ja auch in Begleitung Einheimischer, die Bescheid wussten. Eigentlich gibt einem diese Begleitung neben der Sicherheit auch immer das Gefühl, viel näher an der Gesellschaft dran zu sein. Diesmal nicht. In Begleitung zweier junger, hübscher, schwarzer Mädchen war ich sofort als Sextourist abgestempelt und wurde von den normalen Einheimischen verächtlich, von den dicken, schnauzbärtigen Deutschen (traurig, aber wahr: fast alle der einsamen Herren, die ich am Strand oder in den Bars sah, waren Deutsch) bewundernd und von den Scharen von Prosituierten begehrend angeschaut. Die Tatsache, aus Prinzip als Freier angesehen zu werden bewirkte mein Unbehagen.
Mombasa ist das erste Reiseziel, das ich hier auf meinem Blog als nicht empfehlenswert bezeichne. Mit Abi und Taiyani hatte ich eine schöne Zeit, doch die Stadt trug nichts dazu bei! Noch eine kleine, unangenehme Geschichte gefällig, die mal wieder ein schlechtes Bild auf den weißen Mann wirft?
Taiyani leistet gerade ein dreimonatiges Praktium in einem Fünf-Sterne-Hotel ab. Sie arbeitet in dieser Zeit in allen möglichen Bereichen und so war sie selbstverständlich auch schon als Kellnerin tätig. In langem Rock und anständiger Bluse, durfte sie sich dann von männlichen Kunden fragen lassen, ob sie nicht mit aufs Zimmer kommen möchte, ihre Figur sei so gefällig. Auf ein “Excuse me?” kommt dann auch keine Entschuldigung, sondern ein Geldangebot. Nein, kein Bordell, ein Fünf-Sterne-Hotel! In den Tagen in Mombasa betrieb ich Fremdschämen wie noch nie zuvor in meinem Leben...alles in allem hatte ich aber doch eine echt gute Zeit, was defintiv Abi und Taiyani zu verdanken ist.
Kommt noch ein Blog-Eintrag vor meiner Abreise? Ich denke doch! Ansonsten kann ich nur weiterleiten nach Ecuador, wo mein verehrter großer Bruder Simon sein weltwärts-Jahr in Angriff genommen hat: sim-lin.blogspot.com

Dienstag, 3. August 2010

Oh Moshi, mein Moshi!

Seit Freitag bin ich wieder in meiner Stadt, in neuem Zimmer in der Innenstadt und genieße die Planungssicherheit des Sesshaften. Wo schlafe ich morgen? Wann esse ich wo? Verträgt sich die Portion Reis auch mit den weiteren sechs Stunden pausenloser Busfahrt? Wo dusche ich das nächste Mal? Wann kann ich mal meine Klamotten waschen? Kann ich es wagen mit dem Rucksack im Dunkeln allein rumzurennen? Ist es gefährlich in Badeschlappen mit Rucksack auf dem Rücken und Zelt und Tasche in den Händen mit fünfzig Km/h, ohne Helm auf einem kleinen Motorrad auf der Schotterstraße in Serpentinen runterzufahren? Sollte ich für den zehnfachen Preis ein Taxi nehmen?
Fragen über Fragen...eine Antwort fand sich immer. Ob das dann auch die schlaueste war, lässt sich beispielsweise am Beispiel der letzten sehr kontrovers diskutieren. Aber hier sei erwähnt, dass es in Uganda fast gar kein anderes Verkehrsmittel gibt. Gut, das war vielleich gelogen, doch das Motorrad fährt überall hin und egal, wo man sich befindet, ein Boda-Boda (so der Name der Motorradtaxis) findet sich überall. Und was macht man, wenn man acht Kilometer außerhalb des beschaulichen Jinjas auf einem Campingplatz oberhalb des riesigen Nils Zeltet. Nein, Minibusse gibt es da nicht :) Ja, Jinja war schon ein schöner Ort. Während David dort seine Bakterien aus Blut und Stuhl bekämpfte, kämpfte ich in den Stromschnellen des Nils gegen das Wasser oder rutschte auf einem Colakasten eine sechs Meter lange Betonrutsche runter, um dann aus dreieinhalb Meter Höhe in den Nil zu springen.
Für unseren gesamten Ugandaaufenthalt lässt sich sagen, dass wir ziemlich wenig mit den Einheimischen in Kontakt waren. In Jinja redeten wir einmal über eine Stunde mit einem Einheimischen über das zum Scheitern verurteilte Bildungssystem der Afrikaner, über den Einfluss der Religion (er ist mit 18 aus dem Islam raus und bis heute der Überzeugung, dass die Weltreligionen Afrika nur ausnehmen), über Panafrikanismus und noch vieles mehr. Aber ansonsten hielten wir uns aus Budgetgründen immer auf Campingplätzen auf und die liegen ja meistens etwas ab vom Schuss, sodass man einfach dort liegen oder sitzen bleibt und liest, sich mit anderen Reisenden, den Inhabern (meist auch keine Einheimischen) oder dem Personal unterhält oder einfach die Schönheit der Natur genießt. Ob in Jinja, auf den Ssese Islands oder am Lake Bunyonyi, überall waren wir in atemberaubend schöner Umgebung. In Jinja campten wir wie gesagt am Ufer des Nils und blickten von einer schönen Terrasse auf den riesigen Fluss hinunter. Auf den Ssese Islands auf einer schönen Wiese direkt am Strand, ließ sich der dauerhafte Sonnenschein, sowie der wunderbare Sonnenuntergang im Lake Vicotria genießen. Und am Lake Bunyonyi nächtigten wir auf einer Insel, mitten in dem sauberen, dunklen Wasser, zwischen den steilen Hängen der allgegenwärtigen Berge und unter dem permanenten Wolkenschirm. Ja, es war wirklich sehr märchenhaft.
Vor Uganda waren wir logischerweise (man nehme eine Karte zur Hand) in Kenia. Dort beließen wir es hauptsächlich bei Nairobi. Die Stadt hat mich echt ziemlich umgehauen. Bartholomäus Grill, dessen Buch “Ach, Afrika!” auf dieser Reise genoss, schreibt, auf ein Zitat Musevenis (ugandischer Präsident) aufbauend, dass ohne eine Mittelschicht keine nachhaltige Entwicklung in Afrika stattfinden wird und dass Nairobi eines der gantz wenigen Exempel für ein solches Gesellschaftsphänomen ist. Den Eindruck hatte ich auch. Es war praktisch wie in einer europäischen Großstadt. Die Hautfarbe war halt anders und als wir uns das Spiel Deutschland – Spanien ansahen, merkten wir auch, dass die Leute innen drin noch ihre ursprüngliche Heiterkeit besitzen. Was in Nairobi auf den Straßen los war, war enorm. Überall Autos, viel Stau und Menschenmassen, wie ich sie vielleicht in Chicago, aber noch nirgendwo in Europa gesehen habe. Da war ich echt beeindruckt. Am besten in Erinnerung geblieben, ist mir die Gastfreundschaft von Abigail, einer kenianischen Studentin, die ich auf Zanzibar kennengelernt hatte und die uns bei sich wohnen ließ, die Orientierungslosigkeit von David und mir und die herrlichen Minibusfahrten. Die Matatus, so heißen die Büsschen in Kenia und Uganda, in Nairobi sind nicht zu vergleichen mit den tansanischen Daladalas. Keiner steht, es ist Schwarzlicht an und währen man im Stau steht und man aus dem Fenster sieht, dröhnt aus einer Tip-Top-Musikanlage Raggae und Hip-Hop, den man aufgrund der riesigen Bassboxen im ganzen Körper spürt. Da will man gar nicht mehr aussteigen!
Nach Uganda folgte zum Abschluss Ruanda. Dort waren wir bei Porres, einem Cousin Grace's eingeladen, der in Kigali wohnt. Das war dann nach all den Campingplätzen wieder etwas vollkommen anderes und ließ uns für ein paar Tage aus dem Backpackertrott heraus in den afrikanischen Alltag eintauchen. Vier Familien, ein Klo, ein Wasserhan auf Hüfthöhe, alle haben einen Hausjungen – ja, die Standards sind unterschiedlich. Faszinierend war, wie gebildet und weltoffen Porres und all seine Freunde waren. Sie konnten uns so einiges über die ruandische Politik und den Befreiungshelden Paul Kagame erzählen und waren in Sachen deutscher und Weltpolitik unglaublich neugierig, was wir so sagen. Beeindruckend war auch, wie gut wir mit den Jungs über den Genozid reden konnten. Das kann aber auch daran liegen, dass sie und ihre Eltern zu jener Zeit alle im Exil in Uganda waren und dann erst Mitte oder Ende der Neunziger nach Ruanda kamen.
Ja, der Genozid. Ein Museum europäischen Standards erinnert daran und hat mich echt geschockt. Bilder von Kirchen, in denen Stunden lang, Reihe für Reihe, ein Hilfesuchender nach dem anderen, mit der Machete abgeschlachtet wird, Geschichten von Kindern, die zerstückelt oder einfach gegen eine Wand geschmissen wurden, Menschen, denen die Beine verletzt oder abgeschnitten werden, sodass man sie in Ruhe liegen und leiden lassen kann, um Tage später zurückzukommen und den Todesstoß zu geben. Schrecklich!
Und dann sieht man das heutige Ruanda. Gerade einmal sechzehn Jahre später. Hochhäuser schießen in Kigali aus dem Boden, das Straßennetz ist so ausgebaut, dass der Verkehr, verglichen mit Nairobi oder Dar ungefähr so wirkt wie der Verkehr in Geisenheim-Johannisberg verglichen mit dem Wiesbadener Kreuz. Große, beleuchtete Straßen, Palmen auf dem Mittelstreifen, Ampeln, gute Busse – alles Zeichen wirtschaftlicher Entwicklung. Der Mann hinter dieser Entwicklung ist Paul Kagame. Das ist zumindest, was David und ich erfahren haben. Polizisten und Ministerialbeamte, mit denen wir zusammenlebten, stellen ja nicht immer die objektivste Quelle in Sachen Politik dar. Und am 09.08., in nicht einmal einer Woche, wird er alle Voraussicht wiedergewählt. Überall starrte er uns durch seine Brillengläser hindurch an, auf den Straßen tanzten Leuten in seinen T-Shirts und anstatt wütend zu hupen und vorbeizurasen stimmten die Autofahrer lachend in die Wahlkampagnienparties ein und hupten munter mit. Hört man davon etwas in Deutschland? Wie ruhig und gesittet es in Ruanda vor der Wahl zugeht? Vermutlich interessiert das wieder keinen...nach den Granatenanschlägen im März oder April wurde die Militär- und Polizeipräsenz auf jeden Fall aufgestockt und seitdem geht es echt friedlich zu. Ist ja auch mal eine Meldung wert, oder?!?
Für zwei Tage fuhren David und ich dann noch an den Lake Kivu, in das Grenzstädtchen Gisenyi. Da oben ist alles sau teuer! Noch teurer war es dann in Goma, im Kongo, wo wir einen Tag lang rumspazierten. Dort wird dann auch am besten in Dollar bezahlt. Kein Wunder, wenn man sieht, wie viele UN-Soldaten dort rumhüpfen oder in den unzähligen UN-Jeeps (wer diese Autos sieht, der kann der UN Inkonsequenz im “Klimakampf” vorwerfen oder die kongolesische Straßenbaubehörde für ihre Dschungelstraßen ankreiden) rumkutschiert werden. Diese Seuchenstadt (seit dem Genozid 1994, wo alle Flüchtlinge dort hinkamen, gab es zwei Bürgerkriege, eine Choleraepidemie und einen Vulkanausbruch) ist in ihrem Gesamtbild echt hässlich und ziemlich grotesk. Neben der dreckigen Hauptstraße erstrecken sich unzählige Villen und überall werden noch mehr von diesen Palästen hochgezogen. Nette Säulen in der Fassade, schöne Dachziegel, riesiges Grundstück mit ebenso gigantischer Mauer und Stacheldrahtzaun – und um die Ecke schreit die Armut. Naja, immerhin schafft die UN Arbeitsplätze im Baugewerbe!
Nach Gisenyi/Goma kehrten wir noch für eine Nacht in Kigali bei Porres ein und machten uns dann auf einen langen Rückweg. Erster Tag: Kigali – Grenze – Kahama (hier schliefen wir für 2,50€ pro Person in einem Riesenbett, hatten ein eigenes Bad und einen Fernseher mit so viel Privatsendern, dass wir das Spiel um Platz drei der Fußball-WM nochmal sehen konnten). Zweiter Tag: Kahama – Dodoma. Dritter Tag: Dodoma – Moshi. Am Ziel! David fuhr von Kahama nach Morogoro, weiter nach Mbeya und dann nach Malawi rein und war einen Tag später am Ziel.
Ja, am Ende dieser großartigen Zeit war ich echt fertig und glücklich, wieder in Moshi zu sein. Jetzt ist noch ein Monat verblieben und dann werde ich auch schon wieder zurück in Deutschland sein. Die Vorfreude ist groß, die Lust, Moshi jetzt einfach noch einen Monat lang ganz gemütlich zu genießen aber auch.

