Donnerstag, 17. Dezember 2009
Bis zu den naechsten Nachrichten verweise ich auf die inzwischen groesstenteils hochgeladenen Safarifotos.
Gruesse,
Hannes, Hannes, Hannes
Montag, 14. Dezember 2009
Safarisafari
Stop!
Das mit dem Hochladen der Bilder klappt leider nicht wie gewuenscht. Das Tempo des Internets ist eher gering und nach eineinhalb Stunden sind es vier von vierzig Bildern, die im Album sichtbar sind. Also muss ich es wohl doch in Prosa fassen.
Zehn Tage, neun Naechte waren Anni, ihr Vater (Michael) und ich im Northern Circuit unterwegs. Anlass war Annis Geburtstag und netterweise lud mich Michael mit ein. Unser stetiger Begleiter war Yahaya, Fahrer und Fuehrer gleichzeitig. Er war die Professionalitaet und die Kompetenz in Person, konnte zu allem etwas erzaehlen und lenkt den unkaputtbaren Land Rover ueber Pisten, die des oefteren nicht als solche zu identifizieren waren.
Die Tour startete am Lake Manyara (bitte einen Atlas zur Hand nehmen). Durch dichten Urwald fuhren wir moeglichst nah an den See ran, sahen die ersten Tiere (Paviane, Flusspferde, Elefanten und sogar eine gruene Mamba) und begaben uns dann in unser erstes Tented Camp. All unsere Unterkuenfte waren ausgesprochen luxurioes und es war ein durchaus komisches Gefuehl, sich mitten in einem derart armen Land wie ein Koenig bedienen zu lassen.
Nun denn wir setzten unsere Reise vom Lake Manyara ueber den Lake Natron bis zur Serengeti fort. Die Landschaft war unglaublich beeindruckend! Von Urwald zu Halbwueste, gesaeumt von Vulkanen, bis zum fast vollstaendig ausgetrockneten Lake Natron mit seinen Flamingos. Auf dem Weg zur Serengeti fuhren wir dann durch rauhe Steinlandschaften, die regelmaessig die Farbe aenderten (rot, braun, grau) hinauf in die Berge, wo es zunehmend gruener wurde. Gruen war es dann auch in der Serengeti, wo wir drei Naechte blieben. Weite Savannen, undurchsichtige Baumlandschaften, belebende Fluesse mit kleinen Waeldern drumherum und immer wieder einsame Granitfelsen in den weiten Ebenen - wunderschoen anzusehen! Und die Tierwelt muss ich ja nicht weiter erwaehnen. Ich denke, ich habe dort sehr, sehr viel gesehen.
Weiter ging's von der Serengeti zum Ngorongorokrater, an dessen Rand wir naechtigten und in den wir dann morgens hinabfuhren. Hier ist zu sagen, dass der Ausblick von oben noch beeindruckender ist, als die riesige Vielfalt an Tieren, die sich einem bei der Durchfahrt praesentiert.
Nach dem Krater war es dann erst einmal vorbei mit den Tieren und wir fuhren in eine von Deutschen betriebene traumhaft schoene Lodge, von wo aus wir eine Kaffeeplantage und Buschmaenner besuchten. Letzteres war sehr bizarr und fuer Touristen hergerichtet. Die Damen und Herren leben inzwischen weniger vom Jaeger-Sammler-Dasein, als vielmehr davon, dass sie taeglich von Touristen besucht werden...
Abschliessend fuhren wir dann in den Tarangire National Park. Es erschien mir, als sei der ganze Park von Elefanten bevoelkert. Wir naechtigten in einem unglaublich dekadenten Luxuscamp und machten morgens eine Wanderung durch den Park. Dabei sahen wir aber praktisch keine Tiere, interessant war es aber durchaus.
Insgesamt ist zu sagen, es war wirklich schoen und ich bin unglaublich dankbar fuer die Einladung. Was ich sehr gewoehnungsbeduerftig finde (naja, eigentlich will ich mich nicht dran gewoehnen), ist dieses ganze Luxusgedudel.
Sonntag, 29. November 2009
Advent, Advent
Nach unserem Wochenendabenteuer letzte Woche kehrte Grace gleichzeitig mit uns ins Büro zurück und wir setzten uns zusammen, um ein wenig über die Arbeit und unsere Perspektiven zu reden. Jetzt obliegt es uns erst einmal, die 3000 Registrierungsbögen, die wir vor zwei Wochen austeilten, in den Computer zu überführen. Danach folgen eine Menge “Trainings”, an denen wir, wenn wir denn Lust haben, mehr oder weniger aktiv teilnehmen können. Da alles in Kiswahili sein wird, wird es wohl weniger aktiv sein. Aber das sehen wir dann. Zitat Grace: “Make yourselves feel happy!”
Nun denn, am Mittwoch waren dann auch ide ersten Fragebögen im Büro eingetrudelt und Anni und ich begannen mit dem einsortieren. Leider ist mir der PC aus unerfindlichen Gründen nach mehreren Stunden Arbeit abgestürzt und ich hatte nicht gesichert. Nichtsdestotrotz waren Anni und ich mit der ersten Ladung am Donnerstag mittags fertig. Anstatt 272 Fragebögen hatte die Kooperative nur gut 70 Bögen zurückgebracht. Aber immerhin gaben sie uns die Bögen wieder. Von den anderen zehn Kooperativen ist bis jetzt nichts gekommen. Grace hatte zwar immer mit bestimmten Vertrauenspersonen den Abgabetermin und auch den Transport der Bögen besprichen, aber es kam noch nichts. Da Grace derzeit wieder in Dar weilt (sie wurde von der Chefin dorthin zitiert), ist es auch nicht möglich, ein wenig Druck zu machen.
Neben dem bisschen Arbeit ist ein gemeinsames Essen mit Grace sehr erwähnenswert gewesen. Bei ihrem Schwager im besten Hotel Moshis (allerdings im wohl weniger ansehnlichen Nebengebäude) gab es jede Menge Tusker zu trinken und einen guten, hausgemachten Burger zu essen. War ein wirklich schöner Abend.
Samstag Abend gingen Anni und ich mal in eine der zahlreichen Kneipen bei uns direkt um die Ecke. Nach dem Essen kamen dann auch zwei Herren, die leichy alkoholisiert wirkten und sich um uns gestritten haben. Der eine wollte mit uns beiden reden und schickte den anderen immer weg, während der andere fand, es wäre fair, jeder “bekäme” einen Weißen zum reden. Nachdem letzterer mich ein wenig zugelallt hatte und erfolglos versucht hatte mich zu einer Runde Mbege (Bananengebräu) zu überreden und der andere sich immer mehr an Anni rangeschmissen und sie bereits für die Nacht zu sich nach Hause eingeladen hatte, sind wir dann heim gegangen. Wir mussten auch früh ins Bett, da wir am Sonntag morgens um sieben in der Kirche sitzen wollten.
Dieses Vorhaben ist uns dann auch geglückt. Mein erster Kirchenbesuch in Tanzania! Es war ein relativ normaler Gottesdienst, nichts mit Gospel oder so und bei mir regten sich erstmals adventliche Gefühle, als die Kiswahiliversion von “Macht hoch die Tür” gesungen wurde.
Insgesamt verspüre ich genauso viel Weihnachtsbegeisterung wie sonst im Frühling oder im Sommer. Die Sonne scheint (meistens), Vögel zwitschern, es ist brütend heiß und auch die wenigen Plastikchristbäume im ein oder anderen Geschäft sind nicht in der Lage, europäischen Adventsflair hervorzuzaubern. Naja, das ist auch mal eine Erfahrung.
Eine weitere spannende Erfahrung steht kurz bevor: am Mittwoch werden Anni und ich mit ihrem Vater für zehn Tage auf Safari fahren. Bin dann also erst einmal weg und der Blog wird still stehen. Danach wird es aber vermutlich eine Menge Bilder geben :) À propos bilder: in Kiswahili: picha.
Montag, 23. November 2009
Kurzurlaub...
Ich war daraufhin entschlossen, auch mal ein bisschen Urlaub zu machen und dem alltäglichen Gegammel in Moshi (essen, Internetcafé, lesen) ein wenig z entfliehen. Ziel waren die Usambara-Bergen, da ich Kontakt zu einem anderen Freiwilligen habe, der dort tätig ist.
Am Samstag brachen Anni und ich jedoch viel zu spät auf und nachdem wir dann um halb zwölf ein Ticket zum überteuerten Preis gekauf und uns in den Bus gesetzt hatten, warteten wir noch weitere zwei Stunden, bis dieses Gefährt den Busbahnhof Moshis verließ und sich in Richtung Mombo in Bewegung setzte. Es wird erst losgefahren, wenn der Bus voll ist! Die Fahrt machte wenig Spaß, da der Bus gleich einem Daladala jeden aufsammelte, der ihm zuwinkte, nur waren wir nicht wie im Daladala ein paar Minuten unterwegs, sondern fuhren stolze viereinhalb Stunden. Mit dem Sonnenuntergang erreichten wir Mombo, den Ort, von wo aus wir mit dem Daladala zu Jan nach Mlalo fahren wollten. Es stellte sich aber heraus, dass das letzte Dala bereits eine Stunde vor unserer Ankunft abfuhr und so kam es, dass der junge Mann, der uns erst erzählte, Dalas in dies Richtung kämen jetzt nicht und wir sollten erst einmal in einem Restaurant essen gehen (damit er dafür vom Restaurant entlohnt wird), uns direkt nach unserer Ankunft (wir lehnten das Restaurant ab und – oh Wunder! - ein Dala tauchte auf) ein Ticket für ein Dala nach Lushoto verkaufte – zum doppelten Preis. Eigentlich wollte ich wieder aussteigen, aber da fuhr die Kiste schon. Nach der anstrengenden Fahrt war ich mit den Nerven nun endgültig am Ende und ziemlich sauer, aber so läuft es eben manchmal. In Lushoto quartierten Anni und ich uns dann gemütlich ein und hatten ein unglaublich gutes Gespräch mit einem jungen Tansanier, der grade Deutsch lernte und unglaublich lustig war. Außerdem lud er uns in eine Schule für Authisten und geistig behinderrte Kinder ein, wo er arbeitet.
Am Sonntag wanderten Anni und ich an dieser Schule vorbei zum Irente View Point, wo die Usambara-Berge jäh in die Masaai-Steppe abbrechen. Ein sehr beeindruckender Ausblick und eine Wanderung, die mal wieder durch eine völlig neue Welt führte. Grüne Wiesen, viele Blumen, Laub- und Nadelwälder, Moore...leider blieb uns nur dieser eine ganze Tag, da wir einfach zu wenig Geld dabei hatten. So kam es, dass wir Montag morgens wieder nach Moshi fuhren, leider, ohne die Schule besucht zu haben und vor allem leider ohne bis nach Mlalo gekommen zu sein. Aber auch hierfür hätte unser Bargeld nicht gereicht. Ich denke aber ziemlich sicher, dass ich nicht das letzte Mal in dieser wunderschönen Gegend war und nächstes Mal werde ich meinen Aufenthalt besser planen – hoffentlich. Achja, die Rückfahrt verlief problemlos, was durchaus erwähnenswert ist.