Montag, 12. Juli 2010

Alles gut

Momentan bin ich auf Reise durch Ostafrika, weshalb meine WM-Berichterstattung leider ausfiel. Dritter, okay. Und im Nachhinein bin ich auch ganz froh, dass das Spiel um Platz drei nicht gegen Ghana war.
Jetzt melde ich mich nur kurz, um zu sagen, dass der ganze Mist, der in der vergangenen Nacht in Kampala geschehen ist, mich nicht betroffen hat. Ich bin in Jinja, an den Quellen des Nils, war gestern raften und warte gemeinsam mit David darauf, dass sein Magen wieder anstaendig arbeitet. Diesem Magen ist es zu verdanken, dass wir gestern nicht in Kampala waren. Geplant war, das Finale dort zu schauen, doch die Scheisserei verhinderte jegliche Busfahrt. Jaja, Schicksal vielen Dank :)

Freitag, 2. Juli 2010

Die Viertelfinals stehen vor der Tür. Die ganze Welt schaut auf Südafrika, das dieses Jahr von den Südamerikanern erobert wird. Faszinierend, was sich bei einer gewissen Neugier alles in Erfahrung bringen lässt. Auf meiner derzeit wohl wichtigsten Internetseite, kicker.de, konnte ich zum Beispiel in Erfahrung bringen, was die Deutschen Jungs in der Zeit von Donnerstag bis Samstag Nacht so treiben. Samstag, 23.30 Abend-Snack und Gute-Nacht-Getränk...soso...aber mich persönlich beschäftigt auch noch einiges anderes. Morgen Abend kommt endlich David aus Malawi hoch. Und am Sonntag oder Montag brechen wir dann gen Norden auf. Kenia, Uganda, Ruanda und was uns noch so in den Sinn kommt. Die Blogaktualität wird dann wohl ein wenig leiden, doch ich werde selbstverständlich mein Bestes geben, die Leser bei Laune zu halten ;)
So langsam kommt auch Abschiedsstimmung auf. Zwei Monate noch, einer davon auf Reise, drei Wochen Moshi und dann noch eine Woche Dar, von wo aus dann auch der Flieger abhebt. Und dann ist's auch schon wieder rum. Und aus meiner Wohnung in Karanga ziehe ich schon morgen aus. Anni ist auch auf Reise und kehrt nur noch für einen Tag zurück und ich werde nach der Reise zu einem Freund in der Stadtmitte, Ajay sein Name, ziehen. Freue mich darauf! Und meine Freunde aus Karanga werde ich trotzdem täglich sehen, da dort ja auch das Büro ist. À propos Büro: zur Zeit wird dort auf Hochtouren gearbeitet, da das Kaffeeprojekt nun für die nächsten drei Jahre angesetzt werden soll und deshalb alle Formalia mit den Spendern zu klären sind. Deshalb ist auch die Chefin aus Dar hergekommen und weilt nun schon seit zwei Wochen unter uns. Das sonst so angenehme Büroklima ist dadurch etwas kälter geworden, leider scheint die Arbeit aber nicht so wie gedacht voranzugehen. Eigentlich wollte Loyce nur drei der vier Tage bleiben.
Zur angespannten Lage eine kleine Geschichte: Loyce wollte für zwei Tage nach Arusha fahren und am heutigen Freitag wiederkommen. Als ich gestern verspätet ins Büro kam, war keiner da. Zehn Minuten nach mir tauchte dann aber überraschenderweise Loyce auf. Sie fragte auch gleich nach Grace und Mariki, die mit ihr an dem Projektvorschlag arbeiten. Ich sagte, dass sie in der Stadt seien, lief aus dem Büro und rief Grace an. Die fiel aus allen Wolken (sie hatte davor jeden Tag mit Loyce zusammengesessen – inklusive Wochenende – und freute sich über die Pause), rief Mariki an und stand kurz darauf auf der Matte. Später erzählte sie mir, dass sie erst dachte, ich hätte sie aus Langeweile reingelegt, damit ich nicht alleine im Büro bin.
So viel zum Büro. Irgendwann werde ich mal auch auf die Arbeitsweise der NGOs und der Spender eingehen, die mich immer wieder schockt, doch dafür werde ich einen eigenen Eintrag verfassen. Darüber könnte ich mich bücherweise auslassen...

...zurück zum Fußball. Es scheint schon wieder eine Ewigkeit her zu sein, dieses Fußballfest vom letzten Sonntag. 4:1 gegen unsere lieben Freunde aus England!!! Da stand auch das East Africa Kopf. Ein paar Englandanhänger fanden sich unter den Tansaniern, doch das Gros hielt zu Deutschland. Dazu kamen noch fünf andere Deutsche. Ach, die Stimmung war prächtig, obwohl natürlich alle irgendwelche Bestechungsvorwürfe gegenüber dem Schiri äußerten. Das legte sich aber dann auch und nach dem 4:1 war Thomas Müller der Held des Abends (über jenen großartigen Fußballer sagte eine Afrikanerin: "He looks a bit chinese. But I think, he has just an ugly face, isn't it?"). Da die anderen Deutschen alle direkt abzogen, ohne diesen denkwürdigen Sieg zu feiern, blieb ich mit ein paar Tansaniern zurück, die mich auf das ein oder andere Bier und zum Freudentanz zu afrikanischer Musik einluden. Ja, es war schön.
Nun liegen natürlich alle Hoffnungen auf dem morgigen Spiel gegen Argentinien und die Unterstützung der Tansanier scheint groß zu sein. Was kann da noch schief gehen!? Achja, Ghana sollte auch weiterkommen, sonst werden wohl morgen gar keine Fußballspiele mehr übertragen. Das, was auch deutsche Zeitungen schreiben, dass die ganze Hoffnung Afrikas auf Ghana liegt, klingt zwar übertrieben, ist aber wahr. Alle fiebern mit!

So, Gruß und bis bald!

Freitag, 25. Juni 2010

Mit der Taktzahl meiner Blogeinträge in der ersten WM-Woche habe ich die Latte wohl ein bisschen zu hoch gelegt. Ganz so oft kann ich nun auch nicht schreiben. Es ist nicht so, dass ich dazu keine Zeit hätte, doch ich genieße meine Freiheit lieber mit anderen Leuten, als mit dem Computer, sodass Blog und Mails und Internet überhaupt momentan recht kurz kommen. Man möge mir das nachsehen.
Ja, die Freizeit mit anderen Leuten verbringen. In der Regel heißt das entweder, am Gemüsestand chillen oder im East Africa Fußball schauen. Auf letzteres komme ich nun kurz zu sprechen, bevor ich mich dann meine Ladies vom Gemüsestand etwas ausführlicher widmen möchte.
Deutschland – Serbien war ein Graus! Nicht, dass es fußballerisch nicht anzusehen war, doch die schadenfrohen Tansanier gingen mir an diesem Nachmittag tierisch auf die Nerven! Aber dass die Fußballfankultur hier nicht meinem Ideal entspricht, hatte ich ja bereits erwähnt. Dass ein afrikanisches Team nach dem anderen die Koffer packt, schürt die Euphorie nicht unbedingt an. Und obwohl Ghana die nächste Runde erreichte, war beim Spiel Deutschland – Ghana nichts los. Nur eine Gruppe Deutscher und vereinzelt sitzende Tansanier verirrten sich ins East Africa. Deutschland scheint aber generell kein Publikumsmagnet zu sein. Da fehlen schließlich die großen internationalen Stars. Ist aber nicht schlimm, so bekomme ich wenigstens immer einen wunderbaren Sitzplatz und Deutschland gewinnt ja auch so 
Wohl noch spannender als die WM ist der derzeit in Moshi stattfindende East Africa Cup. 1200 Schüler aus Uganda, Kenia, Tansania, Ruanda, Burundi und Sambia tragen hier die Fußballmeisterschaften Ostafrikas für Mädchen und Jungs aller Altersklassen aus. Ich habe einen Tag vorbeigeschaut und mich an den vielen unterschiedlichen Menschen und dem Fußball erfreut. Da ich momentan im Büro mit Computerarbeit ziemlich beschäftigt bin, kam ich leider nicht zu einem zweiten Besuch. Morgen sind allerdings die Finals und da werde ich keinesfalls fehlen. Berichte werden folgen.
Überhaupt finde ich das interessant und beschämend zugleich, dass hier, wo es eine handvoll Teerstraßen und noch weniger gescheite Fußballplätze gibt, eine solch riesige Meisterschaft gibt, während in Deutschland solche Wettbewerbe immer von den gleichen zwei, drei Schulen aus dem Kreis wahrgenommen werden und die Resonanz meist ziemlich erbärmlich ist. Ist ja nicht so, als hätten wir infrastrukturelle Probleme, geschweige denn mangelndes Interesse an Sport. Schulsport ist halt leider nicht groß in Deutschland...
Nun zurück zum Gemüsestand. Dort hänge ich eigentlich fast jeden Tag ab. Eine Mittagspause und dann vor allem nach der Arbeit oder nachdem ich in der Stadt war. Täglich bis abends um acht liegen Obst und Gemüse auf den Holzplanken unter dem Wellblechdach. Gekauft habe ich dort aber schon ewig nichts mehr. Ich sitze immer auf der Bank neben dem Holzstand und unterhalte mich mit Vero, Mama Lea, Salome, Anna oder einem ihrer Gäste. Mama Lea führt den Laden mit eiserner Hand und ist eine herzensgute Frau. Ihre älteste Tochter, die dreizehnjährige (wer hätte gedacht, dass sie so heißt) Lea hilft zur Zeit auch kräftig mit. Anna ist im Urlaub, Schule ist in der vergangenen Woche nicht gewesen, da müssen die Jüngeren auch ran.
Anna ist immer ziemlich lustig und lässt recht wenig Ernstes von sich. Genauso alt wie ich, jedoch allein erziehende Mutter eines zweijährigen Jungens, führt sie doch ein recht hartes Leben. Dass sie trotzdem so viel rumblödelt macht sie umso sympathischer.
Salome ist genauso alt und hat auf jeden Fall die schwärzeste Haut von allen. Sie albert auch recht viel rum und wirkt offen gestanden auch nicht immer neunzehn Jahre alt. Vor allem, wenn man sie mit der guten Vero vergleicht. Die ist zwanzig und Schwester von Anna und Mama Lea. Sie ist wohl eine der ganz wenigen Tansanier, wo ich sagen würde, einen echten Freund (ich meine Freundin) gefunden zu haben. Ein unglaublich vernünftiges, bescheidenes und nettes Mädchen. Sie ist auch die, die immer sagt, dass sie nur für Besuche nach Europa wollen würde und die zwar Interesse an meiner Lebensart zeigt, vieles aber komisch oder abstoßend findet. Besonders die Verschlossenheit der Weißen schreckt sie ab. Dass sie aber trotzdem Interesse an Deutschland ("Wofür stehen denn eigentlich die Farben eurer Nationalflagge?!? Das Schwarz der tansanischen Flagge steht für unsere Hautfarbe, aber ihr seid doch weiß!") und der ganzen nördlichen Hemisphäre zeigt, erfreut mich immer wieder.
Dass sind jetzt einige Damen. Dass an einem kleinen Gemüsestand nicht genug Arbeit für alle ist, kann man sich denken. Aber der Stand ist auch nur eine Nebeneinnahme, glaube ich. Primär verdienen sie sich ihr Geld durch ihre Kochkünste. Im benachbarten Gefängnis sitzen nämlich vier kenianische Bankräuber, die noch einige Reserven ihrer Beute besitzen und keinen Appetit auf das Gefängnisessen haben und Mama Lea und ihr Team täglich zweimal mit Essen einlaufen lassen. Morgens gibt es Frühstück und mittags kommt eine große Ladung für den Rest des Tages. Die Unmengen Essen, die die vier verspeisen, machen mich echt immer wieder neugierig, wie dick sie wohl sind. Neben Essen werden auch Zeitungen reingebracht. Erzählungen zufolge leben die Herren ein sehr entspanntes Leben.
Ja, ich bin echt froh, diese Mädels getroffen zu haben. Keine spricht auch nur mehr als zwei zusammenhängende Worte Englisch, was ein wunderbares Kiswahilitraining für mich ist und wir verstehen uns einfach gut. Ich denke auch, dass die Freude durchaus nicht nur von meiner Seite aus kommt, denn wenn der blonde Weiße den Weg vom Daladala bis zum Gemüsestand, zur Musik der Bar singend, angetanzt kommt, ist das für alle Zuschauer wunderbare Unterhaltung. Und all die Geschichten, die ich von daheim mitbringe oder hier in Tansania erlebe, erfreuen die Mädels immer sehr.
So, Freunde der Nacht, bevor das Spiel Brasilien – Portugal beginnt, möchte ich grade noch einmal am Gemüsestand grüßen. Es eilt!
Liebe Grüße nach Deutschland

Freitag, 18. Juni 2010

Das ist doch zum Haare raufen!

Aus verschiedenen Gründen habe ich in den letzten Tage kein Spiel mehr über die volle Zeit gesehen, doch natürlich bin ich immer noch voll auf der Höhe. Während ich mit einigen Freunden deren Abschied in Arusha im Kino war, ging Südafrika 0:3 gegen den zweifachen Weltmeister Uruguay unter. Die Chancen aufs Weiterkommen und die Hoffnungen des gesamten Afrikas auf ein Fußballwunder sind jetzt nur noch minimal. Für das Fußballwunder des Heiligen Ottmars, dem ich als Dortmundfan auf Ewigkeit für Dank verpflichtet bin, konnten sich fast keiner begeistern. Immerhin sind die spanischen Stars allen bekannt und hier auch durchaus beliebt. Die Enttäuschung war dementsprechend groß. Meine Freude vielleicht noch ein bisschen größer. Noch mehr hätte ich natürlich über das „Wunder von Takeshi's Castle“ gefreut. Ich weiß, die Sendung ist japanisch, doch beim Bau des roten Abwehrbollwerks der Nordkoreaner musste ich sofort an diesen Mist denken. Leider hat es dann ja nicht geklappt. Wieder waren die Tansanier auf der Seite der Favoriten, was ich sehr enttäuschend fand. Die letztmals erwähnte Soidarität unter den afrikanischen Fußballmannschaften ist definitiv keine Solidarität unter Fußballzwergen. Dass ich nach dem Anschlusstreffer aufsprang und mehrmals rief, dass noch alles möglich ist, hatte ich mich nicht nur ein bisschen lächerlich gemacht, sondern scheinbar auch wieder bei einigen Leuten im Kopf eingeprägt.
Als ich gestern die enttäuschende Niederlage der Nigerianer gegen die von Rehakles trainierten Griechen im überfüllten East Africa ansah, wurde ich gefragt, ob ich nicht der Typ sei, der für die Chinesen war. Ja, alle Ostasiaten werden gemeinhin als „Mchina“, Chinese, bezeichnet. Während des Brasilienspiels wurde sich auch prächtig unterhalten. Man lästerte über Christina Ronaldo, wie sie immer durch die Gegend fliegt und als ein Brasilienfan nach dem eins zu null sagte, dass die Brasilianer ja echt nicht so schlecht seien, antwortete ein anderer: „Ey, die führen eins zu null gegen eine Mannschaft, deren Spieler nicht einmal sehen könnten.“ Nein, damit möchte ich die Tansanier nicht schlecht darstellen. Ganz im Gegenteil: im East Africa herrscht immer großartige Fußballstimmung und alle sind am klatschen, jubeln, pöbeln, Schiri und Spieler beschimpfen und scherzen. So habe ich die Tansanier zuvor noch nicht erlebt. Auch hier liegt das wohl primär daran, dass ich inzwischen einfach ausreichend verstehe, um auch bei Witzen lachen zu können. Von Tag zu Tag habe ich mehr Spaß in der Bar. Langsam kristallisiert sich eine Stammgemeinschaft von fünfzehn, zwanzig Leuten heraus und als einzige Weiße stechen Anni, Aidan (der uns momentan besucht) und ich natürlich heraus.
Zurück zum Spiel der Nigerianer: leider hatte ich die erste Halbzeit und somit wohl auch die größten Emotionen verpasst. Eins zu null Nigeria, rote Karte für Nigeria, eins zu eins. Als der einzigartige Chancentod Theofanis Gekas dann in der Mitte der zweiten Halbzeit eine weitere Riesenchance vergab und im Gegenzug die nigerianische Führung durch eine Großtat des griechischen Hintermanns und die Unfähigkeit Chinedu Obasis verhindert wurde, stand die Bar Kopf. Der nigerianische Konter ließ alle aufspringen, Tische wurden gerammt, Stühle fielen, literweise Bier wurde verschüttet und im Nachhinein war die Enttäuschung natürlich groß...besonders als die Herren vom Pelepones in Führung gingen und die Nigerianer sich ihrer Einfallslosigkeit nicht entledigen konnten, wurde immer mehr geschimpft. Das war ein bisschen wie wenn eine F-Jugend-Mannschaft in Deutschland Fußball schaut und ihr Team verleirt. Dann wird irgendwann auf Frust umgeschaltet und die eigenen Spieler werden beschimpft. Diese Beschimpferei führte schließlich auch zur heutigen Überschrift, als ein nigerianischer Rasta zu Boden ging und einige Leute bloß „Ach...ein Rasta...“ von sich gaben.
Schon beim Spiel der Elfenbeinküste war ich ganz erstaunt von den unterschiedlichen Haarprachten. Kurze und lange Rastas, geflochtene Zöpfe, Irokesenschnitte und was nicht noch alles. Was müssen sich die Tansanier da denken? Wenn ich im East Africa bin, kann ich zwischen den Männern unterscheiden, die eine Kappe auf der Glatze haben und denen, die eben keinen Kappe tragen. Der ein oder andere lässt sich einen Kevin-Kuranyi-Bart lassen und manche versuchen, einen Schnauzer anzudeuten. Die Vielfalt an haartechnischen Highlights ist aber sehr, sehr überschaubar.
In Moshi gibt es viele junge Männer, die sich Dreadlocks machen. Leider ist der Großteil von ihnen ungefähr so sehr Rasta wie Guido Westerwelle. Es handelt sich um knallharte Abzocker (das bezieht sich natürlich nucht mehr auf unseren Guido), die einem von Gras und Kokain über Kilibesteigungen und Safaris bishin zu jedem erdenklichen Souvenir einfach alles verkaufen wollen. In erster Linie handelt es sich um Souvenirs und das kann dann schon gut passieren, dass man eine Viertelstunde von einem bekifften und besoffenen Rasta durch due Stadt begleitet wird, während er verzweifelt versucht, Ware an den Mann zu bringen. Irgendwann wird dann die Mitleidsnummer ausgepackt, die Preise gehen ein bisschen runter und es wird gesagt, dass man ja auch was zu Essen braucht. In den meisten Fällen stimmt das wohl auch, doch meistens verweigere ich mich dennoch, denn ich sehe keinen Anlass, einen jungen Mann, der mittags schon vollkommen zugedröhnt ist, in irgendeiner Weise mit meinem Geld zu unterstützen. Ihm zu helfen, dafür sehe ich Anlass. Das liegt aber nicht mehr ganz in meinem Kompetenzbereich, sodass mir wenn überhaupt die finanzielle Hilfe bleibt.
Noch etwas zum Haar: es gibt auch einen Stadt bekannten Transvestiten. Dieser flächtet sich die Zöpfe bis zum Hintern. Er ist der einzige Mann, den ich hier mit der Flechterei im Haar gesehen habe. Bei den Mädchen und Frauen sind die verschiedensten Frisuren möglich, die meisten werden mit Kunsthaar gemacht, doch wie schon gesagt, als Mann lässt man sich einfach regelmäßig seine Glatze schneiden.
So, heute spielt Deutschland und ich habe gehört, es gibt eine neue 'Schland-Version. Die werde ich mir nach Möglichkeit zur Einstimmung anhören und dann mit einigen Deutschen ins East Africa bringen. Ich freue mich und hoffe, dass zumindest Ghana und die Elfenbeinküste die nächste Runde erreichen.

Bis bald!

Dienstag, 15. Juni 2010

Pause

Vor einer guten Stunde endete das Spiel Elfenbeinkueste gegen Portugal – torlos…Wie bei allen Begegnungen mit afrikanischer Beteiligung war das East Africa Pub wieder gestopft voll. Doch ich wusste ja Bescheid und war rechtzeitig vor Ort, um einen guten Platz vor dem Fernsehgeraet zu ergattern.
Leider war das Spiel relativ ereignisarm, sodass sich die Stimmung in Grenzen hielt. Einzige Ausnahme stellte die Einwechslung Didier Drogbas dar. Jedes Mal, wenn er im Bild auftauchte, auf der Auswechselbank, beim Einlaufen und natuerlich bei der Einwechslung, klatschten die Leute in die Haende und machten Laerm.
Wesentlich froehlicher waren die Zuschauer hingegen am Sonntag. Nein, nicht wegen Deutschland, sondern wegen des Sieges von Ghana. Endlich mal ein afrikanischer Sieg! Bis dato bekanntermassen ja auch der einzige…scheinbar waren die Leute danach muede oder einfach desinteressiert. Beim Deutschlandspiel war die Bar auf jeden Fall ziemlich leer. Mir kam das aber gerade recht, da ich somit viermal ausreichend Platz hatte, aufzuspringen und dabei meinen Stuhl zum Umfallen zu bringen. Gemeinsam mit Anni und zwei weiteren Deutschen feierte ich dieses Fussballfest! Meine Ankuendigung, nach jedem Tor eine Runde Konyagi zu schmeissen, zog ich mit der Zustimmung der anderen nach dem dritten Tor zurueck. Grade noch rechtzeitig vor dem finalen 4:0 Treffer Cacaus. Lustig war, dass in der Bar auch eine ganze Gruppe Australier ihr Team anfeuerte. Deren Leistung war verglichen mit dem Auftreten ihres Teams herausragend, doch wuerde ich mir selbst den Titel “Fan des Spiels” verleihen. Ich denke, das habe ich verdient ;)
Insgesamt geniesse ich die WM in vollen Zuegen und es steigen auch immer mehr Tansanier in den WM-Zirkus ein. Wollen wir mal hoffen, dass die afrikanischen Teams am zweiten Spieltag noch einen Tick erfolgreicher abschneiden und die Stimmung kocht. Es ist immer wieder faszinierend, welche Solidaritaet auf diesem Kontinent herrscht – zumindest in Fussballfragen. Ob der Spieler nun Eto’o, Drogba, Pienaar oder Gyan heist, alle werden sie geliebt und vergoettert. Selbst ein Henry hat aufgrund seiner Hautfarbe schon einen Fanbonus. In der naechsten Runde werde ich mich mal ueber die Beliebtheit Algeriens informieren, da Nordafrika fuer viele hier schon zu weit weg ist und man sich mit dessen Staaten und Buergern weniger solidarisch zeigt.
Die allgemeine Sympathie fuer Afrikaner beschraenkt sich aber tatsaechlich fast nur auf Persoenlichkeiten aus Sport, Musik und Film. Dass der Nigerianer ein Dieb, der Tansanier eine Schlafmuetze, der Suedafrikaner ja irgendwie schon gar nicht mehr ein echter Afrikaner, der Somali ein Terrorist und der Kenianer ein Verbrecher ist, das scheint Konsens zu sein. Und dass schliesslich alle Weissen im Geld schwimmen ist so selbstverstaendlich wie die Tatsache, dass der Afrikaner Obama sich letztens erstmals in seiner Amtszeit oeffentlich an seine wahre Heimat, Kenia, gewendet hat. Ueber Rassismus in Tansania koennte ich mich wochenlang auslassen. Doch stellt sich mir bei all den Streitfragen auch immer die Frage, ob es bei uns in Deutschland besser, bzw. warum es anders ist.
Ein paar Exempel: dass ich als Weisser immer angesprochen werde, kann durchaus als ein rassistischer Affront betrachtet werden. Schliesslich handelt es sich mitnichten immer nur um ein nettes Hallo, sondern haeufig werde ich gefragt, ob ich nicht ein Essen, ein Bier oder einen Softdrink springen lassen will oder nicht einfach mein Portemonnaie mit dem eines Tansaniers tauschen will. Immer wieder sind das auch Scherze, doch wenn ein Betrunkener mich morgens um elf anpoebelt, dass ich ihm doch sein Fruehstueck bezahlen soll, schuettele ich nur den Kopf und werde auch sauer. Doch machen wir uns mal nichts vor: Weisse, die durch Tansania spazieren, sind in den allermeisten Faellen wohlhabend. Zumindest fuer tansanische Verhaeltnisse. Da sind die zahllosen Freiwilligen hier in Moshi, die jades Wochenende feiern gehen und da sind Abenteurer und Fruehrentner, die sich fuer viel Geld am Kilimanjaro oder in der Serengeti vergnuegen. Die Annahme, dass die Weissen alle Geld haben, liegt fuer viele also auf der Hand. Dass es auch Massen gibt, die immer in Europa sind und dort teilweise sogar mit Armut kaemofen muessen, ist fuer viele hier einfach undenkbar.
Fuer mich ist aber folgendes viel wichtiger: zwar kommen mir auch einige Schnorrer vor die Augen, doch ueberwiegt die Zahl derer, die sich ueber den Weissen freut, nett ist und sich ueber meine Kiswahilibrocken riesig freut. Diese Direktheit und Offenheit, einfach das Gespraech zu suchen, mich auszufragen und sich an der Fremde zu erfreuen, finde ich grossartig, wenn auch immer noch ungewohnt. Als kleiner Test: welcher der Leser hat in Deutschland auf der Strasse schon einmal einen offensichtlich nicht deutschen ueber seine Herkunft ausgefragt und ihm am Ende gesagt: “Mann, herzlich willkommen in Deutschland!!” Natuerlich hat das auch seine Gruende. Allein schon, dass die meisten Weissen hier aus Urlaubsgruenden weilen, waehrend Deutschland ja eher das Praedikat “Einwanderungsland” verdient. Da moegen einige Politiker anderer Meinung sein, doch inzwischen ist das ja wohl ein Fakt…
Puu..einfach mal wieder ein paar Gedanken, die mich bewegen. Ich hoffe mal, nicht zu offensiv zu sein. Jetzt muss ich zurueck ins East Africa, einen guten Platz fuers Brasilienspiel ergattern. Internetcafezeit ist jetzt auch um.
Bis bald, auf dass Suedafrika morgen Abend gewinnt!

Sonntag, 13. Juni 2010

Die WM ist endlich eröffnet!!!!!!!