Kwa heri na ziangalie picha! (man untersuche das letzte Wort auf Ähnlichkeit mit einem englischen Wort – Aussprache, nicht Schreibweise – und weiß, was dann zu tun ist)
Donnerstag, 19. November 2009
In den Tag hineinleben...
Freitag praeparierten Francis und Dorice (die uebrigens beide sehr gewissenhafte und auf Effizienz bedachte Mitarbeiter/Vorgesetzte waren) ein kleines Festmahl: Francis hatte mittags in einer der Kooperativen ein lebendiges Huhn gekauft, was er den Rest des Tages im Fussraum des Pick-Ups gefesselt liegen liess und dann abends, als es sichtlich erschoepft war, von unserem Masaai schlachten liess. Nach dem Hund, den unser Fahrer mit lockeren achtzig bis hundert Km/h kurz zuvor ganz laessig ueberfahren hatte (der Hund stand auf einer langen Gerade mitten auf der Strasse und der Fahrer rechnete einfach damit, dass das Tier schon noch abhauen wuerde und hielt sein Tempo), war das das zweite Tier, was an diesem Tag auf unser Gewissen ging. Lecker war's.
Der Arbeitswoche folgte ein Entspannungswochenende ohne grosse Aktivitaeten, dafuer mit viel lesen, essen (Anni buk einen gedeckten Bananenkuchen) und schlafen.
Dienstag trafen wir uns mit zwei jungen Herren, die Freiwillige in den Parebergen sind. Wie ich ihnen versprochen habe, erwaehne ich sie hier: Christian aus Schwanheim bei Frankfurt und Jo aus Berlin (eignetlich aus Spandau...). Die beiden kamen von einem mehrtaegigen Bordellaufenthalt in Nairobi zurueck. Ja, das passiert, wenn man keinen Reisefuehrer hat und ins erstbeste Guesthouse geht. Am letzten Tag ihres Urlaubs, der dadurch bedingt war, dass Jo sich vor ein paar Wochen beim Holzhacken eine Sehne durchschnitt und den Daumen zwei Wochen und einen "Arztbeusch" spaeter immer noch nicht bewegen konnte, zeigte jemand den Jungs die Stadt und erklaerte ihnen, sie haetten sich in einem Freudenhaus eingemietet, wo man eigentlich ein paar Stunden mit einer Frau und nicht mehrere Tage verbringt. Naja, ich glaube, sie hatten Spass und auch ich hatte ihn, als ich diese Geschichte hoerte. Ausserdem wurde der Daumen operiert.
Weiter geht's: Mittwoch Abend waren wir zu einer Party eingeladen. Anni hatte von irgendeinem Maedchen eine SMS bekommen, die uns als Einladung diente. Es stellte sich heraus, dass die Party auf dem Aerzte-, Pfleger- und Freiwilligenwohnareal des KCMC (Kilimanjaro Christian Medical Centre) stieg und dort viele Freiwillige des KCMC feierten. Kanadier, Schweden, Norweger und vor allem Deutsche. War ein lustiger Abend und es war schoen, mal "privat" zu feiern, ganz ohne sich aufdraengende Taxifahrer, Prostituierte oder andere Dienstleister. Schade war, dass wirklich kein einziger Tansanier anwesend war...
Nun bin ich auch schon beim heutigen Tag angekommen: Anni und ich fuhren morgens in die Stadt, um uns die allwoechentliche Kaffeeauktion anzusehen. Hier wird der gesamte Kaffee aus Tanzania verhoekert. Klingt sehr spektakulaer, aber es ging ziemlich ruhig zu in dem sehr modernen Auktionsraum. Alles lief elektronisch ab, jeder sass in einem bequemen Ledersessel und es gab extrem starken Kaffee zu trinken. Nach eineinhalb Stunden haben wir die Veranstaltung dann wieder verlassen - es war noch lange nicht die Haelfte versteigert. Jetzt will ich mich ein wenig in Sachen tansanischer Kaffeeexport fortbilden.
Tutaonana!
Donnerstag, 12. November 2009
Arbeit oder Nichtarbeit
So, das Projekt kann als gestartet gelten. Ich denke, es ist an der Zeit, genauer zu beschreiben, wie der Plan aussieht: anders als von mir angenommen, bauen wir keine Kooperatvie von Kaffeebauern in der Kilimanjaroregion auf. Diese Kooperative existiert bereits und wird in Form einer Organisation namens G 32 koordiniert. Diese große Kooperative setzt sich aus 32 Untereinheiten zusammen. Das Ziel von Envirocare ist es nun, Qualität und Quantität des Kaffees von hier zu erhöhen und in Kombination damit mehr Profit für die Bauern rauszuschlagen. Unter Erhöhung der Qualität wird vor allem verstanden, dass der Anbau des Kaffees umweltverträglich stattfindet.
Die Vorgehensweise ist wie folgt: bis April sollen wir elf der zweiunddreißig lokalen Untereinheiten genauer unter die Lupe nehmen. Das bedeutet im Klartext, aus jeder Kooperatvie werden 272 oder 273 Bauern registriert, sodass wir am Ende 3000 Bauern registriert haben. In der Registrierung wird festgehalten, wie viel Kaffee die Bauern anbauen, welche Dünger sie verwenden, was sie sonst noch anbauen und auch, wie sich das familiäre Umfeld gestaltet. Das meint, was arbeitet die Frau, hat man Kinder, irgednwelche Nebeneinkünfte neben dem Bauernhof, etc. Das familiäre Umfeld wurde, glaube ich, relativ unzusammenhängend in den Kontext eingeführt, da der Spender des Projekts die Anforderung stellte, dass auch etwas zur Entwicklung von Frauenrechten und für Frauen als Unternehmer getan wird.
Für die Registrierung fahren wir in die Untereinheiten in den tiefen Dschungel am Kilimanjaro und machen mit neun Farmern einer jeden Einheit ein „Needs Assessement“ (in dem die Bauern angeben, was sie eben beim Kaffeeanbau so benötigen, was sie sich erwarten, etc.) und lassen sie dann eben noch das Registrierungsformular ausfüllen. Für die anderen ca. 260 Bauern einer jeden Einheit organisiert dann der Manager die Registrierung und lässt uns dann die Formulare zukommen, sodass wir alles digitalisieren. Mal schauen, wie lange das noch dauert. Neben den neun Needs Assessements wird noch mit dem Sekretär und dem Manager einer jeden Einheit ein Fragebogen über deren Wissensstand bezüglich Kaffeeanbau ausgefüllt. In diesem geben die beiden an, in welchen Bereichen (z.B biologischer Kaffeeanbau, Erosion, Administation u.v.m.) welcher Wissensstand vorliegt. Ziel ist es, durch zahlreiche Workshops die Mitglieder der Kooperative fortzubilden. Deshalb auch die Fragebögen an Sekretär und Manager jeder Einheit, da diese Anfang Dezember auf einen Workshop nach Kenya fahren und das ja gut vorbereitet sein will.
Ich muss sagen, diese Einheiten scheinen mir durchaus sehr gut organisiert zu sein. Man könnte ja meinen (und das Vorurteil hatte ich auch), dass diese Herren – und auch Damen ! –bloß irgendeiner Einheit zugeteilt wurden und sonst nichts miteinander am Hut haben. Dem ist aber gar nicht so und bis jetzt habe ich den Eindruck, dass hier wirklich gut zusammengearbeitet wird. Eine Gruppe hat uns ihre eigene Kaffeeverarbeitungsanlage gezeigt. Bei einer anderen Gruppe waren wir viel zu spät und alle waren schon weg, doch dann kamen wir und innerhalb von fünfzehn Minuten kamen zwanzig Leute. Woher, weiß ich nicht, da wir wirklich im Busch waren und ich den Eindruck hatte, von einem Haus zum nächsten müsse man Kilometer weit laufen. Das Handz machts|s möglich...
Warum schreibe ich nun in die Überschrift „Arbeit oder Nichtarbeit“?
Dienstag, Donnerstag und hoffentlich auch heute waren/werden wirklich anstrengende Tage, an denen wir mehr als zehn Stunden unterwegs waren (fuer heute gilt, wir warten noch auf unseren Fuehrer, der mit uns in die Einheiten faehrt, aber der wird wohl bald kommen). Montag und Mittwoch aber eben nicht. Am Montag war Grace erstmals im Büro und noch dazu Francis und Doris, zwei Praktikanten aus Dar. Unser Team besteht also aus Grace, zwei Freiwilligen, die dich Sprache nur sehr rudimentär beherrschen und dann noch zwei Praktikanten. Wir stellten dann erst einmal fest, dass wir auf jeden Fall mindestens ein Auto brauchen. Und wundersamerweise funktionerte der Toyota Pick-Up aus der Garage sogar noch, obwohl er schon ewig nicht mehr benutzt wurde. Blöderweise ist das Auto aber erstens nicht versichert und hat zweitens keine Lizenz für die Straße- Diese Lizenz gilt es, jährlich zu erwerben und das wurde seit drei Jahren nicht mehr gemacht, sodass inzwischen eine gehörige Summe nachzuzahlen ist. Das Problem ist nun provisorisch gelöst, indem wir einen Fahrer angestellt haben, der für ein bisschen Geld die ganze Verantwortung übernimmt. Aber da er aus Moshi kommt und alle Polizisten kennt, braucht er sich zumindest hier in der Stadt keine Sorgen zu machen, angehalten zu werden. Dass wir einen Fahrer haben ist aber eigentlich etwas unverzichtbares. Dieser Herr ist, da bin ich fest überzeugt, der beste Autofahrer, bei dem ich je mitgefahren bin: Handbremse kaputt, schlammige Straßen, regelmäßig (geschätzt) mehr als 25% Steigung und trotzdem ist Verlass darauf, dass wir ankommen.
Neben den zahlreichen Bekanntschaften, die man hier mit den Bauern macht, ist die Autofahrt stets ein Highlight. Ich nehme immer auf der Ladefläche des Pick-Ups Platz, von wo aus ich einen traumhaften Blick über die Hänge des Kilimanjaro und in die weite Ebene unter Moshi habe. Die Natur hier ist jeden Tag von neuem eine große Freude für mich.
Nächste Woche wird dann wieder mehr oder weniger arbeitsfrei sein, weil Francis und Doris bereits am Sonntag wieder nach Dar zurückkehren und Grace bis Donnerstag daheim in Uganda ist. Außerdem warten wir noch bis 25. November auf die ganzen Registrierungsformulare und erst dann wird in Excel losgetippt.
Tutaonana baadaye!
Sonntag, 8. November 2009
Zwangsurlaub
Eine Woche ist um und kein Tag verging, ohne dass ich mich im Zentrum Moshis umhergetrieben habe. Zeit war dafür genung, da Grace ihre Ankunft von Dienstag Abend auf Sonntag (08.11.) verschoben hat, sodass das Projekt erst am Montag starten wird. Zum Einleben war das nicht schlecht, doch freue ich mich schon darauf, bald mal etwas aktiver zu werden.