Ich bin umgezogen. Mein neues Zuhause ist das East Africa Pub Inn in der Innenstadt. Diese Bar ist mit vier ordentlichen Fernsehern ausgestattet, serviert Bier zu normalen Preisen, ist bei jedem Spiel gut gefüllt und hat sogar ein bisschen Essen auf der Karte. Okay, bei dem Essen handelt es sich nicht wie üblich um Reis, Maisbrei oder Chipsi (Pommes), sondern lediglich um frittierte Kochbananen (die mir wenig zusagen) und gegrilltes Fleisch. Mal sehen, wie mein Magen mit der Ernährungsumstellung bzw. -einschränkung auf Wasser, Cola, Bier und Fleisch reagiert.
Nach all den Befürchtungen, die Tansanier würden die Weltmeisterschaft nicht ernst nehmen, da ihr Team nicht dabei, bin ich sehr positiv überrascht. Die ersten beiden Tage waren stimmungsmäßig sehr positiv einzuordnen und das zwischenzeitliche 1:0 für die gute Bafana Bafana brachte die Bar zum kochen. Wunderbare Stimmung hier!! Natürlich wird immer ganz besonders für die afrikanischen Teams mitgefiebert und wenn das Spiel erst einmal läuft und der Alkoholkonsum mit fortschreitender Zeit den Pegel kontinuierlich in die Höhe treibt, wird bei jeder Ballberührung geklatscht und gebrüllt. Dass bei Auswechslungen aufgestanden und geklatscht wird, ist ja wohl selbstverständlich.
Letzten Montag wäre ich gerne nach Dar Es Salaam gefahren. Dort spielte die Tansanische Nationalmannschaft – die Taifa Stars – gegen Brasilien. Das 1:5 wertete ich als tansanischen Erfolg, doch stand ich damit allein auf weiter Flur. All die Tansanier die während des Spiels an ihrem Radio hingen, waren tief enttäuscht und beschämt. Natürlich setzte auch ich mich vors Radio, doch leider verstand ich wenig. Den Freudenschrei des Kommentators beim 1:4 werde ich jedoch nicht vergessen. Ja, Fußball im Radio ist schon einzigartig.

Ich wurde gebeten, einfach mal ein bisschen über die tansanische Gesellschaft zu schreiben. Natürlich gibt es da eine Menge zu erzählen, doch ist es echt schwer, ein Thema auszusuchen. Gibt es Fragen von der Leserschaft? Bisher habe ich es meist vermieden, ernsthaft über Land und Leute zu berichten, da ich das als fast unmöglich ansehe. Schon wenn ich mich mit anderen Ausländern unterhalte, merke ich, wie sehr unsere Wahrnehmungen auseinander gehen. Wenn ich nun also von hier erzähle, fürchte ich, meine verehrten Leser durch subjektive Eindrücke im Bezug auf Tansania unrechtmäßig zu euphorisieren oder zu verprellen. Nichtsdestotrotz denke ich gleichzeitig, dass es doch auch etwas Schönes und auch meine Pflicht ist, all jene, die daheim im sommerlichen Deutschland am Computer sitzen, an meinen Gedanken über Tansania teilhaben zu lassen. Wann lassen sich schon Informationen aus allererster Hand lesen und wo sonst habe ich die Möglichkeit, mich öffentlich mit meinen Gedanken, Gefühlen und Eindrücken auseinanderzusetzen und daraufhin vielleicht auch in den ein oder anderen Diskurs zu geraten? Also, über Anregungen, Rückfragen, Lob und Tadel freue ich mich!!

Womit beginnen? Ich erzähle einfach mal ein bisschen von meinem neuen Fußballtrainer. 21 Jahre alt, hat er letztes oder vorletztes Jahr seinen A-Level-Abschluss (vergleichbar mit dem Abi) gemacht und wartet nun auf seine Unizulassung für September. Wie fast alle Tansanier hat er sich für "Accounting" beworben. BWL...langweilig! Andere Optionen sind "Management and Human Ressources" (oder so ähnlich) und "irgendetwas mit Landwirtschaft und Management". Der Mangel an Naturwissenschaftlern scheint meiner subjektiven Wahrnehmung nach auch in Tansania vorzuherrschen. Ich habe bisher einen Ingenieursstudent getroffen. Ansonsten treffe ich hier in Moshi primär auf Mediziner, Jäger und Safariguides. Diese Studenten...leider kenne ich praktisch keine Studenten besser. Es handelt sich hier stets um Barbekanntschaften, die mir in der Regel am nächsten Tag schon ein bisschen auf die Nerven gehen. Meist spielt sich die Sache wie folgt ab: ein besoffener Student läuft auf einen angetrunkenen Hannes zu, spricht ihn auf Englisch an, Hannes antwortet auf Kiswahili, der Student freut sich, sagt, dass jener Mzungu, der Kiswahili spricht, schon ein echter Tansanier ist, sagt weiter, dass er der beste Freund ist, erfragt die Handynummer, die Hannes ihm sofort gibt, um das Gespräch so schnell es geht zu beenden, und dann hat Hannes die Ehre zehn Komolitonen kennen zu lernen, die sich alle denken "oh mann! Was hat unser Kollege nur alles getrunken, dass er jetzt schon mit einem Weißen zu prahlen versucht...". Oh, wollte ich nicht eigentlich von Immanuel, dem Fußballtrainer erzählen?!? Er war wirklich beeindruckend!
Klar, viele haben ein gewisses Interesse an der Fremde und am "Leben der Weißen", doch selten saß ich eine halbe Stunde mit einem Tansanier zusammen und hatte so großen Spaß daran, die Fragen eines jungen, interessierten Mannes zu beantworten. Wie ist das Wetter bei euch? Standardfrage...Wie ist euer Bildungssystem? Schrecklich ;) Hier folgte ein fünf Minuten langer Vortrag, der mir selbst nur verdeutlichte, dass ich erschreckend wenig weiß und dass unser Bildungssystem kompliziert ist. Dass Bildung aber meistens umsonst ist, scheint ihn fasziniert zu haben. Er muss im Jahr mindestens sechshunderttausend Schilling für die Uni berappen. Vierhundert Euro mag dem Deutschen nicht viel erscheinen, doch wenn man bedenkt, dass das weit über der Jahreseinkunft eines Hausmädchens liegt und dass es in etwa dem Monatsgehalt meiner Chefin, Grace, entspricht, wird ersichtlich, dass es sich hier um einen Batzen Geld handelt. Schließlich ist Grace definitiv unter den Besserverdienenden anzusiedeln und man stelle sich vor, der Zögling eines solchen würde in Deutschland mal eben für fünf- oder sechstausend Euro im Jahr studieren wollen. Ordentlich.
Mindestens genauso verblüffend für Immanuel war die Tatsache, dass im Primärsektor (für all diejenigen, die in Politik oder Sozialkunde nicht zugehört haben, hier handelt es sich um Landwirtschaft) lediglich ein Prozent des deutschen BSP erwirtschaftet wird. Für einen Tansanier ist das völlig unvorstellbar. Schließlich sind hier achtzig bis neunzig Prozent in diesem Sektor erwerbstätig. Und der Staat gibt alles, die Bauern auch in ihrem Beruf zu halten und erlässt eine Steuererleichterung nach den anderen. Gestern las ich in der Zeitung, welche Maschinen und Transportwege von Steuern befreit werden sollen. Klingt nach einer großen Sache, doch da es sich beim allergrößten Teil der Bauern lediglich um Subsistenzwirtschaft handelt, fragt man sich doch, ob wirklich viele Leute von diesen groß angekündigten Maßnahmen probieren. Würden sich deutsche Bauern freuen, wenn auf einmal auf jeden Spaten fünfzig Prozent Rabatt wären und alle Ochsenkarrentransporte steuerfrei wären?

So, ein Highlight dieses ereignisreichen Wochenendes war die Miss Vodacom Kilimanjaro" Wahl im La Liga. In einer ewig langen Prozedur wurde die Schönheitskönigin der Region gekrönt. Allerdings schaute ich da schon lange nicht mehr zu. Die Siegerehrung fand um halb drei in der Nacht statt. Da war ich schon im Bett. Lüge. Da war ich im Nebenraum tanzen. Eine Misswahl ist nichts Spannendes kann ich von diesem Abend nur berichten. Ich vermute auch, dass sich das überall ziemlich ähnelt. Die einzige spannende Abwechslung waren Live-Auftritte von tansanischen Musikstars. Besonders der Auftritt der "Wazee wa samaki na bata" (Alte Herren der Fische und Enten) mit ihrem Knallerlied "Pole Samaki" (Tut mir leid, Fisch), ließ mein Herz höher springen.
Und heute Abend kommt das Deutschlandspiel, Ich werde mich schminken, mein Trikot tragen und die Tansanier damit wohl zum Kopfschütteln bringen. Naja, was soll's. Schönen Tag noch!!

Mittwoch, 9. Juni 2010

Die Zeit zieht ins Land, ich ziehe ins Büro und Grace zieht ihre Kreise in Moshi. Wo? Das würde ich auch gerne wissen, doch Moshi Karanga, jener Stadtteil, der nach der Erdnuss benannt ist, wo unser Büro und mein Haus liegen, wird von ihr nur selten und stets zu unvorhersehbaren Zeitpunkten tangiert. Daran, dass wir uns, wenn wir uns denn sehen, prächtig verstehen und ich unglaublich dankbar bin, sie als Mentorin zu haben, ändert das nichts. Am Fortschritt unseres Projekts leider auch nicht. Der bleibt sehr gering.
Ausdrücke wie "DIA" (Das ist Afrika) oder "African Time" (für alles, was sich verspätet) habe ich nie benutzt. Sicherlich, es gibt riesige Unterschiede zwischen den Lebensweisen in Tansania und Deutschland, doch allein schon, wenn man die Größe und die kulturelle Vielfalt Afrikas betrachtet, sollte bewusst werden, dass sich auf diesem Kontinent nicht generalisieren lässt. Nichtsdestotrotz muss ich gestehen, dass ich von mir langsam den Eindruck gewinne, afrikanisiert geworden zu sein. Der Stillstand in der Arbeit stört mich nicht weiter, ich freue mich, im Büro Zeit für Unterhaltungen zu haben und verzücke die anwesenden Mitarbeiter mit Bach, Chopin und Beethoven. Mittags vertrete ich mir ein bisschen die Füße, setze mich zum Gemüsestand, lasse meinen Blick träumend durch die Gegend schweifen und genieße den Kiswahilismalltalk. Nach einer weiteren Büroschicht folgt neuerdings endlich wieder Sport. Im Moshi Technical College treffen sich jeden Nachmittag die älteren Jungs eines großen Straßenkinderheims, um auf einem der besten Plätze in der Umgebung zu spielen. Mann, die haben mich beim Aufwärmen vielleicht fertig gemacht. Ewig lang kein Sport, Husten, viele neue Kilos – danach war ich (Herr Grosch würde sagen: "Salopp gesagt:") im Sack. Am nächsten Tag bin ich gleich wieder hin und habe dann auch erstmal gespielt. Passable Leistung würde ich sagen, doch der Mittelstürmerposten ist nicht meine große Stärke. À propos Fußball: von WM-Vorfreude merke ich bislang relativ wenig. Da das tansanische Team bereits in der Qualifikation zur Qualifikation ausgeschieden ist, ist das auch nicht weiter verwunderlich. Meinerseits ist die Vorfreude jedoch riesig!! Letzte Woche kam das entsprechende Kicker Sonderheft an und ich bin jetzt bestens eingestimmt. Schade, dass es noch immer vier Tage sind ;)
Eine letzte Sache, möchte ich noch erzählen: bei einem meiner Mittagsspaziergänge bin ich letzte Woche zur Fabrik der "Kibo Match Group" gelaufen und habe dort einem Freund ein Buch zurückgegeben. Er zeigte mir daraufhin die gesamte Streichholzfabrik. Ausgestattet mit schwedischen und deutschen Maschinen aus den Siebzigern, war die Fabrik durchaus interessant. Am beeindruckendsten war aber ein einziger Satz, den mein Freund Michaeli, der technische Leiter der Fabrik, über das manuelle Verpacken der Streichhölzer fallen ließ. Es gibt in der Fabrik eine Maschine, die das erledigt, die aber bei weitem nicht die Kapazität für alle Streichhölzer besitzt. Also arbeiten gleichzeitig rund einhundert Frauen daran, die Streichhölzer zu verpacken. An den Kauf einer zweiten Maschine wird nicht gedacht, da man diese Chance der Arbeitsbeschaffung nicht verstreichen lassen will. Man sage das mal einem deutschen Unternehmensberater. Und solche Worte kommen vom technischen Leiter, der mit der Anschaffung einer weiteren Maschine hundert Lohnzahlungen monatlich einstellen könnte und gleichzeitig selbst mehr Arbeit, mehr Verantwortung und vermutlich mehr Geld bekommen würde. Das sozialistische Erbe scheint auch siebzehn Jahre (ich glaube, es sind siebzehn Jahre...) nach der Liberalisierung starken Einfluss auf die Wirtschaft zu haben. Und ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich das in diesem Fall einfach nur beeindruckend finde!
Gruß und Kuss

Montag, 31. Mai 2010

So langsam verfliegt die Zeit. Ich bin noch ziemlich genau drei Monate hier und im Juli kommt meine große Reise mit David, sodass ich effektiv nur noch zwei Monate in Moshi sein werde. Ob ich in dieser Zeit noch die Eröffnung unseres Cafes miterleben werde, darf bezweifelt werden. Die Dinge gehen so langsam voran! Hier läuft praktisch alles über private Kontakte und da ich von diesen nicht so sehr viele besitze, kann ich den Fortschritt des Projekts nicht ernsthaft beschleunigen. Aber ein bisschen was geht voran und so konnte ich Grace davon überzeugen, dass das Hauptaugenmerk nicht darauf liegen sollte, dass wir auch ein Internetcafe und eine Großküche haben, sondern dass wir eine kleine, aber feine Ausstellung zum Kaffeeanbau und -export einrichten. So viel zur Arbeit.
Letzte Woche waren Anni und ich bei unseren Freundinnen vom Gemüsestand eingeladen. Das war ein wirklich schöner und bereichernder Abend. Ihr Haus ist drei oder vier Zimmer groß und in jedem Zimmer wohnt eine Familie. Das bedeutet, dass in dem Zimmer, in dem wir die ganze Zeit fern sahen und das mit zwei kleinen Doppelbetten ausgestattet war, vier Frauen und ein Kind schlafen. Das ist schon eine anders, als man es bei uns gewöhnt ist. Während der Fernseher ununterbrochen lief, gesellten sich auch von den anderen Familien alle Kinder hinzu, sodass der Raum komplett voll war. Und alle hatten aber ihren Spaß. Wir unterhielten uns viel und neben den südamerikanischen Soap Operas, die unglaublich schlecht ins englische synchronisiert waren, stellte eine kleine Fotosession das Highlight des Abends dar. Eigentlich spricht keiner unserer Gastgeber Englisch, doch da die Geschichten so flach waren, konnten sie die Dinge sogar vorhersehen, die geschehen würden. Emotionaler Höhepunkt war eine Schlägerei in einer der Serien, die uns Zuschauer (speziell die tansanischen) zu wildem Gekreisch veranlasste.
Ja, dieser Abend war echt schön und ich überlege zur Zeit noch, wie wir uns dafür revanchieren können. Zum Essen einladen geht wohl nicht, da wir keinen Fernseher haben ;) Letztens habe ich mal Pizza furs Büro gebacken und das kam sehr gut an. Vielleicht bringe ich bald mal ein Blech beim Gemüsestand vorbei. Vorausgesetzt, unser Ofen wird beizeiten repariert.
Noch bevor wir zum Essen eingeladen wurden, begleiteten wir die Gemüsestanddamen mal bei ihrer Arbeit. Der Gemüsestand ist nur eine Nebeneinkunft, glaube ich. Das meiste Geld verdienen sie damit, reiche Gefängnisinsassen zu bekochen. Ich glaube, ich hatte mal erwähnt, dass ich direkt neben dem Gefängnis wohne. Anni und ich wollten schon immer mal im Gefängnis spazieren gehen, da es von außen sehr grün aussieht und zu jeder Zeit viele Leute dort verkehren. Uns Weißen war das aber nicht gestattet, sodass wir nur in Begleitung der Damen dort reinkamen. Und tatsächlich: das Gefängnis ist ein riesiges, sehr grünes Gelände mit der billigsten Bar Moshis. Schöner Spaziergang war das! Wirklich ins Gefängnis hinein kamen wir aber nicht. Nach dem Haupttor, das wir durchschritten, kommt erst noch die Angestelltenwohnsiedlung, die wir auch noch durchquerten und dann kommt der Knast, vor dem wir in Richtung Bar abbiegen mussten.
In der letzten Zeit komme ich in immer besseren Kontakt mit den wirklich einfachen Einheimischen Leuten hier. Ich gehe nur noch recht wenig mit anderen Freiwilligen aus und hänge sehr viel am Gemüsestand und im Büro rum. Da ich vom Partyleben ab September wohl ohnehin wieder reichlich haben werde, finde ich die momentane Situation sehr angenehm und bin ziemlich zufrieden. Noch drei Monate...

Mittwoch, 26. Mai 2010

Montag, 17. Mai 2010

Nimerudi!

I'm back, ich bin wieder da. Ich denke, nun haben es alle verstanden, dass ich wieder in Moshi bin. Mittwoch nachts kehrte ich heim, in meine liebste tansanische Stadt. Die Vorfreude war groß, da es mich immer wieder beruhigt zurückzukommen, doch war es auch etwas schade, dass ich Malawi so schnell wieder den Rücken zuwenden musste. Dort hatte ich eine großartige Zeit!
Dreieinhalb Wochen war ich hier allein daheim, sprach wenig Deutsch, lernte viel Kiswahili, ging gtäglich ins Büro und zeichnete Lanskarten und berauschte mich abends mit Unmengen an Musik, Narziss und Goldmund, den Buddenbrooks und Bartholomäus Grill. Ich hatte viel Zeit zum Nachdenken und war insgesamt echt glücklich. Doch irgendwann ist es der Isolation dann auch genug und was kann es da schöneres geben, als einen großartigen Mensch wie den David in Malawi zu besuchen!?
Wir hatten eine echt gute Zeit. Wie immer war bei ihm und seinen Kollegen viel los und das Haus gleicht immer noch einem Taubenschlag. Vie list passiert, seit wir uns das letzte Mal sahen und der Gesprächsstoff ging uns nie aus. Eine der spannendsten Veränderungen ist wohl Davids neue Halbtagesstelle in der Jacaranda School. Das ist eine Schule für Waisen in Blantyre, die von einer Malawierin gegründet wurde. Als einmal der Geldhahn für die Schule abgedreht wurde, unterrichtete ihre Mutter im Wohnhaus und die Dame selbst ging in die USA, wo sie als Nanny arbeitete und all ihr Einkommen der Schule zur Verfügung stellte. Da sie bei einer Schauspielerin aus Hollywood zu Hause tätig war, kam sie schnell in Zirkel, in denen sich viele Spenden eintreiben lassen, sie war bei Larry King und gewann einen CNN-Award für ihre aufopferungsvolle Arbeit. Inzwischen verfügt die Schule über Spenderkreise in China, USA, Frankreich, England, etc. Deutschland kommt hinzu, wenn David und co. wieder zurück sind. Sollte irgendeiner der Leser mal das dringende Bedürfnis verspüren, Geld in die dritte Welt zu spenden, so empfehle ich dieses Projekt wärmstens!
Ich besuchte die Schule am Nachmittag während der Bandprobe, die von David geleitet wird. Innerhalb von nur drei oder vier Monaten haben sich die Jungs und Mädels einiges an Klavier, Schlagzeug zbd Gitarre selbst beigebracht und schon mehrere Lieder komponiert. Die Könung ist der Chor von dreißig Mädchen, den ich bei einem kleinen Konzert in voller Pracht singen hörte. Wenn man diese Kinder singen hört, vergisst man den Rest der Welt…und trauert, dass dieses Talent so wenig gefördert wird…Der Anlass für das Konzert war übrigens eine Videoaufnahme, die nun nach London geschickt und auf einer Benefizveranstaltung abgespielt wird. Gäste sind ein paar der Spice Girls und andere Promis, Organisator ist einer der Songwriter Madonnas und der Eintrittspreis beträgt 200 Dollar (oder Pfund?) pro Person, die direkt nach Jacaranda geschickt werden. Große Sache ist das!
Nun, was habe ich dort noch erlebt? Ich habe ein bisschen am Alkoholfasten gesündigt und holländische Trinkspiele kennengelernt. Interessant…am Folgetaf wanderten wir dann mit einigen Leuten auf den Mount Soche, einen der Berge, die Blantyre umgeben. Das Gras stieg uns über den Kopf, immer wieder mussten wir umkehren und neue Wege finden und leider zerrissen meine Sandalen auf dem Anstieg. Doch Barfuß war die Sache natürlich nur noch ein Stückchen abenteurlicher und die herrliche Natur und der grandiose Ausblick waren mehr als nur eine faire Entschädigung. Danach wurde gegrillt!
Ein weiteres Highlight war die Rückfahrt. Sie begann mit dem schönsten Abendhimmel, den ich jemals erblickt habe, setzte sich am nächsten Tag mit Morgennebel über den taunassen Bergwiesen fort, brachte ein weiteres schönes Abendrot in Mbeya, einen traumhaften Sonnenaufgang am nächsten Tag und dann zum Abschluss einen knallroten Sonnenuntergang, während der Bus auf den Highway nach Moshi abbog. Schön, dass man bei einer Busfahrt so viel Zeit hat, aus dem Fenster zu schauen. Eine sehr primitive Feststellung, doch nicht immer kann mich so geduldig auf die Schönheit der Natur konzentrieren, finde ich.
Was kommt jetzt?
Café! Grace kam am Wochenende aus Dar zurück und nun möchte ich Nägel mit Köpfen machen. Es steht nur noch aus, ob Grace selbiges im Sinne hat, doch ich bin optimistisch!
Basi! Kwa leo inatosha. Ninausalimia ujeromani. Tutaonana
Genug! Für heute reicht's. Ich grüße Deutschland. Wir sehen uns!

Donnerstag, 29. April 2010

Saukalt ist es hier!

Während in Deutschland der Sommer Einzug erhält, wache ich hier immer wieder auf und spüre ein leichtes Frösteln unter meinem Bettbezug. Vielleicht sollte ich die Ikeasommerdecke bald mal wieder aktivieren, um den widrigen Bedingungen Widerstand zu leisten. Noch geht es aber noch ohne und am Sonntag fliehe ich vielleicht für kurze Zeit nach Malawi runter, in der Hoffnung, die kälteste Woche des Jahres zu umgehen. Ob diese aber nächste Woche sein wird, weiß ich ehrlich gesagt gar nicht und angeblich wird es im Juni noch kälter...ich will heim! ;)
Viele werden sich fragen, warum ich schon wieder nach Malawi fahre. Dort muss ich mit David ein wenig planen und werde außerdem meine liebe Kollegin Anni gemeinsam mit Christina und Veronika treffen, die seit Wochen rumreisen. Aber das wird für mich nur von kurzer Dauer sein, denn mit dem Café steht hier einiges an Arbeit ins Haus! Und es ist nicht einmal sicher, ob ich überhaupt runterfahre. Muss mal ein bisschen Sparsamkeit an den Tag legen...

Die Landkarten habe ich nun abgeschlossen, ich fühle mich bereit, auch größere grafische Aufträge auf mich zu nehmen und überlege, ob ich etwas in diese Richtung studieren soll. Okay, das war eine ziemliche Lüge und für alle, die es interessiert: ich bewerbe mich auf Medizin und auf Bauingenieurwesen.

Gestern nahm ich an einem Workshop teil, der das Ziel hatte, tansaniaweite Standards für die Kaffeeproduktion festzulegen. Geleitet wurde die Veranstaltung natürlich von einem Europäer (der aber schon ewig hier lebt) und wie bei allen anderen Workshops oder Seminaren, die ich hier erlebt habe, ging die Sache irgendwie daneben. Da wird irgendeine wunderbare, lobenswerte und gut gemeinte Idee mittels komplexer Workshoptheorien (bevor ich herkam, wusste ich gar nicht, wie viele Arten es gibt, einen Managementplan zu erstellen, die Risiken einer Organisation zu bewerten, die Teilnehmer bei Laune zu halten – ein vorzügliches Frühstück!! – etc.) zu bearbeiten versucht, doch im Endeffekt verstehen alle Teilnehmer (meine Wenigkeit nicht ausgenommen) die Instruktionen falsch und nach mehrstündiger Gruppenarbeit sind nur nutzlose Resultate vorhanden. Das Ende des Workshops ist dann, wenn alle müde sind und das ist nicht nach 17:00...schließlich ist das Abendessen ja auch nicht mehr im Budget inbegriffen (obwohl die Spender die paar hundert Euro bestimmt locker machen würden...)...und die ganze Arbeit, die nicht geschafft wurde, übernimmt der Leiter des Workshops. Da könnte man sich den Workshop fast sparen, finde ich...aber wie gesagt, das Essen war echt gut, ich hatte ein paar sehr interessante Gespräche und fühlte mich am Abend durchaus bereichert. Für mich ist ja vieles immer noch ein Abenteuer, weshalb ich über inhaltliche Enttäuschungen locker wegsehen kann und andere Eindrücke und Erfahrungen für mich mitnehme. Natürlich ist es schön, wenn man auch mal sieht, dass inhaltlich irgendwo Fortschritte erzielt werden, doch das ist insgesamt eher eine Seltenheit...

So, was noch? Wurde gestern von meinen Gemüsestandmädels zum Essen eingeladen. Nach mehrstündigem rumrühren, war das Ugali dann auch fertig und die stundenlange Vorarbeit lieferte mir dann ungefähr zwei Minuten großen Essspaß. Seinen Brei mit der Hand zu essen, ihn erst einmal zu kneten, etc. ist echt ein Vergnügen, doch die Maismehlwassermischung macht sofort satt. Laut den Tansaniern macht Ugali auch stark. Aber die sagen auch, dass ihre Pommes (Chipsi) stark machen ;) Man muss aber auch fairerweise sagen, dass es kaum dicke Männer gibt und das Essen tatsächlich nur bei wenigen so an (oder ein)schlägt wie bei mir. So viel Chipsi wie ich hier schon gegessen habe...da müsste ich Gewichtheber oder Ringer oder so etwas werden. Einmal unterhielt ich mich mit einem Tansanier über die feine Unterscheidung von stark und fett (die bei uns im Deutschen in dem herrlichen Wort "kräftig" ja auch sehr schwierig ist) und als ich meinen Bauch aufblähte und sagte "schau, wie stark mich das Essen hier macht!" stimmte er mir zu und blähte seinen Bauch ebenfalls auf. Das nur so nebenbei...

So, genug für heute und bis bald!

Mittwoch, 21. April 2010

Arbeit!