Es war eigentlich wie im Urlaub hier. Lesen, bummeln, viel schlafen, gemütlich kochen, täglich Sport machen – sehr gemütlich. Schon nach einer Woche kenne ich einen ganzen Haufen Souvenirhändler und Safarianbieter, die mich täglich auf der Straße ansprechen und denen ich jedesmal sage, dass ich noch zehn Monate hier bin und momentan an keinem ihrer Produkte Interesse habe.
Allerdings bin ich mir relativ sicher, dass das zwar für eine Woche eine schöne Sache ist, ob mich das aber noch zehn Monate zufrieden stellen kann, wage ich zu bezweifeln. Irgendetwas herausragendes zu berichten? Ja: Am Dienstag habe ich erstmals beim Rugbytraining der International School mitgemacht und es hat mir unglaublich Spaß gemacht. Dort wird neben den Schulteam auch eine Mannschaft des Waisenhauses trainiert. Zum Abschluss haben wir dann gegen die Waisen gespielt. Eigentlich sollte am Samstag ein Rugby-7s-Turnier in Arusha mit unserer Beteiligung stattfinden, doch scheinbar sind auch die Planungen der International School eher unzuverlässig und die Sache wurde am Freitag abgeblasen. Das hat mich dann irgendwie frustriert. Wenn ich etwas nicht selber plane, darf ich mich nicht drauf freuen, weil ich mir einfach nicht sicher sein kann, ob es überhaupt stattfindet – egal, wer das organisiert. Um mich auf andere Gedanken zu bringen, sind Anni und ich dann in den „Club La Liga“ gegangen. Um halb elf war dort zwar noch nichts los, doch ein paar Stunden später, als wir den Club verließen und uns in die Fänge einer Meute von Taxifahrern begaben, war der Laden angenehm voll. Die Musik war bescheiden (Sean Paul und Rihanna), aber irgendwie war es doch ganz nett. 200 Mililiter Konyagi (tansanischer Schnaps) für knapp eineurofünfzig, schöne Räumlichkeit (DJ saß in einem VW T1) und gute Atmosphäre (paar Freiwillige und Touristen, viele Einheimische, keine Prostituierten). War schön.
Entsprechend müde war ich dann am Samstag, was aber nicht verhinderte, dass dies wohl mein bislang schönster Tag in Moshi waren. Anni hatte uns ein kleines Ausflugsziel ausgesucht und nach einer guten halben Stunde Daladalafahrt, die Hänge des Kilimanjaro hoch, sind wir irgendwi zwischen Bananenplantagen mitten im Busch ausgestiegen. Ein Mitfahrer im Daladala kannte unser Ausflugsziel und verdonnerte ein paar Mädchen, die dort ohnehin hingingen, uns mitzunehmen und uns den Wg zu zeigen. Nach weiteren zwanzig Minuten zu Fuß durch Urwald ähnliche Gefilde tat sich vor uns auf einer Lichtung auf einem Plateau plötzlich die große katholische Kirche von Kiboshu auf. Es war wirklich sehr beeindruckend ein solches Bauwer an diesem Fleckchen Erde zu sehen. Obwohl es wahrscheinlich schon mehrere hundert Jahre alt ist, ist es vermutlich das stabilste Gebäude im Umkreis von zig Kilometern.
Auf unserem Wg dorthin habe ich mich gewundert, dass es hier scheinbar überall irgendwelche kleinen Behausungen gibt. Nie sind wir alleine in den Wäldern unterwegs gewesen und ständig kamen neue kleine Ortschaften entlang der Piste, die das Daladala gefahren ist. Wenn man dann denkt, wirklich am Ende der Welt angekommen zu sein, kommt plötzlich ein Markt, auf dem sich eine ganze Menge Leute tummeln. So geht es immer weiter... „du bist nicht allein...“
Von dem wunderbaren Ausflug am Samstag motiviert, haben wir uns Sonntag morgens um kurz nach sechs mit dem Daladala in Richtung Machame aufgemacht. Von diesem Ort aus laesst sich der Kilimanjaro besteigen, was wir jedoch auf einen anderen Tag verschieben. Wir sind dann bis zum Eingang des Nationalparks gewandert/spaziert, haben die ganze Zeit die Bananenplantagen im Vorder- und den Kili im Hintergrund bewundert und uns von der Sonne braten lassen. Auf dem Rueckweg hat sich uns dann ein netter Herr, William, unserer angenommen. Uebeerraschenderweise wollte er uns weder eine Wanderung zu irgendeinem Wasserfall, noch eine Safari oder eine Kilibesteigung andrehen. Er hat einfach mit uns geredet (englisch) und immer wieder betont, dass auch er das macht, weil er durch den Dialog mit anderen immer lernen kann. Egal woher man kommt und egal wie alt man ist, man kann immer von anderen lernen. William war wirklich sehr nett und hat uns dann auch zu sich nach Hause auf seinen kleinen Bauernhof mitgenommen, der ohnehin direkt an der Strasse lag, die wir langliefen. Auf seinem bescheidenen, schoenen gut baute er Kaffee, Bananen und ein bisschen Gemuese an und er hatte sogar zwei Kuehe und ein paar Huehner. Wenn die Bauern, mit denen ich waehrend des Projekts in Kontakt komme, aehnlich interessant wie William sind, dann freue ich mich schon auf spannende zehn Monate. Eine weitere interessante Erfahrung war das Ausprobieren von Mbege. Das ist ein leicht alkoholisches Getraenk aus Weizen und Bananen gebraut, das uns Williams Frau servierte. Das Glas blieb quasi voll stehen, da mich der Geschmack nicht wirklich ueberzeugte. Abschliessend hat dieser nette Bauer uns in seine Gemeinde eingeladen, in der Deutsche wohl immer mit offenen Armen empfangen werden. Grund dafuer ist, dass man wohl einen engen Kontakt zu einer Partnergemeinde nach Deutschland pflegt. Da werde ich jetzt mal im Internet recherchieren.
Bis bald!
Montag, 2. November 2009
Moshi...
Es geht mir also gut. Anders als geplant, hat uns Grace doch nicht im Bus begleitet. Sie kommt Mitte bis Ende der Woche und dann soll unser Projekt starten. Bis dahin haben Anni und ich noch Zeit die Stadt zu erkunden. Wir wohnen zwar einige Kilometer vom Stadtkern entfernt, brauchen zur Dalladallastation aber nur eine Minute und von da aus sind es dann unr fünf bis zehn Minuten in die Innenstadt. Eine wunderbare Wohnsituation also. Auch unsere Unterkunft lässt wenig Wünsche offen. Beide haben wir ein Zimmer, dazu ein Wohnzimmer und eine Küche, die von unserem Vorgänger schon ganz gut ausgestattet wurde. Die Tatsache, dass auf der anderen Straßenseite das Gefängnis ist, könnte den ein oder anderen in Sorgen versetzen, aber keine Angst! Die Herren dort kann ich täglich beim bestellen ihrer Gemüsebeete beobachten. Sie scheinen ganz nett zu sein und bleiben in ihrem Gehege, obwohl ich noch keinen Wachmann gesehen habe und es keine Mauern gibt. Okay, das hat jetzt nicht dazu beigetragen, Sorgen zu verringern, aber was soll's!? Die Atmosphäre hier in der Nachbarschaft ist unglaublich entspannt und für den Fall der Fälle: die Aufgabe, die in Dar noch die beiden Nachbarhunde nachts erfüllt haben, erfüllt bei uns ein Masaai. Das hat den Vorteil, dass er uns sofort wiedererkennt und er uns auch noch die Tür öffnen kann. Außerdem fängt er nicht nachts um drei an, mit den anderen Hunden im Viertel rumzuheulen (zumindest hat er es bis jetzt noch nicht gemacht).
An unseren ersten beiden Tagen haben wir die Stadt zu Fuß schon in weiten Teilen erkundigt. Erwähnenswert ist auch, dass wir an der International School Moshi mit weit offenen Armen zu den verschiedenen Sportaktivitäten empfangen wurden: Rugby, Fußball und ein Kraftraum warten hier auf mich, wenn denn Zeit da ist. Es ist ein wenig schade, dass ich für Sportarten wie Fußball oder Rugby eine solch elitäre Einrichtung aufsuchen muss. Jedoch scheint das generelle Interesse an halbwegs zweckmäßigen Sportuntergründen sehr gering zu sein und deshalb lässt sich beispielsweise Rugby, wofür man lediglich einen Acker braucht, nirgendwo anders spielen. Dass ein Platz von den Leuten gehegt und gepflegt wird, habe ich noch nicht gesehen. Auch gibt es keine wirklich großen organisierten Ligen. Der Sportkoordinator der International School meinte, die einzigen nationalen Wettbewerbe in irgendwelchen Sportarten fänden auf den Arealen der International Schools in Moshi, Arusha und Dar statt. Ich glaube, abgesehen von der Fußballliga stimmt das auch.
Nach meiner Fahrt von Dar nach Moshi kann ich aber auch verstehen, dass es kaum nationale Ligen geben, die erfordern, dass alle ein bis zwei Wochen die Fahrt in eine andere Stadt ansteht. Auf der Strecke, die wir zurücklegten durchquerten wir zwar traumhafte Landschaften, aber auf den mehr als fünfhundert Kilometern fuhren wir durch ein, zwei größere Häuseransammlungen, die als Kleinstädte durchgehen, ansonsten noch durch ein paar Dörfer. Und die Straßenverhältnisse tun ihr übriges, dass die Fahrt von einer Stadt in die nächste ein Tagesausflug wird. Da es hier aber gar keinen Profisport gibt, kann sich vermutlich niemand leisten, das ganze Wochenende für den Sport zu opfern. Verständlich. Nun ja, das zum tansanischen Sportwesen.
Bis bald mal wieder, dann mit Neuigkeiten vom Projekt!
Fotos auschecken :)
Donnerstag, 29. Oktober 2009
Sommer, Sonne, Sonnenschein
Beginn der Regenzeit, klatschnass bei der Ankunft, gemütliches Hostel mit Dachterasse mitten in Stone Town, Spaziergänge, leckeres italienisches Eis, viel Seafood in den märchenhaften Forodhani Gardens, Spice Tour, verschiedene Pfeffer kommen alle von der gleichen Pflanze (für mich die wichtigste Lehre dieses Urlaubs), Strand ist auch bei Nieselregen schön, viele Touristen auch in der Nebensaison, Stone Town ist wunderschön!, unzählige Straßenverkäufer, Tourimus ist (fast) alles, wunderbare Sonnenuntergänge, am Fischhafen ist man morgens um sechs nicht willkommen, Markt mit frisch gehäuteten aber sonst vollständigen Kuhköpfen, tausende Souvenirhändler, viele Fotos, keine Magenprobleme (erwähnenswert), unglaubliches Faulenzen, Bibel lesen (erstes Buch Moses ist so gut wie fertig), morgens Regen, nachmittags Sonne, abends Bilderbuchsonnenuntergang, rasante Fährfahrten, viele Museen, viele Moschees, keine Muezzingesänge, Fahrt an die Ostküste, Sonnenaufgang am Strand, Traumstrände, Rastafaritreffpunkt als Hotel, Verhandlungsprivilegien als Mensch mit leichten Kiswahilikenntnissen, es war wunderschön, jedem zu empfehlen, ich komme wieder!
So, hoffentlich wird irgendjemand dadurch schlau. Ich werde demnächst Fotos hochladen und, sollte es erwünscht sein (?) einen ausführlicheren Bericht schreiben. Das hängt auch ein bisschen davon ab, wie es ab Sonntag in Moshi wird. Unsere Abfahrt wurde noch einmal einen Tag nach hinten verschoben und wir werden gemeinsam mit unserer Mentorin Grace nach Moshi fahren, die auch dorthin ziehen wird.
Freitag, 23. Oktober 2009
Wer ist Julius Nyerere? Wer weiß es? Okay, letzte Woche war sein Todestag, ich berichtete...aber inzwischen weiß ich noch ein bisschen mehr. Mwalimu Nyerere (Lehrer Nyerere) war tatsächlich mal Lehrer, bevor er sich ausschließlich der Politik hingab. Von seinem Volk wurde er aber weiterhin Mwalimu genannt. Beim europäischen Filmfestival wurde ein Tansanischer Film über diesen Vater der Nation gezeigt. Dass er scheiterte, ist völlig egal, denn, so einer der Beiträge im Film, keine afrikanische Revolutione verlief auf lange Sicht erfolgreich. Da stelle sich lediglich die Frage, ob man mit einer guten Absicht oder aber aufgrund von Korruption und eigener Bereicherung des Dikators scheitere. Bei Nyerere sei ersteres der Fall gewesen, sodass sein Scheitern nicht weiter ins Gewicht fällt. Insgesamt gab es in dem gesamten Film kein einziges kritisches Wort über den Staatshelden. Kommentare kamen von seiner Frau, dem ehemaligen Präsident Mkapa (der als unglaublich korrupt gilt) und anderen wenig neutralen Personen. Ein Wort der Kritik scheint absolutes Tabu zu sein. Ein bisschen erschreckend, finde ich. Insgesamt scheint es hier um die Bildung nicht allzu gut zu stehen. Ein hartes Urteil, aber bei einem solchen Schulsystem fällt das nicht schwer: in der Grundschule wird auf Kiswahili unterrichtet, es gibt ein wenig Englischunterricht. Danach, in der Secondary School, wird nur noch Englisch gesprochen, außer im Kiswahiliunterricht. Da die wenigsten daheim Englisch lernen und (auch in Deutschland) kein Kind in der Grundschule durch ein paar Unterrichtsstunden so gutes Englisch lernen kann, dass es im Unterricht erfolgreich ist, kommen nur die, die sehr motiviert, talentiert oder gut unterstützt werden, weiter. Gute Unterstützung ist vor allem finanzieller Art möglich, da Privatschulen oft schon ab der ersten Klasse auf Englisch unterrichten. Einige Freiwillige, die ich hier getroffen habe, haben mir von diesem großen Problem des Bildungssystems erzählt. Oft sitzen die Schüler einfach den ganzen Tag in der Klasse, verstehen kein Wort und fallen somit beizeiten durch. Wer sich das ausgedacht hat, weiß ich nicht...vielleicht Mwalimu Nyerere?
Neben dem Nyererefilm werden bei dem Filmfestival aber vor allem europäische Filme ausgestrahlt, sodass es mir möglich war, “Wer früher stirbt ist länger tot”, den Lieblingsfilm aller Bayern, anzuschauen. Ein bisschen Heimatfeeling, viele Gitarrenklänge, der Anblick toller Kuchen und schöner Brotzeiten. Und besonders schön war, dass die Tansanier auch einen Riesenspaß an dem Film haben (kam in Originalsprache mit Untertiteln). Etwas komplizierter zu verstehen war die schweizer Komödie “La Habana”. Sie war angeblich auf Deutsch. Das war aber so ein extremer schweizer Kauderwelch, dass ich die ganze Zeit die französischen Untertitel gelesen habe. Wie die Tansanier das Problem gelöst haben, dass nur kurze Passagen auf Englisch waren und der Rest eben in Schwizerdütsch/Französisch zum besten gegeben wurde, weiß ich nicht. Aber auch hier waren die Reaktionen des Publikums sehr positiv.
Ansonsten bleibt zu sagen, dass ich bis Ende nächster Woche nicht mehr schreiben werde, da ich ja im Urlaub bin. Und direkt danach folgt der Umzug nach Moshi. Dort werde ich dann auch nicht mehr so viel Internetzugang haben. Ihr schafft das trotzdem! Und ich hoffentlich auch ;)
Montag, 19. Oktober 2009
Kwa heri Dar Es Salaam!
Samstags sind wir in den Norden Dars gefahren, weit Richtung Bagamoyo, und haben dort eine Frau getroffen, die wir auf dem TOAM-Workshop in meiner zweiten Woche hier getroffen haben, Grace ihr Name. Obwohl sie glaube ich wesentlich älter ist als wir, haben wir uns wunderbar mit ihr unterhalten - über das Schulsystem, die Umwelt und das Land. Und ich habe wieder viele neue Eindrücke sammeln können. Ganz nebenbei gab es wunderbaren Reis mit Fisch und Fleisch und allem, was der Tansanische Magen noch so begehrt. Sehr lecker. Insgesamt war dieser Besuch ein voller Erfolg und es ist schön, wenn sich einem die Möglichkeit bietet, mit den Leuten hier in engeren Kontakt zu kommen und wirklich etwas von ihrem Leben mitzubekommen.
Wieder daheim angekommen, habe ich für den Abend vorgeschlafen. Nicolaus, den wir ebenfalls beim TOAM-Workshop kennen lernten, hatte uns versprochen, etwas mit uns zu machen. Um halb elf wurden wir langsam ungeduldig und waren schon ein bisschen genervt, dass er so lang brauchte, um zu kommen. Als er dann um halb zwölf mit seinem Auto in Makongo Juu ankam, war die Stimmung bei uns beiden nicht ganz am Siedepunkt. Nein, wir waren ausgesprochen unmotiviert, noch etwas zu unternehmen. Aber unsere Laune änderte sich schnell. Nicolaus nahm uns, gemeinsam mit zwei weiteren Freunden, auf ein Konzert der Band “FM Academia” mit. Dort war um zwölf noch ordentlich was los und die Damen und Herren machten noch fast drei weitere Stunden gute Stimmung. Es war sehr interessant, mal ein Konzert einer typisch afrkianischen Band zu sehen. Die Musik war wohl kongolesisch und jedes Lied folgte dem gleichen Schema: begleitet von einer Band, sangen drei, vier Männer zwanzig Miunten oder so über ein Thema. Die Leute hörten zu und mit der Zeit kamen immer wieder Zuhörer und gaben den Sängern Trinkgeld, wenn ihnen die Texte gefielen. Dann, wenn die Message voll und ganz überbracht war, zog der Schlagzeuger das Tempo an, es übernahmen andere Sänger und es kamen Tänzer und Tänzerinnen auf die Bühne und haben ordentlich Stimmung gemacht. Nun regte sich auch das Publikum und alle strömten zur Tanzfläche, wo die zweite Hälfte des Liedes tanzend verbracht wurde. Die Musik ist zwar etwas gewöhnungsbedürftig, doch das Konzert hat mir echt gut gefallen. Alle haben so getanzt, wie es ihnen grade gepasst haben, die Herren konnten wunderbar singen und alle waren einfach gut drauf. Gerne wieder.
Am Sonntag habe ich dann erst einmal ansatzweise ausgeschlafen und somit den ersten großen Regen des Tages geschickt umgangen. Gegen Mittag haben Anni und ich uns dann gen Süden mit seinen schönen Stränden aufgemacht. Da wir ja etwas außerhalb wohnen und immerhin bis zum Hafen mussten, um diesen dann mit der Fähre zu überqueren, haben wir insgesamt fast zwei Stunden für die Fahrt gebraucht. Auf der Fähre, auf der sich ganz Dar Es Salaam zu tummeln schien, so voll war sie, haben wir glücklicherweise noch zwei Deutsche von der Wahlparty getroffen, die wussten, wo es langging. Ansonsten hätten wir uns wohl im Süden Dars verloren...aber so kamen wir gut behütet am Kipepeo Strand an. Und es war einfach wunderschön. Weißer Sand, wunderbares Meeer, schöne Hütten, große Palmen in der Nähe – und Schnee in Deutschland...unvorstellbar! Nach einer Runde faulenzen habe ich meine Meeresangst mit der Schocktherapie bekämpft und bin mit Anni und Laura (haben wir in der Botschaft kennengelernt) zu einem Boot geschwommen, das etwas weiter draußen vor Anker lag und auf dem wir uns dann ein wenig gesonnt hatten. War wirklich schön und ich habe mich gefreut, mal ein bisschen durchs Meer geschwommen zu sein. Bis zum Sonnenuntergang, der nicht im Meer endete, da Dar ja an der Ostküste liegt, sind wir dann noch geblieben, bevor wir uns auf einen langen Rückweg gemacht haben. Während diesem hat sich die Regenzeit ein weiteres Mal angekündigt. Zum Glück nur kurz, aber dafür sehr heftig. Mal sehen, was da noch auf uns zukommt.
Baadaye kidogo!
Freitag, 16. Oktober 2009
Hakuna umeme.
Diese Woche war Nationalfeiertag – Nyerereday. An diesem Tag wird dem, vor zehn Jahren verstorbenen “Vater der Nation”, Julius Nyerere, gedacht, der der erste Präsident Tanzanias war. An diesem Tag war für morgens um acht ein Fußballspiel der “Makongo Resort Veterans” angesetzt (Makongo Resort ist die Bar auf der anderen Straßenseite). Das ist das Alt-Herren-Team der näheren Umgebung und ich war herzlich eingeladen, mitzuspielen. Als ich um kurz nach acht auf dem Platz eintrudelte, waren auch schon einige Leute da. Einie riesige Anlage war aufgebaut und an den Toren wurden Netze geknüpft. Eine halbe Stunde später rollte der Ball. Erstmals spielten die Makongo Resort Veterans gegen die Mwenge Veterans (Mwenge ist ein andere Stadtteil) und es war ein umkämpftes Spiel. Aus der Anlage dröhnte neunzig Minuten Live-Kommentar und Musik, die Netz waren fast umsonst geknüpt worden – das Spiel endete ein zu null für uns. Und....um ein bisschen anzugeben: ich hab's vorbereitet. Oh yeah! Während des Spiels hat es auch kräftig geregnet, was sehr erfrischend war.