Wer Ohren hat der höre! Seit Simon abgeflogen ist, bin ich tagtäglich, abgesehen vom Wochenende, im Büro. Primär bin ich zur Zeit dafür verantwortlich, von den Bauern gezeichnete Landkarten ihrer Kooperativen in den Computer zu übertragen und dort zu bearbeiten. Nachdem ich für die erste Karte noch mehrerer Tage bedurfte, hat sich das Arbeitstempo inzwischen vervielfacht und so langsam gehen mir die Karten aus...Doch das ist nicht weiter tragisch, denn es fallen immer wieder kleine PC-Probleme an, bei denen ich helfen kann oder es wird ein Partner für ein Brainsorming benötigt, und außerdem hat mir Grace die Aufgabe gegeben, mal über ein sehr spannendes Projekt zur Selbstfinanzierung nachzudenken: ein Biocafé in der Stadt! Da werde ich mich jetzt in den nächsten Tagen dran machen und schauen, was sich machen lässt. Schließlich wird die Klientel vermutlich eher auf meiner Wellenlänge sein, da sich nicht allzu viele Tansanier in die Cafés hier verirren.
Einerseits ist das mit Sicherheit eine Geldsache, andererseits setzt man sich hier aber auch einfach nicht zusammen, trinkt Kaffee und Tee und genießt den Feierabend oder den freien Tag. Zwar sitzen viele Leute den ganzen Tag über in den unzähligen lokalen Bars und Imbissbuden, doch wird dort fast ausschließlich gesoffen oder – so wie ich es zur Zeit meiner momentanen Fastenzeit tue – "Soda" (Cola, Fanta, Sprite getrunken). Und das, wo hier so viel Kaffee und Tee angebaut wird. Letzterer wird zumindest zum Frühstück noch konsumiert, wobei das häufig servierte Getränk viel Zucker, mit ein bisschen Tee und Milchpulver ist. Mir kommt das entgegen, ich war ja schon immer ein großer Fan von allem, was zu süß und etwas ungesund ist.
Wo ich gerade schon dabei bin, etwas vom Alltag und den Menschen hier zu erzählen: Simon merkte trotz all der sitzenden und trinkenden Menschen immer wieder an, wie seltsam die Tansanier doch seien, dass sie an jeder erdenklichen Stelle rumstehen. Nein, wenn man mit dem Daladala durch den Dschungel fährt, braucht man nicht zu fürchten, dass man verloren ist, denn nach ein paar Metern sieht man bestimmt jemanden irgendwo stehen. Die Damen, Herren, Kinder, Omas und Opas – ja, davon ist keine Altersgruppe auszuschließen – scheinen nicht auf dem Weg zu einem Ziel zu sein, sondern schlicht das Stehen zu genießen. Mir ist das noch nie so aufgefallen, doch wie auf so viele andere Dinge hat Simon mich darauf aufmerksam gemacht. Komisch. Noch komischer und meines Erachtens auch traurig ist es, dass es keine öffentlichen Sitzgelegenheiten gibt, Ausnahme Zanzibar und ganz wenige Stellen in Dar. Hier in Moshi gibt es nichts, was einer Plasa (oder Plaza?), wie Simon diese Plätze stets nannte, gleicht. Es gibt nicht eine einzige Sitzgelegenheit, die nicht zum Konsum eines Getränks verpflichtet. Das macht mir natürlich zu schaffen.
Zur Zeit bin ich mal alleine daheim. Letztes Mal war das im Dezember für zwei oder drei Tage der Fall und ich hatte ein echtes Tief. Diesmal ist Anni verreist und hat mit Veronika und Christina auch meine anderen beiden wichtigsten Damen von hier abgezogen. Also habe ich viel Zeit für mich, die Leute in meiner Umgebung, die Sprache, gute deutsche Bücher (ach, Narziß und Goldmund war großartig!) und eben das Büro. Es entsteht so langsam ein Alltag und nach mehr als sieben Monaten ist das ein wunderbares Gefühl! Morgens aufzuwachen (in der Regel immer ein bisschen zu spät, da der Wecker so leise ist und die Bücher abends einfach zu viel Zeit beanspruchen...ist aber auch nicht weiter schlimm, weil mein Ofen kaputt ist und mir deshalb morgens den Haferschleim mit Wasser aus dem Wasserkocher zubereite, was im Nu erledigt ist) und schemenhaft zu wissen, was der Tag so bringen wird und dann abends zu denken "jo, das hast du aber wieder gut gemacht, Hannes!" (das war jetzt wohl etwas übertrieben) – das beruhigt und befriedigt.
Es ist aber mitnichten so, dass mir langweilig würde. Als zumindest Christina noch hier war, sind wir zu zweit nach Arusha gefahren und frönten dem Luxus. Mit Sushi, Kino und "El Clasico" (Real Madrid – Barcelona) verbrachten wir einen tollen Tag. Letztes Wochenende lernte ich das Nachtleben Moshis mal mit anderen Leuten und ganz ohne einen Tropfen Alkohol kennen und konnte für mich selbst nachvollziehen, warum ich mir freitags oder samstags gerne mal den ein oder anderen Tropfen gegönnt habe. Bitte nicht missverstehen, das liegt nicht an den Leuten, sondern an den Locations.
Gestern war ich mit einem Freund abends essen, Hühnchen! Sehr interessant, da dieser Tansanier indischen Ursprungs unglaublich viel über dieses Land weiß und wir auch noch einen alten Freund von ihm trafen. Italiener, in der vierten Generation in Tansania, der auch sehr viel zu erzählen hatte. Immer wieder erfreue ich mich hier, was für spannende Leute und was für unglaubliche Geschichten man hier zu hören bekommt. Dass zum Beispiel im Süden Moshis früher riesige Wälder mit all den wilden Tieren, die es auch den Nationalparks gibt, wucherten, die aber alle in den letzten Jahrzehnten den Kohleproduzenten zum opfern fielen und mit deren Niedergang auch die Tierpopulationen ausgelöscht wurden. Ein Problem, dass ausnahmsweise mal nicht von den Kolonialisten gebracht wurde...
Ich merke, ich verliere langsam den Faden. Habe ich ihn überhaupt jemals gehabt? Nun denn, bis bald! Ich lade mal ein paar Fotos hoch...Gruß!

Freitag, 9. April 2010

Ich lebe noch!

Samahani sana - ich bitte vielmals um Verzeihung, dass ich solange nicht mehr geschrieben habe. Vor knapp drei Wochen kam mein Bruder Simon hier an, am letzten Mittwoch verließ er mich wieder, in der Zwischenzeit waren Mails und Blog mal weitgehend verdrängt und sogar der inflationäre SMS-Wahn wurde runtergeschraubt - vor allem aus dem Grund, dass ich mein Handy verloren habe...
...ja, das waren zweieinhalb wunderbare Wochen. Viele Gespräche, viele Eindrücke aus einem anderen Blickwinkel, viele Erlebnisse. Vom "Moloch" Dar Es Salaam zu zwei Freiwilligen in die Pareberge, ohne Strom, in traumhaft schöner Natur gelegen, weiter nach Moshi, mein Umfeld vorstellen, bis nach Arusha, wo wir eine deutsche Familie besuchten, die seit fast 20 Jahren in Tansania lebt und dann über Dar bis nach Zanzibar. Das war ein sehr würdiger Abschluss für diese Zeit. Wir waren ausschließlich in Stone Town und obwohl ich bereits das dritte Mal da war, nahm ich die Stadt wieder ganz anders war. Simon war stets an den Geschichten der einfachen Leute, die wir in den Gassen dieses Städtchens trafen interessiert und so fungierte ich als Dolmetscher und hatte großen Spaß daran. Wen haben wir da nicht alles getroffen!? Einen jener Fußballer, die von Oli Pocher zwei Wochen als zanzibarisches Nationalteam trainiert wurden, einen Koranlehrer, der hobbymäßig das "Islamic Cultural Heritage of Zanzibar" betreibt und dessen Wohnung einem ziemlich chaotischen Museum gleicht, einen Schreiner, dessen Vater vor langer Zeit von der Kooperation zwischen DDR und Zanzibar profitierte und jahrelang als Dolmetscher im Osten fungierte und schließlich fanden wir noch eine lokale Bäckerei, wo wir uns in den folgenden Tagen stets ein frisches Brot aus dem Ofen erkauften. Im Kontrast zu jenen Unterhaltungen und zu den langen Spaziergängen stand dann unsere samstägliche Suche nach einer Bar, die Bundesliga überträgt, doch am Ende mussten wir auf ein Internetcafé ausweichen und verfolgten Dortmund-Bremen im Live-Stream. Es hat sich gelohnt :)
Zum Thema Fußball möchte ich mal einen kleinen Exkurs machen. Diese Sportart ist auf jeden Fall ganz klar die Nummer eins im Lande, obwohl das Nationalteam sagenhaft unerfolgreich ist (in der Qualifikation zur WM-Qualifikation gescheitert) und es weder eine Profiliga, noch gute Fußballplätze gibt. Zwar sympathisieren viele mit einem der Erstligateams, doch die englische Premier League und die europaweiten Wettbewerbe stehen im Vordergrund. Also ist ein jeder Tansaner, der sich mit Fußball beschäftigt, Fan von Chelsea, Manchester, Arsenal oder Liverpool. Bei Premier League und Champions League Spielen füllen sich die Bars zuverlässig und die Stimmung ist gut. Steht dann ein Spiel wie Barcelona gegen Arsenal (ui, das war wirklich großartig!) an, dann finden sich einerseits die Fans von Arsenal und andererseits jene, die Liverpool, Manchester oder Chelsea unterstützen. Diese sind dann für einen Abend ganz extatisch Barcelonafans und lachen die Arsenalfans aus, wenn ihr Team verliert, stellen sich vor sie, winken und sagen "Byebye!" und feiern, dass ihr Konkurrententeam aus dem Wettbewerb geflogen ist.

Zurück zu Simons Besuch. Was gibt es dazu noch zu sagen? Simon hat festgestellt, dass das tansanische Essen tatsächlich sehr "stark" macht und mindestens drei der zehn gewonnenen Kilo Muskelmasse in meinem Kinn zu finden sind. Außerdem habe ich beschlossen, bis zur WM eine Diät zu machen und auf Alkohol zu verzichten. Das sind noch gute neun Wochen, doch ich bin natürlich optimistisch!

Jetzt bin ich wieder in Moshi und es gibt ein bisschen Arbeit im Büro. Heute haben wir ein Brainstorming zu den Risiken der biologisch nachhaltigen Kaffeeproduktion gemacht. Das war recht interessant. Die tansanische Arbeitsweise ist schon anders, als in Deutschland, aber ich denke, da wir hier personell ohnehin nicht auf dem Zahnfleisch gehen, ist es nicht tragisch, wenn man zu dritt ein Brainstorming macht, das eigentlich bereits von einem von uns komplett durchgeführt wurde und das er uns lediglich noch einmal präsentierte. Aber es ist auch einfach schön, morgens aufzuwachen und zu wissen "jetzt gehe ich zur Arbeit". Dann kommt nicht gleich die Frage "Wie schlage ich mir jetzt den Tag um die Ohren, bis die anderen Freiwilligen alle frei haben und ich mich mit ihnen treffen kann?"

Bis bald! Grüße

Freitag, 19. März 2010

Du bist nicht allein...

...denn dein Bruder kommt dich besuchen. Morgen ist es soweit! Ich werde nach Dar fahren, um dort am Sonntag den Erstgeborenen meiner Eltern abzuholen und mit ihm zweieinhalb Wochen durch das Land zu ziehen. Die Vorfreude ist gross und ich hoffe, er bringt Schokolade mit. Sonst...ja, sonst stehen die Vorzeichen schlecht.

Schon laenger habe ich nichts mehr hier reingeschrieben. Das Leben in Moshi plaetschert ein wenig vor sich hin. Da Strassenkinderprojekt geht praktisch gar nicht voran, in meiner Abwesenheit und auch darueber Hinweg war Manuel naemlich ebenfalls nicht da und somit auch nicht aktiv. Stattdessen spricht mich immer wieder ein Souvenirverkaeufer auf der Strasse an, dessen aeussere Erscheinung mich zu Beginn stets eingeschuechtert hat: glasige Augen, boeser Blick, tiefe Stimme, krummer Gang...er wirkte ziemlich heruntergekommen und hat mich immer wieder angebettelt, eines seiner wenigen Produkte zu kaufen. Inzwischen diskutieren wir aber nicht mehr ueber die Preise von Ketten und Malereien, sondern darueber, wie das Strassenkinderprojekt endlich mal an Schwung gewinnen kann. Bob - ich vermute so heisst er jetzt nicht wirklich - kennt die Wege zum Aufbau eines solchen Heims und hat mir viele Tipps gegeben. Allerdings bin ich im Besitz von genau...nichts! Ich habe kein Geld und kann das Projekt somit auch nicht alleine weiterfuehren. Manuel ist aber wieder in der Stadt und mal sehen, wie es jetzt weitergeht.
Da ich nicht monatelang auf Arbeit warten will, habe ich mich auch weiter umgehoert und ein interessantes Projekt gefunden, fuer das aber noch zahlreiche buerokratische Huerden (Arbeitsvertrag, Abaenderung der Aufenthaltserlaubnis, blabla) uebersprungen werden muessten, sodass ich dort wohl noch nicht sofort einsteigen kann. Mehr dazu, wenn ich konkretes in der Hand halte.