Nach dem Spiel waren alle ins Makongo Resort eingeladen. Dort gab es zu trinken und zu essen. Es wurde Suppe in riesigen Bottichen über zwei Lagerfeuer gekocht. War sehr lecker und das beisammensein war echt gemütlich. Inzwischen war die Sonne zurück und alle Spieler und viele Zuschauer saßen zusammen und hatten Spaß an diesem freien Tag. Beim Nachschlag habe ich dann meine ersten kulinarischen Grenzerfahrungen gemacht. In meiner Suppe war ein fetter Knochen, den ich, wie es so üblich ist, abnagen wollte. Als ich ihn dann Richtung Gesicht bewegte, erkannte ich, dass ich der Ziege, deren Reste in der Suppe schwammen, gerade ins Gesicht schaute. Der dicke Knochen war der Oberkiefer mit allem drum und dran. Da auch das Fell noch dran war, konnte ich alles wunderbar erkennen. Dafür ließ es sich umso schlechter essen. Fell ist nicht so lecker und kratzt auf der Zunge – wer hätte es gedacht. Habe die ganze Chose unauffällig in meiner Schüssel verschwinden lassen und zurückgestellt. Aber eigentlich ist diese Suppe echt lecker.
Generell, um mal die Frage vieler zu beantworten, ist das Essen hier wunderbar. Hauptgerichte sind Reis, Kochbananen, Pommes und, besonders beliebt, Ugali. Das ist Maisbrei, glaube ich, der nach ziemlich wenig schmeckt und von dem ich schon einmal berichtet habe. Zu den Sachen gibt es dann Fleisch, Bohnen, Spinat, Kohl und andere leckere Sachen. Ich kann mich also nicht beschweren.
Was noch? Die Bibliothek nimmt Form an, unsere Reisepläne auch, Annis Haare auch und direkt neben unserem Haus ist seit einer Woche jeden Abend stundenlang irgendeine Gemeinde am Krach machen. Ich fange bei der Bibliothek an: alle Bücher, Hefte, Broschüren und was noch so lesbar ist, ist in einer Access-Datenbank eingespeichert. Jetzt werden wir das ganze noch einmal überarbeiten und dann sind wir fertig. Annis Haare sind jetzt Rastas. Mehr dazu in ihrem Blog, irgendwann. In einer guten Woche, am Samstag, brechen wir beide Richtung Zanzibar auf und werden dort voraussochtlich vier oder fünf Tage bleiben. Wer was mitgebracht haben möchte, der möge sich melden. Bisher steht ein paar “orientalische Schlappen” auf der Liste. Zu der Gemeinde: es laufen oft Filme, die Leute tanzen immer zum gleichen Lied, ein Prediger brüllt durch ein schlechtes Mikro und klingt wie Tom Waits. Sehr interessant.
Man verzeihe den abgehackten Stil. Ich hatte es eilig: Stromausfall und der Laptopakku ist nicht der beste.
Tutaonana! Und Fotos anschauen!
Sonntag, 11. Oktober 2009
Am Sonntag haben Anni und ich beschlossen, noch einmal ein bisschen durch Dar zu bummeln. Es bleibt ja gar nicht mehr so viel Zeit hier. Also sind wir mit dem Dalla in die Stadt gecruist und dort einfach ein bisschen rumgelaufen. Und ich muss mich korrigieren. Ich hatte ja gesagt, Dar wäre einfach nur hässlich. Das war irgendwie mein erster Eindruck, weil wir damals so durchgehetzt sind und ständig von Verkäufern und Bettlern genervt wurden. Diesmal hatten wir kein bestimmtes Ziel, sind durch die Straßen “gebummelt” und hatten Zeit. Und irgendwie war es echt schön. Die Straßen waren sehr ruhig, kaum Autos, immer wieder saßen ein paar Leute am Straßenrand rum, aber niemand war hektisch und ich hatte das Gefühl, selbst der Bremthaler “Dorfkern” ist stressiger zu durchqueren als Dar. Am schönsten finde ich aber die vielen Bäume, die überall in der Stadt rumstehen und zwischen den vielen heruntergekommenen Häusern eine sehr gemütlich Stiimmung erzeugen, die einen den Großstadtgestank vergessen lässt. Man merkt, es hat mir gefallen.
Das Wochenende war insgesamt ein voller Erfolg!
Bilder von der Stadt folgen, wenn ich mal wieder die schnelle Internetcaféverbindung hab.
Meine Adresse in Moshi wird folgende sein:
Hannes Lindenberg
c/o Envirocare
P.O. Box 7246
Moshi
Tansania
Freitag, 9. Oktober 2009
Mzungu heißt Europäer...
Ansonten habe ich diese Woche einen Blog für Envirocare (envirocaretz.blogspot.com) eingerichtet. Dass er das gleiche Layout hat wie meiner, ist nicht meine Schuld. Das haben die sich so ausgesucht. Der Blog wurde extra für den World-Blogger-Day am fünfzehnten Oktober eingerichtet, an dem alle Umwelt-NGOs über Klimawandel bloogen wollen. Bei Envirocare werden Anni und ich das übernehmen, weshalb wir jetzt auch eine Rechercheaufgabe haben.
Dem aufmerksamen Leser ist vermutlich bereits aufgefallen, dass es insgesamt nicht allzu viel zu berichten gibt. Es ist eben inzwischen so etwas wie Alltag eingekehrt.
Obwohl, da sind noch zwei Sachen! Erstens: am Sonntag ist der Strom grade abgedreht worden, als es dunkel wurde, sodass Anni und ich beschlossen haben, an den Strand in eine Bar zu fahren, von der wir am Freitag erfahren hatten, dass dort an besagtem Sonntag eine Band spielen würde. Also sind wir hingefahren, haben uns die Band angeschaut, die alles mögliche wunderbar gecovert hat und sind dann wieder heimgefahren. Um elf war immer noch kein Strom da. Aber durch den Vollmond waren die Straßen beleuchtet, als wäre es Dämmerung.
Zweitens: ich bin jetzt Playmaker und schieße Tore oder lege sie vor. Wunderbar! Vom Linksverteidiger zum Spielmacher – von namba tatu zu namba nane – vom Tellerwäscher zum Millionär! Die Liga, das Turnier oder was auch immer da auf mich zukommen mag, es kann kommen! Im Moment weiß ich aber immer noch nicht, wann's losgeht, denn der angestrebte Turnierbeginn am Mittwoch wurde, warum auch immer, nicht eingehalten. Naja, ich bin flexibel. Leider hat mich in den letzten Tagen mein Kreislauf vom Fußball spielen abgehalten. Mein Kopf und mein Magen machen im Moment nicht so richtig mit. Aber ich will mich nicht beschweren, denn im Vergleich zu Sele – ich glaube, ich habe ihn schon mehrmals erwähnt; er ist der Hausjunge unserer Vermieterin – sind so ein paar Kopfschmerzen nichts. Sele hat im Moment Malaria und arbeitet trotzdem von morgens um sieben bis abends um elf für Mama Mushi, unsere Vermieterin. Er fährt durch die ganze Stadt, wäscht, putzt und macht eben alles was ein Hausjunge so macht. Heute habe ich mich mit ihm unterhalten (auf Kiswahili :)) und er hatte ununterbrochen Schweißausbrüche und es geht ihm echt dreckig, aber er ist trotzdem wieder arbeiten gegangen. Da soll mal jemand sagen, die Leute hier wären foul!
Noch kurz zum Thema Post: bitte keine Briefe mehr an die Adresse in Dar schicken. Wir haben mit Grace abgesprochen, dass wir schon am 31.10. nach Moshi gehen und die Briefe hierher können bis zu drei Wochen brauchen, bis sie bei mir landen. Ausserdem kann mir jetzt jeder Post auf meinen Blog schreiben, da die Kommentare jetzt fuer alle freigeschaltet sind.
Sonntag, 4. Oktober 2009
Das Nachtleben in Dar Es Salaam...
Zwischen diesen beiden Abenden lag – oh Wunder! –noch ein Tag. Diesen habe ich mit Hausarbeiten wie Wäsche waschen und Vokabeln lernen verbracht, bis mittags um kurz nach vier einer der Jungs vom Fußball bei uns im Hof stand. Ich wollte eigentlich grade kochen, wurde dann aber darüber informiert, dass ein Freundschaftsspiel ansteht und ich mitspielen soll – also weg vom Herd in die Sportkluft und losmarschiert zur Uni, wo wir auf einem fast genauso schlechten Platz wie es unserer ist, gegen eine andere Boltzmannschaft spielten. Heute morgen war dann in der Zeitung folgender Bericht zu finden:
Missglücktes Debüt von Neuzugang der Makongojungs
Nachdem das rote Team eine gute halbe Stunde zu spät auf dem “Sportplatz” eintrudelte, konnte der Tanz beginnen. Mit Trikots, die für Moskitonetze und gegen Malaria warben, warfen sich die Jungs aus Makongo, unter ihnen auch ein Weißer, dessen Aktionen stets mit lauten “Mzungu!”-Rufen des gegnerischen Teams quittiert wurden, in die Schlacht. Früh gingen sie in Führung, ließen danach jedoch den nötigen Biss vermissen und kassierten bis zur Pause drei Tore gegen einen physisch überlegenen Gegner. Auch die Umstellung des Mzungu von Mittelstürmer auf linke Außenbahn (nachdem er zuvor, wie berichtet, zwei Wochen Linksverteidiger spielte) änderte nichts und in der zweiten Halbzeit kam das rote Team zu einem weiteren Treffer, bei dem der Mzungu seinen Gegenspieler nach einer Ecke völlig frei zum Kopfball kommen ließ – Endstand vier zu eins.
Die jungen Männer aus Makongo waren, abgesehen vom Neuen, recht zufrieden. Angeblich spielten im gegnerischen Tema fünf Spieler mit, die eigentlich in der zweiten tansanischen Liga kicken.
DAR 10/04/09
Von meiner Seite bleibt noch zu sagen, dass ich jetzt ziemlich verwirrt bin. Grund dafür ist, dass ich mit dem Team unterwegs war, gegen das ich unter der Woche immer spiele. Auf dem Boltzplatz spielen ja (wie das bei Fußball ja so ist) immer zwei Teams gegeneinander und ich wurde gestern von dem Team eingeladen, mit dem ich noch nie gespielt habe. Ich weiß nicht, ob ich damit jetzt offiziell abgeworben wurde, aber vermutlich wird sich das im Laufe der Woche ergeben.
Bleibt mir noch, auf die Bilder von der Strandbar zu verweisen. Und wenn meinen werten Lesern der Sportteil meiner Publikationen zu ausführlich ist, lasst es mich wissen. Ich muss sagen, mein Traum vom Fußballkommentator/-moderator ist wieder am aufkeimen.
Tutaonana!!
Donnerstag, 1. Oktober 2009
Salama!
Jetzt, es ist Donnerstag Abend, kann ich aber sagen, dass ich schon einen gewissen Einblick in die Sprache erhalten habe. Anni und ich ziehen die maximal mögliche Menge an Informationen aus Ghati raus und heute hatte sie sogar etwas vorbereitet: sie hat uns in die grammatischen Grundlagen der Sprache eingeführt, was uns aber eher verwirrt hat. Das liegt einfach daran, dass sich bestimmte Wortarten eben nicht mit irgendwelchen europäischen “Phänomenen” (Pronomen, Adjektive, Adverben, blablabla...) vergleichen lassen und Gathi das scheinbar nicht ganz versteht. Um das für Linguisten und andere Interessierte zu veranschaulichen (alle anderen bitte zum nächsten Absatz springen und bei “Aber Anni...” wieder einsetzen): Wir haben gefragt, ob es so etwas wie Adverben gibt und ob sich diese sicht- und hörbar von Adjektiven unterscheiden. Darauf wollte uns Ghate klar machen, dass Wörter, die mit der Silbe -ni enden (wie ich seit heute in meinem Block stehen habe, mir aber nie merken werde, heißen sie vielezi) mit Adverben vergleichbar sind. Dabei wird dieses Suffix lediglich als Allround-Präposition verwendet (shule = Schule; Ninaenda shuleni = Ich gehe in die Schule). Aber dass man “in” die Schule geht, war für Ghati eben schon eine detailiertere Beschreibung des gesamten Vorgangs gehen. Naja, das ist eben alles etwas anders hier...Sollten zu der Sprache noch Fragen bestehen, ich könnte versuchen, sie zu beantworten.
Aber Anni und ich haben dann einfach irgendwann ein Kinderbuch aus der Bibliothek geholt und dann haben wir das Wort für Wort, Satz für Satz, bearbeitet. Da habe ich gemerkt, dass ich die Zeiten, die Satzstellung und auch schon ein kleines Repertoire an Vokabeln durchaus in meinen Kopf reinbekommen habe. Nichtsdestotrotz werden Anni und ich die drei Wochen wohl nicht zu Ende bringen, denn dafür ist das Unterfangen wirklich zu konzeptlos und dementsprechend das Geld einfach nicht wert. Wir haben, wie es sich gehört, bereits die erste Hälfte bezahlt, werden dann aber auch nach der Hälfte der Zeit abbrechen. Ich denke, ein gewisses Grundverständnis für die Sprache habe ich inzwischen (auch in den Wochen vor dem Kurs) erworben und darauf lässt sich aufbauen!
Nun zur Arbeit: zuerst einmal habe ich beschlossen, nur noch zweimal die Woche ins Internet zu gehen. Als ich meinen Arbeitsalltag geschildert habe, habe ich ja erwähnt, dass ich viel Zeit mit Mails schreiben und mit warten auf Antworten verbringe. Um mich aber mehr auf die Leute im Büro und die Sprache und einfach auf meine Umgebung einzulassen, will ich nicht mehr ganz so viel vor den Rechnern im Büro rumhängen. Bis jetzt ist mir das nur halb geglückt, doch muss ich zu meiner Verteidigung sagen, dass ich nur Organisatorisches (und die Champions League Ergebnisse) nachgeschaut habe.
Die Bibliothek bleibt im Moment ein bisschen chaotisch und wird nur langsam weiter aufgeräumt, weil Anni und ich ja mehr als die Hälfte des Tages Sprachkurs haben. Aber langsam scheint hier ein Ende in Sicht zu kommen. Was danach kommt, bevor wir Anfang November nach Moshi gehen, ist noch nicht wirklich sicher. Vom Eine-Welt-Netz kam der Vorschlag, etwas für eine Anti-Malaria-Kampagne, an der der Verein teilnimmt, zusammenzustellen. Dieses Vorhaben will ich demnächst, wenn die Bibliothek abgeschlossen ist, in Angriff nehmen. Dazu ermutigt hat mich dass ich heute einen weiteren meiner Nachbarn hier in den Appartements kennen gelernt. habe Er arbeitet bei der staatlichen Krankheitspräventionsorganisation (oder so ähnlich...), beschäftigt sich viel mit HIV/AIDS-Prävention und hat mir auf meine Nachfrage hin angeboten, mir Ansprechpartner von seiner Organisation zum Thema Malaria heranzuziehen. Mal sehen, was dabei rumkommt.
Zum Schluss vermutlich die Neuigkeiten, auf die hier alle am gespanntesten warten: ja, meine Blase am Fuß ist verheilt und ich bin auf den Boltzplatz zurückgekehrt – auf der Position namba tatu (Nummer drei), also linker Außenverteidiger. Dort marschiere ich in Manier eines Philipp Lahm auf und ab, kämpfe mit den Bodenwellen, dem Staub, auf dem ich mehr rutsche, als laufe, dem Strommast, der in meiner Abwehrecke steht, dem Abhang am Spielfeldrand und hin und wieder auch mal mit meinen Gegenspielern. Ich bekomme den Ball zwar nur sehr selten, da ich scheinbar noch nicht vollstes Vertrauen genieße, aber ich habe immer großen Spaß und es tut einfach gut, jeden Tag nach der Arbeit eine Runde Sport machen zu können. Und nächste Woche, am 07.10., geht die Liga los. Zu gegebenem Zeitpunkt, wenn ich auch selber mehr weiß, gibt es mehr Infos. Ich weiß bis jetzt nur, dass der Platz irgendwo weiter weg liegt, wo keine Dalla Dallas hinfahren und da hier auch keiner ein Auto hat, werden wir laufen. Aber einer der Jungs meinte, wir wären ja alle Sportler und deshalb bräuchten wir nur eine halbe bis dreiviertel Stunde, um bis zum Austragungsort zu joggen, um dann zu spielen und wieder zurückzulaufen. Bin echt mal gespannt, was da auf mich zukommt :)
Achja, ich habe mich übrigens sehr über die Kommentare und die Mails von den verschiedenen Leuten gefreut – ahsante sana!
Tutaonana baadaye!
Montag, 28. September 2009
Am Samstag standen dann typische Wochenenderledigungen wie Wäsche waschen und Zimmer putzen an – wenig spannend. Danach haben Anni und ich uns mit Nicolas getroffen. Diesen jungen Mann haben wir beim TOAM-Workshop vorletzte Woche kennengelernt und er wollte uns mal sein zu Hause zeigen. Das sah von außen zwar ziemlich runtergekommen aus, war innen aber geräumig, mit Couchgarnitur und Ferseher ausgestattet und Nicolas und sein WG-Kollege Yussuf beschäftigen immerhin eine Hausangestellte. Das scheint hier allerdings nicht besonders zu sein. Jeder, der ein bisschen Geld selbst verdient, leistet sich diesen in Deutschland ja doch exklusiven Dienst. Die Dame, die bei Nicolas und Yussuf arbeitet, hat ein wunderbares Ugali für uns gekocht. Ugali ist ein weißer Brei, von dem ich immer noch nicht genau weiß, woraus er besteht und den man mit der Hand ist. Dazu gibt es Fisch, Kohlgemüse, Hühnchen und was einem eben alles so einfällt. Der Brei selbst schmeckt nach ziemlich wenig und es ist mir unverständlich, dass es eine solche Speise geschafft hat, Nationalgericht zu werden. Mit den ganzen Beilagen wird die Sache dann aber dochschmackhaft und der Brei garantiert, dass man satt wird. Das könnte auch der Grund sein, dass Ugali so populär ist: es braucht kaum Zutaten und macht schnell satt. Bewundernswert fand ich, wie gekonnt unsere beiden Gastgeber mit der Hand gegessen habe. Ja, da gibt es Kriterien, die zeigen, ob man das kann oder nicht. Bei mir war danach von den Fingerspitzen bis zur Schulter (okay, vielleicht nicht ganz so weit) alles eingesaut, mit Fleischresten und Soße. Die beiden Ugaliprofis hingegen habe es irgendwie geschafft, nur den Brei in die Hand zu nehemen und diesen als Besteck zu benutzen. Auf jeden Fall waren deren Hände kein bisschen verschmiert oder so. An diesem Kriterium könnte ich meinen Integrationsgrad messen lassen. Da ich aber selber wenig Interesse daran habe, diesen geschmacklosen Brei zu essen und nicht die Fähigkeiten besitze, die wunderbaren Beilagen herzuzaubern, werde ich nur selten trainieren können...also werde ich das mal nicht als Integrationsgraf anwenden.