Ansonsten verbringe ich die Tage in Moshi mit anderen Freiwilligen, Praktikanten und abends mit Tansanern in der Koolbar, einer Bar mit Billardtisch, lauter, maessiger Musik und viel getanze. Letzteres folgt vor allem aus der Unmoeglichkeit, sich bei dieser Lautstaerke zu unterhalten.
Hin und wieder, wochenends, kommen dann auch schoene Ausfluege zu Wasserfaellen oder zu einer Oase in der Masaai-Steppe dazu. Ach, das war echt ein Traum! Alles gruen, man kann schwimmen und das nach einer dreiviertelstuendigen Motorradtaxifahrt durch oede Steppe!

So, bis bald!

Montag, 8. März 2010

Wieder daheim!

Nach fast einem Monat reisen, habe ich nun wieder mein gutes altes Moshi. Ich habe mich richtig darauf gefreut, mein temporäres Zuhause wiederzusehen, länger als nur für ein Wochenende. Diese Vorfreude begründet sich ausschließlich aus der Zufriedenheit, die ich in der Stadt verspüre und nicht etwa daher, dass die letzten Wochen nicht schön gewesen wären. Über meine Reiseaktivitäten habe ich ja sehr regelmäßig berichtet, nur Fotos fehlten noch. Die versuche ich soeben hochzuladen.
Letzte Woche stand das Zwischenseminar in Karatu an. Neben Anni und mir waren noch zwei andere Freiwillige vom SCI und zwölf Freiwillige vom solivol-Programm da. Wir waren also quasi neu in der Gruppe, da sich alle solivol-Freiwilligen schon von der Vorbereitung und von Besuchen während der letzten sechs Monate her kannten. Das änderte aber nichts daran, dass ich eine wunderbare Woche voller spannender, lustige und motivierender Gespräche hatte. Zwar gab es kaum ernsthaft durchgeführtes Programm, dennoch wurde ich sehr von den sympathischen Menschen um mich herum und ihren Geschichten inspiriert.
Einziger Makel am Seminar: es war in Karatu, wo es fast jeden Tag regnete und arktischr Temeperaturen weit unter der 25°C-Marke herrschten. Die logische Folge war, dass meine Erkältung schlimmer wurde und ich ein bisschen arg niedergeschlagen war. Ja, die Kälte hat mir sehr zugesetzt. Da bin ich doch froh, im heißen Moshi zu wohnen!
Als das Seminar offiziell vorbei war, fuhren wir alle nach Arusha, von wo aus am nächsten Tag Busse in alle Richtungen ausschwärmten. Anni und ich, die wir auch locker nach Moshi hätten weiterfahren können, nahmen auch diese Möglichkeit des Beisammenseins noch mit, trafen uns aber auch gleich noch mit zwei Freunden aus Moshi. Mit denen spazierten wir am Folgetag dann über den riesigen Souvenirmarkt, der am Sonntag schön ruhig war und auf dem ich meine Kiswahilikenntnisse trainieren konnte, während die anderen “shoppen” waren. Gespräche darüber, ob ich jungen Verkäufern nicht eine deutsche Frau ins Haus bringen könne, darüber, wie eine Verkäuferin in der Regel anfängt, Preise zu verhandeln (bei älteren Weißen geht es in etwa beim fünffachen des Werts los!) und darüber, wie unterschiedlich Deutsche und Tansaner sind und was man so auf einem Seminar in Karatu beredet. Es war sehr unterhaltsam und es macht mir Spaß, diese mir neue Sprache von Tag zu Tag besser zu sprechen und immer längere und intensivere Gespräche führen zu können.
Tutaonana siku nyingine!

Montag, 1. März 2010

Immer auf Achse

Sehr verehrte Leser,
bitte sehen Sie mir nach, dass ich heute nur eine kurze Notiz hinterlasse: ich bin bis Samstag auf dem Zwischenseminar. Danach gibt es einen langen Bericht und endlich wieder Fotos. Wer moechte, kann auch eine Postkarte beantragen. Die gibt es aber nur mit Gegenkarte.
Okay, das war jetzt sehr kurz und ein paar Minuten verbleiben mir noch im Internetcafe, bevor dann auch mein Bus nach Karatu faehrt.
Also, ich bin seit Freitag wieder in MOshi. Eigentlich wollte ich erst Sonntag wieder zurueckkehren, doch leider wurde das Rugbyspiel, an dem ich teilnehmen wollte, relativ spontan abgeblasen. Umsonst in Dar gewartet, trotzdem eine schoene Zeit gehabt. Und auch das Wochenende war wunderbar, sodass ich gar nicht so traurig war, kein Spiel gehabt zu haben. Mein dicker Bauch haette sich wohl gefreut. Naja...bis bald!

Montag, 22. Februar 2010

Wieder in Dar

Zwei wunderschoene Tage in Lindi sind vorbei und ein ziemlich beschissener dritter Tag im Bus folgte. Mannmannmann...nach der vielen Sonne und der damit verbundenen Leuchtfarbe meiner Haut, war ich recht dankbar, dass in Kilwa und Lindi Wolken den Himmel etwas verdunkelten. Auch die Regenfaelle stoerten mich nicht und ich machte mir keine Gedanken darueber, dass der Regen fuer die Rueckfahrt unguenstig sein koennte. Grund: es gibt eine einzige Strasse, die von Dar entlang der Kueste in den Sueden fuehrt. Ein grosses Teilstueck dieser Strasse wir dgerade geteert. Als Ausweichstrecke dient eine Spur, die hin und wieder ueber die geschotterte Baustellenpiste fuehrt, selbst aber in einer Verfassung ist, dass es in Deutschland schwer waere eine derart schlechte "Strasse" zu finden. Auf der Hinfahrt, als es trocken war, benoetigten wir fuer diesen Abschnitt zweieinhalb Stunden, gestern waren es mehr als sech. Ein umgekippter Lastwagen neben der Strasse, zig Lastwagen, die im Matsch steckten - es war nicht schoen. Immer wieder mussten wir eine Weile warten, bis das Auto vor uns aus dem Schlamm raus war. Naja, wir kamen heil an...ziemlich erschoepft fuhren wir dann in der Daemmerung durch die Stadt und ueberquerten noch das Hafenbecken Dars, um an den Suedstraenden zu uebernachten. Dort trafen wir uns mit Aidan und Christina. Es war ein gemuetlicher Abend am Strand, doch ich war ziemlich bedient vom Tag.
Jetzt weile ich noch ein paar Tage in Dar und besuche Bekannte aus meiner Anfangszeit in Tanzania und Leute, die ich auf dem Festival letzte Woche kennenlernte. Achja, ich freue mich, dass Dortmund mal wieder gewonnen hat und hoffe auf ein erfolgreiches Revierderby.

Samstag, 20. Februar 2010

Lindi!!

Ja, verehrte Damen und Herren, es gibt einen Ort, sogar eine ganze Region, die sich diesen wunderschoenen Namen zugelegt hat. Inwiefern meine Familie muetterlicherseits tatsaechlich in Verbindung zu der Gegend steht, weiss ich nicht, doch moechte ich natuerlich speziell alle Lindis von hier gruessen.
Noch dazu ist es hier mal wieder wunderschoen. Nach vierstuendiger Daladalafahrt erblickten Veronika und ich gestern Nachmittag die Lindi Bay unter uns. Langer Stran, Palmen, sonst auch ganz viel gruen und ebenso untouristisch, verschlafen und gemuetlich wie Kilwa Masoko. Zwar ist es diesmal nicht das Hilton, dafuer wohnen wir unmittelbar am Stran, unweit von einer netten Strandbar entfernt und faulenzen den ganzen Tag. Ich nutze die Zeit auch dazu, endlich mal wieder ausfuehrlich Notizen und Erinnerungen aufzuschreiben. Schoen ist's!

Donnerstag, 18. Februar 2010

Andere Welt

Zanzibar hat mich noch bis in die fruehen Morgenstunden des Montags verzueckt. Das Festival endete in einer Chicki-Micki-Bar mit DJ, blablabla. Noch vor Sonnenaufgang war ich daheim.
Die beiden letzten Tage brachten auch wieder unglaublich viel Abwechslung mit sich. Samstag endete mit einer grottenschelchten aber stimmungsvollen Einlage einiger Gangster au Dar, Sonntag brachte mehr Raggae und eine beruehmte tansanische Bongo Flava Band zum Abschluss. Bemerkenswert: ein Raggaekuenstler aus Surinam in der Karibik war nach vier Tagen der erste von all den scheinbar freidenkenden und haeufig angeblich so politschen Kuenstlern, der den Leuten ins Bewusstsein rief, dass es auf Zanzibar seit fast zwei Monaten keinen Strom gibt. Irgendwie seltsam und traurig, wie das unter den Teppich gekehrt wurde. Letzter wictiger Punkt zu Zanzibar: ich habe Aiden kennengelernt. Er sieht aus wie ich, weshalb ihn mir Salva vorgestellt hat, kommt aus Kanada, ist spontan von Berlin nach Dar geflogen, weil das One-Way-Ticket 299 Euro kostete und er beschwerte sich ueber die hohen Bierpreise in Tansania, die mit Neukoelln nicht mithalten koennen. Eine von vielen neuen Bekanntschaften.

Von Montag bis Mittwoch Morgen war ich in Dar, dann bin ich gemeinsam mit Veronica nach Kilwa Masoko aufgebrochen. Wir sind in einer anderen Welt! Ich wurde noch von keinem Verkaeufer oder Tourguide angesprochen, man wird normal gegruesst und es sind kaum Touristen hier. Noch dazu schlafen wir im Hilton, fuer schlappe 4000 die Nacht. Da haben wir uns nicht lumpen lassen!
Heute besuchten wir dann die Insel Kilwa Kisiwani, auf der die groessten voreuropaeischen Bauten Subsaharaafrikas stehen. Beeindruckend, was die Sultane hier mal gebaut haben und schade, dass das wirklich keinen einzigen Touristen anzieht.

So, Internet ist hier sau teuer - Zeit, Geld zu sparen!

Samstag, 13. Februar 2010

Befluegelt von den vielen Kommentaren, die ich unter meinen vorletzten Post bekommen habe, hatte ich mir nach meinem letzten Internetcafeaufenthyalt vorgenommen, noch live aus Zanzibar einen ausfuehrlichen Festivalbericht zu schicken. Es bleiben jetzt noch 23 Minuten und 25 Sekunden. 24.23...
Bisher habe ich ausschliesslich in der wunderschoenen Stone Town geweilt. Ob sich das noch aendern wird ist unklar und hanegt davon ab, ob ich zur grossen Abschlussparty am Dienstag an die Ostkueste fahre oder aber schon am Montag wieder nach Dar zurueckfahre. Das wird wohl was spontanes werden. So wohl, wie ich mich hier momentan fuehle, ist es gut moeglich, dass ich noch ein paar Tage dranhaenge. Andererseits werde ich am Montag meine bisherige Unterkunft verlassen muessen - die Wohnung im zweiten Stock in einem Haus mitten in der Stone Town verliert trotz extremen Wasser- und Stromnmangels nur sehr wenig an Charme. Inzwischen hausen wir dort zu dreizehnt (sechs Deutsche, eine Estin, eine Kenianerin, eine Daenin, zwei Tansanier, eine Englaenderin und eine Finnin), doch es laessr sich wirklich wunderbar aushalten. Eigentlich dient die Wohnung ja auch ausschliesslich dazu, mein recht grosses Verlangen nach Schlaf zu befriedigen.
Jenes Verlangen uebermannte mich in den letzten Tagen meist sehr spaet. Gegen ein oder zwei Uhr endete in den letzten Tagen das Konzert, danach zog es uns dann in eine Raggaebar und zum ersten Hahnenkraehen fand ich mich dann meistens im Bett liegend. Am eher spaeten Vormittag oder fruehen Nachmittag stehe ich dann gesund und munter auf und ziehe den Tag ueber durch Stone Town, offen fuer neue Begegnungen und viele, viele spannende Eindruecke. Mit untergehender Sonne pilgerten wir in den letzten Tagen stets zum Darajanimarkt, um, wie so viele Einheimische, im Kerzenschein Berge von Ugali na Samaki (Maismehlbrei mit Fisch) zu verschlingen. Gemuetlich verdaut wird dann am anderen Ende der Stone Town in den traumhaft schoenen Forodhani Gardens, wo das Verhaeltnis Touristen zu Einheimischen deutlich anders ist als am Darajani, wo meine Hautfarbe (Ruecken: rot, Bauch: rosa, Gesicht: rosabraun - natuerlich sehen die nur mein Gesicht) doch etwas mehr heraussticht.
Nun zum Festival selbst: es ist komisch! Viel Getrommel und Getanze solange es noch hel ist, danach kommen unglaublich viele wirklich aussergewoehnliche Kuenstler, die auf ganz unterschiedliche Art und Weise zu ueberzeugen wissen. Sei es eine Norwegerin, die psychedelische, norwegische Eingeborenenmusik macht und zu deren Musik der traumhafte Sternenhimmel Zanzibars noch schoener wird, seien es einige Machos auis Kenia, die der Menge einheizen, dass keiner mehr auf der Wiese sitzt und alles tanzt, ein Tansanier mit seiner japanischen Band oder eine Band Behinderter aus Dar Es Salaam, bei der zwei Lahme die Taenzer sind und die einfach pure Lebensfreude ausstraheln.
Es faellt wohl jedem auf: mir gefaellt es hier wundserbar!
Noch 40 Sekunden - schnell veroeffentlichen!