Der restliche Samstag war vor allem davon überschattet, dass ich mir im Internetcafé eine Unzahl Viren auf meinen USB-Stick holte und beim löschen jener dann viele wichtige Dateien mitgelöscht habe. Also bin ich nochmal ins Internetcafé zurück und habe mir einen “AviraAntiVirUnEraser” runtergeladen, gemeinsam mit einem weiteren Heer Viren. Bevor ich diesen dann bis nachts um halb zwei anwenden konnte, meine Dateien rettete und den USB-Stick dabei über den Jordan schickte, waren Anni und ich im Kino. Das war allerdings nur eine Notlösung. Eigentlich wollten wir an die Beachbar, in der ich am Donnerstag war, doch haben wir von diesem Vorhaben abgelsassen. Grund dafür war, dass der Besitzer unserer Appartments nach dem Donnerstag ein wenig besorgt war, weil wir nachts so spät heimkamen und er bat uns, etwas mehr aufzupassen. Also hatten wir uns entschlossen, zumindest an diesem Wochenende darauf zu hören und wollten mit Emily weg. Die spricht ja auch ein bisschen Kiswahili (aber nicht so gut, weil sie aus Uganda kommt) und sollte uns dann quasi beschützen. Aber dann hat Emily lang arbeiten müssen und wollte nicht mehr weg, weshalb wir dann ein bisschen blöd dastanden. Um den Hausfrieden aufrecht zu erhalten, waren wir dann nur im Kino. Auf dem Rückweg haben wir dann ein Dalla Dalla genommen, das auf dem Weg in die Garage war (die fahren nur bis 22:00). Das wussten wir allerdings nicht und so kam es, dass wir dann noch eine Viertel Stunde durch die Dunkelheit laufen mussten. Das war vermutlich so ziemlich genua das, was Emily, Mr. Mushi (der Hausbesitzer) und alle anderen nicht wollten – und wir ja auch nicht. Schlussendlich kann ich aber die freudige Botschaft verkünden, dass ich noch lebe. Klingt komisch, ist aber so. Und nächstes Wochenende geht es dann an den Strand. Jedoch mit der Vorgabe, dass wir ein Taxi für den Rückweg nehmen, da das bis vor die Haustür fährt. Zwar glaube ich, dass die Gegend hier echt sicher ist, aber ich denke nicht, dass es sich lohnt, die ganzen Leute hier total in Sorge zu versetzen, nur um ein oder zwei Euro mehr für einen sichereren Transport im Taxi gegen irgendwelche anderen Möglichkeiten (Bajaj oder Dalla Dalla) einzusparen. Klingt irgendwie alles sehr dramatisch...:)
Als großes Event des Wochenendes galten für mich die Wahlen, deren Ergebnis ich allerdings ein bisschen fürchtete. Den Wahlabend haben Anni und ich in der Botschaft verbracht. Wir sind extra ein bisschen früher hingefahren, um dann noch ein wenig in der Stadt spazieren zu können. Mein erklärtes Ziel war es, einmal den Rugbyplatz zu besichtigen. Als wir aber auf das Clubgelände wollten, das auch einen Golfplatz und zig Tennisplätze beherbergt, wurde uns gesagt, wir mpssten Clubmitglieder sein, um das Gelände betreten zu dürfen. Da will ich gar nicht wissen, wie hoch erst die Gebühren sind, um in diesem Club sein zu “dürfen”. Über den “Sea View”, eine Straße, die, wie der Name schon sagt, am Meer liegt, und die sehr, sehr schön ist, sind wir dann zur Botschaft gelaufen, wo wir viel zu früh ankamen. Im Empfangsraum des Hauses, in dem auch die britische und die niederländische Botschaft untergebracht sind, waren die Säulen bereits mit schwarz-rot-goldenen Tüchern geschmückt und das ZDF lief über einen Beamer. Noch war es eine gute Stunde bis zur ersten Hochrechnung. Als diese dann zu einem Gläschen Serengeti-Bier geliefert wurde, war die Stimmung nicht gerade berauschend. Es schien mir, als wären die Mehrheutsverhältnisse im Bundestag anders, als sie unter den Deutschen in Tansania sind. Für mich hatte das ganze aber auch etwas positives: da ich zwei Tage zuvor Umfragewerte gesehen hatte, habe ich das Wahlergebnis relativ genau getippt (CDU: 34% SPD 24% FDP 14% Linke 12% Grüne 11%) und somit das Tippspiel in der Botschaft gewonnen. Preis war eine Tasche des Auswärtigen Amts mit einer CD Händels und einem Anstecker drin – wirklich exklusiv! Außerdem wurden wir von einer der Organisatorinnen des Fests zum 3. Oktober zu jenem Fest eingeladen. Anni hat nämlich auch sehr gut getippt und ebenfalls gewonnen. Das mit dem 3. Oktober ist deshalb auch ganz lustig, da in vielen Ländern an diesem Tag einfach eine Botschaftsparty in der dt. Botschaft gemacht wird. Als ich den deutschen Botschafter darauf angesprochen habe, meinte der, das wäre in Tansania aber nicht so und es käme bloß eine geladene Gesellschaft, zu der wir mit Sicherheit nicht gehören (so der klare Unterton). Da war ich erst einmal ein bisschen enttäuscht. Inzwischen weiß ich aber nicht einmal, ob ich da nächstes Wochenende wirklich hin will. Denn wenn dort nur geladene Gäste kommen, werden dort noch weniger gleichaltrige sein, als bei dem Wahlabend und es wird noch formeller zugehen. Allerdings wurde mir gesagt, würde es dort mehr zu essen geben ;)
Meine größte Hoffnung an den Abend war, weitere Freiwillige kennenzulernen und das ist mir nach anfänglichen Schwierigkeiten auch gelungen. Ja, es stellte sich sogar raus, dass zwei Freiwillige hier in Dar tätig sind. Mit vier anderen Freiwilligen vom nordelbischen Missionszentrum waren wir dann nach der Wahlparty noch etwas trinken. Die Unterkunft zu nennen beschämt mich, denn ich hatte ein wirklich schlechtes Gewissen, dort hinzugehen. Allerdings kamen die anderen vier alle von weiter weg und hatten vorgeschlagen, mal im Kempinski Kilimanjaro vorbeizuschauen. Also sind Anni und ich mit. Die Bar befindet sich dort im obersten Geschoss und man hat einen wunderbaren Blick auf den Hafen, der auch nachts zu beeindrucken weiß. Ein Bier kostet dort in etwa das dreifache wie im Makongo Resort, ist aber mit 5000 Tsh auch nicht teurer als in einer normalen deutschen Kneipe. Trotzdem war es echt komisch, in so einem Hotel zu verkehren und ich fühlte mich fehl am Platze. Nach einem Bier ging es dann aber auch heim. Jetzt höre ich Händels Trompetenkonzert g-moll HWV 287 gepaart mit afrikanischem Hip-Hop aus der Nachbarschaft.
Lala salama na baadaye!
Achja, es waere schoen, wenn der ein oder andere mal signalisieren koennte, dass irgendjemand diesen Blog hier liest.
Freitag, 25. September 2009
Der Alltag…
Um viertel nach acht, nach den BBC World News, brechen Anni und ich immer in Richtung Arbeit auf. Nicht nur der Gesundheit und des Geldes wegen gehen wir immer zu Fuss zur Arbeit. Nein, es ist auch einfach komfortabler als eine Dalla-Dalla-Fahrt, die meistens nur unwesentlich schneller ist. Zwischen halb und viertel vor neun trudeln wir dann bei Envirocare ein, so wie auch die meisten anderen Mitarbeiter hier. Dann wird der Laptop ausgepackt, sich ein Packen Buecher, Broschueren, Reporte oder was man eben sonst noch so lesen kann, aus dem Regal geschnappt und jedes Exemplar in eine Access-Datenbank eingespeichert. Diese Arbeit ist eher stupide, aber muss eben erledigt werden. Es gestaltet sich nur leider schwer, die Bibliothek so einzurichten, dass sie wirklich uebersichtlich und leicht zu durchschauen ist. Den Grossteil bilden irgendwelche Broschueren ohne ISBN oder Autor, die dann haeufig auch noch auf Kiswahili geschrieben sind, sodass auch eine Einordnung in ein Thema relativ schwer faellt. Aber wir geben unser bestes! Und heute habe ich gerade ein Buch in die Datenbank uebernommen, da kam Loyce (die Chefin) und hat sich total gefreut, dass ich das gefunden hab, weil sie es schon ewig gesucht hat. Es ist schoen, wenn man sieht, dass die Arbeit zumindest hin und wieder auch ihre Fruechte traegt.
Das groesste Problem an dieser Aufgabe ist, dass uns nur ein Laptop zur Verfuegung steht und deshalb immer nur eine Person arbeiten kann. Der andere kann dann die Zeit irgendwie anders verbringen. Anni macht das vorzugsweise mit Agatha Christie und ich mit Googlemail.
Nun aber weiter zum Tagesablauf: um 10:00 ist Teepause, die auch alle Mitarbeiter gerne wahrnehmen, bevor dann bis zum Mittagessen weitergearbeitet wird. Dieses wird von der gleichen Dame wie der Tee fuer gerade mal 1000 TSh so zubereitet, dass es irgendwann zwischen eins und zwei fertig ist. Anni hat mir am Tag meiner Ankunft gesagt, es gaebe immer Reis, aber immer anders gewuerzt. Ich habe eher den Eindruck, es gibt immer Reis und immer gar nicht gewuerzt, auch nicht gesalzen. Dazu gibt es immer Bohnen und hin und wieder auch Fleisch.
Mit vollem Magen wird dann bis ca. vier Uhr nachmittags weitergearbeitet. Dann treten Anni und ich den Heimweg an oder fahren mit dem Dalla Dalla einkaufen.
Ja, was kommt dann? Eigentlich wuerde ich jetzt schreiben wollen, dass ich dann kurz im Zimmer bin und dann auf den Boltzplatz gehe, wie ich es Dienstag und Mittoch gemacht habe, doch es gibt schreckliche Neuigkeiten: just an dem Abend, an dem mein Boltzplatzteam nach dem Spiel noch zusammen kam und der Trainer, von dem ich vorher nicht wusste, dass es ihn gibt, uns ueber die Saison, von der ich ebenfalls nicht wusste, dass es sie gibt, informierte, machten sich die ungewohnten Platzverhaeltnisse (Sand) an meinem rechten Fuss bemerkbar. Eine ziemlich grosse Blase haelt mich jetzt vom spielen ab. Anders als der Mainzer Neuzugang Eugen Polanski, der sich zwei Hauttransplantationen unterzog, vertraue ich fest auf meine Zehen, dass sie das ohne weitere medizinische Eingriffe ueberstehen werden (obwohl ich durch meinen Sonnenbrand, der sich grade schaelt, eigentlich genug Haut fuer das ganze Bein haette). Natuerlich bin ich dann am naechsten Tag trotzdem auf den Boltzplatz gegangen, um dem Trainer bescheid zu sagen – und um ihm 500 TSh zu geben. Im Moment sammeln wir Geld, damit wir 10000 TSh (5,50 Euro) fuer einen Ball zusammenbekommen. Ja, hier ist das Budget eben stark beschraenkt. ABER: das muss nicht so bleiben, denn am 7. Oktober beginnt die Liga, von der ich jedoch nicht weiss, wie sie organisiert ist. Ich weiss aber, dass das Gewinnerteam 500000 TSh bekommt, der zweite 300000 und der dritte auch noch ein bisschen was. Morgen ist Votreffen aller teilnehmenden Mannschaften. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich da hinfahre. Aber ich bin mir sicher, nach meiner Genesung werde ich zurueckkommen (als linker Verteidiger) und alles geben und mich voll in den Dienst der Mannschaft stellen. Uebrigens: dem besten Spieler und dem besten Torwart der Liga winken 20000 TSh. Wie das evaluiert wird? Keine Ahnung!
Bei so viel Fussball koennte man meinen, es bleibt fuer wenig andere Dinge Zeit. Dem ist aber nicht so. Letzten Sonntag, direkt nach dem ich meinen letzten Blogeintrag hochgeladen hatte, sind Anni und ich mit Musit zu ihm nach Hause. Dort haben wir dann gemeinsam mit der Familie zu Mittag gegessen. Wir wurden wirklich sehr nett aufgenommen, man hat sich unterhalten und abschliessend wurden noch lauter Fotos gemacht. Ich wollte das eigentlich erst nicht, weil ich mir dachte, dass sich die Familie dann wie eine Touristenattraktion vorkommt, aber dann hat Mustis Vater angefangen Fotos von uns mit seiner kleinen Tochter zu machen, da hab ich ihm dann einfach meine Kamera in die Hand gedrueckt. Bilder davon werde ich demnaechst, wenn ich mal im Internetcafe bin und eine schnellere Verbindung hab, hochladen.
Am Montag sind Anni und ich mit Sele und Lahma nach Bagamoyo gefahren – das erste Mal, dass wir Dar verlassen haben. Zeit hatten wir, da am Montag noch das Ende des Ramdhan gefeiert wurde und deshalb ein landesweiter Feiertag war.
Bagamoyo war zur Zeit Deutsch-Ostafrikas Hauptstadt der Kolonie, hat sich aber seit dem Ende des ersten Weltkriegs nicht mehr weiterentwickelt. Dort stehen ein paar alte deutsche Haeuser, die erste Kirche Ostafrikas und es gibt einen grossen Strand, an dem lauter Fischerboote liegen. Baden wollte ich aber nicht, da ich einen riesigen Sonnenbrand hatte und nicht riskieren wollte, diesen noch zu verschlimmern.
Am schoensten an dem Ausflug nach Bagamoyo war eigentlich die Fahrt hin und zurueck. Wir sind einfach mal uebers Land gefahren, vorbei an Palmenhainen, vertrockneten Riesenbaeumen, Lehmhuetten und vermuellten Bushaltestellen. Abgesehen von den vermuellten Bushaltestellen lauter neue Eindruecke von dieser schoenen Gegend.