Donnerstag, 11. Februar 2010

Sauti za Busara! - Voice of Wisdom

Das ist der Name eines Musikfestival auf Zanzibar. Eben jenes Festival ist Anlass fuer mich und einige Freunde aus MOshi diese Trauminsel mal wieder zu besuchen. Seit Dienstag sind wir nun hier und heute startetr das Festival.
Die letzten beiden Tage haben wir ausgesprochen entspannt verbracht, was vor allem daran liegt, dass wir unsere eigene Wohnung haben. Anni und Veronika (auch eine Freiwillige aus Moshi) haben uns diese Wohnung praktisch fuer umsonst ueber einen in Moshi ansaessigen Reiseveranstalter klar gemacht. WIr zahlen lediglich die Wassereimer, die wir zum Duschen benoetigen und das Generatorbenzin. Ja, richtig, auf Zanzibar gibt es im Moment keinen Strom aus irgendwelchen Stromleitungen - seit Dezember! Bin mal gespannt wie das auf dem Festival wird.
Ich muss mich heute leider kurz fassen, da ich nichts vorschreiben konnte und sich die schlechte Stromversorgung auch in diesem Internetcafe bemerkbar macht: in fuenf Minuten wird der Generator abgestellt. Also dann, bis bald!
Achja, hier ist es uebrigens wunderbar warm, ich war heute am Strand laufen und schwimmen und bin schon wieder ein wenig sonnenverbrannt.

Dienstag, 2. Februar 2010

"Leben" zu definieren übersteigt meine philosophischen und anthroposophischen Fähigkeiten, doch ich würde sagen, das, was ich hier im Moment mache, ist zu leben. Seit ich aus Malawi zurück bin und mir Anni einige ihrer neuen Bekanntschaften vorgestellt hat, gehe ich viel mehr auf Leute zu, gehe öfters abends weg, rede viel mit den verschiedensten Menschen und genieße jeden Tag, ob nun Arbeit ansteht oder nicht. Es gibt keinen Tag, an dessen Ende ich nicht, im Wohnzimmer sitzend, zu Anni sage: "Ach, heute war wieder ein schöner Tag."
Wieso ich auf einmal irgendwie anders lebe? Ich weiß es nicht, doch es ist toll, durch die Stadt zu gehen, die Souvenirhändler alle zu grüßen, während sie Kilimanjarobesteigern an der Backe hängen, mit Tansaniern zu reden, die man am Abend vorher in der Bar kennengelernt hat, mit einem Straßenkind in der nächsten Imbissbude essen zu gehen und zwischendurch andere Freiwillige zu treffen. So ist die Gesamtsituation. Was ist seit meinem letzten Eintrag spezielles passiert?
Wie gesagt, öfters abends weggehen stand letzte Woche auf dem Programm. Die Koolbar mit ihrem netten kenianischen DJ (Joseph), den vielen Billardspielern und ohne Eintritt war beliebtes Ziel. Erwähnenswert ist, dass er uns zuliebe deutsche Lieder abspielte, wobei er mit "ein Stern" oder "komm hol das Lasso raus" nicht ganz meinen Musikgeschmack getroffen hat. Am Samstag stand ein Konzert auf dem Programm. Aufgrund des vergleichsweise hohen Eintritts von 5000 TSh (zweieurofünfzig) waren bloß zwanzig oder dreißig Gäste da, doch der Abend war trotzdem schön.
Das größte Highlight der letzten Woche war jedoch ihr gelungener Abschluss in Form einer Wanderung zu einem wunderschönen Wasserfall an den Hängen des Kilimanjaros. Wir wanderten über eine Stunde durch ein Tal, in dem sich Dschungel, Maisfelder, Bananenwälder und Wiesenhänge abwechselten und die raffinierten Bewässerungsanlagen der Felder in Form kleiner Bächlein stets unseren Weg säumten. Es war traumhaft schön und das eiskalte Bad im Becken des Wasserfalls war die ideale Erfrischung nach der Wanderung. Dort gab es dann auch noch ein üppiges Pick-Nick und alle waren zufrieden. Als i-Tüpfelchen kam dann auch noch Salva nach. Er hilft beim Straßenkinderprojekt mit und ist ein ausgesprochen netter und aufgeweckter tansanischer Junge und mit ihm war das planschen noch mal doppeltlustig. Ein schöner Tag! Fotos anschauen!
Am gestrigen Montag wurde die Woche dann wunderbar durch einen Besuch der beiden Freiwilligen aus den Parebergen (Christian und Joe, wer erinnert sich?) eingeläutet. Sie kamen grade aus Mombasa, dienstlich natürlich, brachten noch eine Mitreisende, Freya, mit und zu fünft buken wir Pizza (mit Thunfisch!) und aßen Obstsalat. Ach, was ein Mahl! Es war bereits das dritte Mal, dass Christian und Joe vorbeischauten und immer wieder ist es lustig – und lecker!

Was steht jetzt an? Gerade ist Jonas in Dar Es Salaam. Er hat sich Manuel gegenüber bereit erklärt, die Lizenz und die NGO-Zulassung zu besorgen. Es ist jetzt geplant, doch selbstständig zu werden, um nicht irgendwie in der Abhängigkeit einer anderen NGO zu stehen. Das alles sind Prozesse, die ich in diesem Land nicht ganz überblicke, doch die Bürokratie scheint hier nicht weniger als in Deutschland zu sein. Was das bedeutet kann sich jeder denken – warten!
Freizeitmäßig habe ich jedoch einiges in petto, weshalb ich mir keine Sorgen mache, hier zu versauern. Nächste Woche fahre ich nach Zanzibar auf ein Musikfestival, danach ist ein Rugbyturnier in Dar Es Salaam und dann kommt auch schon das Zwischenseminar. Kurz darauf, Mitte März, kommt dann mein großer Bruder, Simon. Ich freue mich 

Mir geht's sehr gut – nimefurahi sana!

Montag, 25. Januar 2010

Die Zeit vergeht und es scheint nicht viel zu passieren. Die Blogeinträge werden weniger. Tut mir leid. Aber jetzt ist es mal wieder Zeit, mich mitzuteilen: Das Projekt mit den Straßenkindern ist im Gange, geht aber nur schleppend voran. Wir haben schon ein Haus, in das wir einziehen wollen. Bis wir diesen Schritt aber wagen können, müssen wir erst einmal den endgültigen Mietpreis aushandeln und die Lizenz für den Betrieb (eine ausgesprochen unpassende Bezeichnung) erhalten. Das sind genau zwei Termine. Klingt nach weinjg, doch letzte Woche warteten wir an drei Tagen stundenlang ohne Erfolg. Es heißt immer wieder „später“. Das ist auf die Dauer ein wenig nervig, aber die Wartezeit gemeinsam mit Manuel und Salva (der Tansanier, der Manuel mit vollem Einsatz unterstützt) ist auch schön.
Inzwischen kenne ich mich auch ein wenig in Moshis Nachtleben aus. Die letzten beiden Wochenenden habe ich gemeinsam mit einigen anderen Freiwilligen die Nacht zum Tag gemacht und hatte dabei auch viel Spaß. Das Gefühl, mit manchen der Leute aber nur aus dem Grund wegzugehen, weil man eben das gleiche Los (Freiwilliger, weiß, evtl. Deutsch) gezogen hat, lässt mich aber nicht los. Mein Eindruck ist sogar der, dass die, die sich am meisten über solches Verhalten in „ihrem“ Land beschweren, selbiges hier am stärksten praktizieren. Für die Zukunft nehme ich mir auf jeden Fall vor, mehr mit Tansaniern wegzugehen oder zumindest in die Bars und Clubs zu gehen, in denen auch und vor allem Einheimische verkehren.
Was gibt es noch neues? Ich war wieder bei der International School, um meinen deformierten Körper in Form zu bringen. Dienstag Rugby, Mittwoch Fußball, Donnerstag Muskelkater, Freitag auch. Nach zwei sportfreien Monaten war das ein herrliches Gefühl. So schön, dass ich es glatt nochmal erleben wollen würde, wenn ich dafür nich schon wieder zwei Monate nur faulenzen müsste. So, den meisten Lesern ist inzwischen wahrscheinlich aufgefallen, dass es nicht allzu viel essentielles von mir zu erzählen gibt. Deshalb muss ich es diesmal bei diesem kurzen Eintrag belassen. Bis bald!

Freitag, 15. Januar 2010

Arbeit?

Nachdem ich heute um kurz vor sieben aufgestanden bin, habe ich endlich mal wieder Zeit, gemütlich einen Blogeintrag zu verfassen. Oder ist es eher eine Lustsache? Oder fehlen mir einfach die Inhalte? Eigentlich habe ich genug Zeit, Lust und auch Inhalt, um mal wieder zu schreiben!
Ja, früh aufgestanden heute, um die ringförmige Sonnenfinsternis zu beobachten, die laut Wikipedia um 07:07 in Afrika und Asien sichtbar sein soll. Dass diese Zeitangabe nicht für Tansania gilt, ist mir ca. Um 07:05 klar geworden. Dafür habe ich jetzt noch einen schön langen Tag vor mir und in ein oder zwei Stunden auch noch eine Sonnenfinsternis, wenn es denn so schön klar bleibt. In letzter Zeit war gutes Wetter nämlich ausgesprochen selten – meist bewölkt und auch täglich ein starker, etwas längerer Schauer.
Das etwas düstere Wetter passt nicht zu meiner Laune. Seit meiner Rückkehr aus Malawi habe ich einige interessante Bekanntschaften gemacht, allen voran mit Manuel und Salva. Noch dazu kam mir in Form dieser beiden Personen auch Arbeit entgegen – herrlich! Ich denke, ich sollte ausführlicher werden:
Manuel habe ich in der letzten Woche getroffen, nachdem mir Anni von seinem Projekt erzählt und mir seine Handynummer gegeben hatte. Ich war sofort an seiner Arbeit interessiert: er möchte ein Heim für Straßenkinder in Moshi aufbauen, speziell für jene, die schon recht alt sind (fünfzehn und mehr) und deren Perspektiven wenig rosig sind. Das Geld hierzu hat Manuel bereits durch Spenden eingesammelt, sodass dem Start des Projekts aus finanzieller Sicht nichts mehr im Wege steht. Zu gegebenem Anlass werde ich die Spendenverbindung hier reinstellen. Bis dahin muss jedoch noch einiges geschehen, um das Heim für die Jungs – es sind keine Mädchen dabei – zu realisieren: zuerst brauchen wir eine Lizenz dafür, ein solches Heim zu betreiben, dann benötigen wir ein Haus, eine Angestellte, ein festes Konzept für die Erziehung, etc. Manuel fliegt zur Zeit von allen Seiten Unterstützung zu, denn ich bin mitnichten der einzige, der ihn bei diesem mutigen Projekt unterstützen will. Zum einen ist Franzi, eine Praktikantin in einem Hotel, hier zu erwähnen, zum anderen Salva. Er ist ein tansanischer Junge, der fließend Englisch spricht und durch den wir wunderbar mit den Straßenkindern kommunizieren können. Smalltalk geht zwar auch so, aber diese Kinder bedürfen etwas mehr. Außerdem helfen noch zwei Tansanier mit, die ich selbst noch nicht kenne, die aber mit ihrem die Verantwortung für das Projekt übernehmen. Wenn das Heim über einen Ausländer laufen würde, wäre das ein zu großer bürokratischer Akt. Ich habe einige der Jungs auch schon kennen gelernt, sie ein bisschen interviewt und auch Fotos von ihnen gemacht. Von jedem, der da war werde ich auch eines der Fotos entwickeln lassen und ihnen geben. Sie sind schon in grosser Vorfreude. Einige Bilder habe ich auch hochgeladen.
Am Donnerstag haben wir auch schon ein wunderbar passendes Haus gefunden, bei dem nur noch ein wenig über die Miete diskutiert werden muss. Wie immer haben wir einen kleinen Bonusaufschlag für unsere Hautfarbe bekommen. Es ist schön, immer eine Extrabehandlung zu bekommen und so auch nicht zu vergessen, dass man ein Gast ist...
Ernsthaft schön ist, dass Grace mich voll unterstützt. Zumindest legt sie mir keine Steine in den Weg und freut sich darüber, dass ich endlich eine Beschäftigung gefunden habe. Auch das Eine-Welt-Netz ist damit einverstanden, wenn denn alles über Envirocare läuft. Für mich wird das der nächste kleine Schritt sein, sodass ich quasi offiziell in dem Projekt von Manuel mitarbeite.
Nichtsdestotrotz habe ich diese Woche erstmals eines der Trainings besucht, die von Envirocare für die Bauern organisiert werden. Mein Eindruck war durchaus positiv, die Bauern schienen zu lernen. Gleichzeitig merkte ich aber, dass es mir selbst wenig bringen würde, Vorträgen zu lauschen, bei denen auf Kiswahili der Kaffeeanbau erklärt wird. Das waren einfach zu viel Wörter, die ich nicht kannte, sodass ich vin dem Training inhaltlich gar nichts mitnahm.

Ich fasse zusammen: ich habe was zu tun und es steht noch unglaublich viel bevor, worauf ich mich freue. Schön, oder?

Jetzt wird es draußen schon ein bisschen dunkler, weshalb ich den Bericht beende und mich der Natur zuwende.
Bis bald!