Eigentlich denke ich, dass das genug Lesestoff ist, doch gilt es noch ein letztes Event zu erwaehnen. Am gestrigen Abend war ich mit Soeren, Musti und anderen wieder an der Strandbar, wo wir auch schon letzten Samstag waren. Diesmal allerdings abends. Und es war unglaublich gemuetlich. Ich glaub, ich weiss schon, wo ich auf jeden Fall nochmal am Wochenende (nicht unbedingt am kommenden) hingehen will. Da ist dann bestimmt ordentlich was los und so eine Disco unter Palmen im Sand hat schon was.
Bleibt mir noch zu sagen, dass ich mich freue, dass Dortmund mal wieder gewonnen hat, dass so viele Favoriten im DFB-Pokal rausgeflogen sind, dass am Montag mein Sprachkurs beginnt, dass die Wahl vielleicht doch noch spannend wird und dass ich fuer Sonntag auf der Gaesteliste der deutschen Botschaft stehe, um die Wahl live verfolgen zu koennen.
Bis bald!
Sonntag, 20. September 2009
Die Zeit des Fastens ist vorbei!
Anfang der Woche waren Anni und ich darauf aus, endlich mit Grace über unsere Zukunft im Projekt zu sprechen, da es ihrerseits immer wieder hieß, dass wir nicht nach Moshi gehen würden. Nun ist aber das Geld für die Projekte in der Kilimanjaroregion eingegangen und wir können Ende dieses Jahres noch dorthin – juhu! Außerdem hat Grace es geschafft, uns einen Sprachkurs bei einer jungen Dame, die wohl Kiswahili studiert hat, einen sehr günstigen Preis für einen dreiwöchigen Sprachkurs auszuhandeln, der Montag in einer Woche starten wird.
Das Geld, was ich dafür benötigen werde, habe ich mir teilweise unter der Woche verdienen können. Ich habe nämlich hart gearbietet! Drei Tage lang, von Mittwoch bis Freitag, bin ich jeden Tag in die Innenstadt gefahren, eine Stunde Achterbahnfahrt im Dalla Dalla (ja, ich habe jetzt meinen ganz persönlichen Lieblingsfahrer und bei der zweiten Fahrt mit ihm habe ich mich extra in die erste Reihe gesetzt, um seinen virtuosen Fahrstil besser bewundern zu können), dann saß ich ab neun stets eineinhalb Stunden in einer zu stark klimatisierten Halle, bevor es zum Tee mit lecker Fingerfood ging. Nach weiteren eineinhalb kräftezerrenden Stunden stand dann ein Mittagessen mit unbegrenztem Nachschlag an. Dies nahm dann meist so viel Platz ein, dass ich aufs Abendessen verzichten konnte. Doch das war noch nicht das Ende meiner Arbeit: Weitere drei Stunden – mit einer etwas längeren Pause zwischendrin – galt es nun in dem teilweise sogar zu kühlen Raum zu verbringen, bevor dann die wohlverdiente Lohnauszahlung erfolgte und gegen fünf Uhr der Rückweg während der Rush Hour (eineinhalb Stunden) angetreten werden konnte. Über Geldsummen sollte ich hier im Internet eigentlich nicht sprechen, aber so viel sei gesagt: die ausgezahlte Summe berträgt genau 60% der Kosten des Sprachlurses!
Nun mal Spaß beiseite! Also, ich war drei Tage auf einem Workshop der Tanzanian organic agriculture movement (TOAM), bei dem das Grundgerüst für einen Strategieplan für die nächsten (mindestens) fünf Jahre entworfen werden sollten. Dieses Ziel konnte, wie ich finde, in Auszügen erreicht werden. Bei der Beratungsfirma, die den Workshop leitete, war auch eine Dame dabei, die irgendwie Deutsch war und Anni und mir danach erzählt hat, dass TOAM sich mit der ausgesuchten Workshopmethode komplett übernommen hätten, die Teilnehmer davon keine Ahnung gehabt hätten und die Sache auf außergewöhnlich niedrigem Niveau ablief. Das war recht interessant. Mich persönlich hat der Workshop aber durchaus weitergebracht, da ich jetzt einen ersten Einblick in die “Szene” erhalten habe, mit der ich mich vor allem während meiner Zeit in Moshi etwas genauer beschäftigen werde. Und warum gibt es für die Sache jetzt Geld? Das ist in Tansania eben so üblich, da Teilnehmer des Workshops ja Arbeitszeit opfern und auch einen Anreiseaufwand haben. Anstatt für die Workshopteilnahme zu bezahlen, bezahlt eben der Organisator, weshalb sich Workshops scheinbar auch relativ großer Beliebtheit erfreuen.
Leider durchkreuzte die lange Rückfahrt meinen Plan, jeden Abend mit meinem Team Fußball zu spielen. Joe, der Kapitän, ein anlernender Buchhalter, hat mir letzten Sonntag erklärt, dass sie auf dem Boltzplatz nebenan immer in zwei festen Teams spielen und dass ich gerne bei ihnen bleiben könnte. Da hab ich doch dankend angenommen und mich gleich für die nächsten Tage angemeldet – unwissend, dass der Workshop mir alles (zeitliche) abverlangen würde. Ich hoffe, mein Team wird mir mein undiszipliniertes Verhalten verzeihen können.
Am Samstag stand dann ein besonderer Punkt auf der Tagesordnung: ich habe mich mit Sören, einem guten Freund von Simon (das ist mein großer Bruder) getroffen, der derzeit mit einer Studentenreise der Hafenuni Hamburg unterwegs ist, getroffen. Sören hat noch einen Komolitonen, Gerd, sowie einen tansanischen Studenten namens Mustafa (Musti) mitbebracht. Musti hat uns dann an einen wunderbaren, kostenlosen Strand gebracht, an dem wir uns wunderbar und kistenlos total verbrannt haben. Und das, obwohl es zu der Zeit, wo wir oben ohne waren, Wolken am Himmel waren. Die Lichtintensität war aber vermutlich trotzdem stärker, weil es morgens mal ein bisschen geregnet hat und deshalb der Smog vom Himmel runter war. Der Regen hat auch für einen ziemlich fiesen Kloakegeruch am Busbahnhof gesorgt – das war wirklich unschön!
Während wir drei Deutschen einer roter als der andere waren, war Musti nachher so schwarz wie vorher, aber dafür total erschöpft. Bei ungefähr dreißig Grad draußen unterwegs zu sein und den ganzen Tag nichts trinekn zu dürfen, hat ihn sichtbar geschlaucht. Seine gute Laune und seine Bereitschaft, mit uns noch Schuhe kaufen zu gehen, hat das aber nicht eingeschränkt. So habe ich jetzt endlich auch passendes Schuhwerk zum Fußball spielen, was auch dringend nötig ist. Schließlich hat mir ein Junge am Busbahnhof erzählt, dass einige Fußballnationalspieler Tansanias aus Makongo, meinem (!) Stadtteil kommen. Auf dem Markt war dieses Unterfangen wenig kostspielig und es schien mir so, als seien die Verkäufer nicht gerade gerissen (“Wie viel kosten die Schuhe?” “35.000” “Pfffff” “Wie viel willst du bezahlen?” “20.000” “OK, 30.000!?” “Ich muss danach noch was anderes kaufen” “Ja, 20.000 ist OK”). Mein erster Verhandlungserfolg!
Als unwürdigen Abschluss für diesen wunderschönen Tag suchten wir uns die Mensa des Studentenwohnheims aus, bei dem Sören und Gerd untergebracht sind und die mich mit ihrer Küche nicht beeindrucken konnte. Danach haben Musit und ich unsere vierte Bajaj-Fahrt (das sind diese Dreiräder) des Tages auf uns genommen, um heimzufahren. Musti, zu diesem Zeitpunkt dann bereits gestärkt und in dem Wissen, dass er nun elf fastenfreie Monate hat, hat dann beim umsteigen extra noch gewartet, bis mein Dalla Dalla da war und hat mich später noch angerufen, um sich zu erkundigen, ob ich auch gut angekommen bin. Der Junge ist wirklich ein guter :) Noch dazu wohnt er nicht allzu weit weg von hier, sodass ich ihn vermutlich noch des öfteren sehen werde.
Am heutigen Sonntag habe ich die Makondeschnitzereien hier in der Gegend begutachtet. Das sind diese angeblich typisch afrikanischen Schnitzereien, die aber bei den Afrikanern scheinbar nur mittelmaessig beliebt sind. War aber echt schoen! Wer irgendetwas gekauft haben will, der moege es mir sagen :)
Insgesamt lässt sich sagen, dass diese Woche ein voller Erfolg war: das Projekt ist auf guten Wegen, der Workshop war informativ und ertragreich (auch hier habe ich Kontakte geknüpft) und der Samstag war wunderbar! Lediglich das mit dem Fußball spielen ist blöd gelaufen. Aber mit den neuen Schuhen werde ich jetzt so richtig durchstarten ;)
Kwa Heri ihr lieben Leute, bei denen jetzt der Herbst einbricht, während hier der Sommer beginnt!
Sonntag, 13. September 2009
Kariakoo...
Als wir aus Kariakoo raus waren, hat Scola uns dann noch bis an den Fischmarkt am Indischen Ozean geführt, sodass ich einen ersten umfangreichen Eindruck von der Stadt bekommen habe – wirklich nicht schön! Die Gebäude sind alle runtergekommen, obwohl sie alle noch nicht allzu alt sind. Das enorme Wachstum der Stadt lässt auch leicht vergessen, dass sie ja wirklich noch nicht so alt ist und deshalb wenig Tradition oder so etwas hat. Und auch die Stimmung war nicht allzu angenehm. Das mag aber auch daran liegen, dass ich mich immer noch daran gewöhnen muss, grundsätzlich aufzufallen und von vielen angesprochen zu werden (“Cheap trip to Sansibar?” “Want to go to Arusha?”, usw.). Ansonsten versuche ich mehr und mehr Anschluss vor Ort zu finden, im gemütlichen Makongo. Dazu ist mir ein wichtiger Schritt am Freitag geglückt, als ich Sele gebeten habe, mich doch mal kurz auf den Bolzplatz zu begleiten. Er hat mich dann runtergebracht und dann konnte ich sofort mitspielen. War echt spannend. Das Alter der Mitspieler bewegt sich irgendwo zwischen 8 und 40 und die Stimmung war gut. Weniger gut waren die “Platzverhältnisse”. Bei dem Areal überhaupt von einem Sportplatz zu sprechen, wäre der eigentlichen Bedeutung des Worts unangemessen. Es handelt sich um einen Sandplatz, der in etwa die größe eines Fußballfelds hat. An beiden Enden steht ein selbstgezimmertes Tor. Und was dazwischen liegt, lässt nicht mehr auf einen Sportplatz schließen. Aber der Spaß am Spiel ist ja entscheidend :)
Nach dem Spiel wurde ich dann auch gleich fürs nächste Mal eingeladen, sodass ich am Samstag morgens um acht wieder auf der Matte stand. Der ein oder andere mag sich jetzt fragen, warum ich so früh schon auf den Beinen war, aber das ist leicht zu erklären: da die Zimmer hier keine Fensterscheiben, sondern nur Moskitonetze haben und draußen ab sechs Uhr immer Betrieb ist, ist der Schlaf meist eine unruhige und kurze Angelegenheit. Aber das ist, wenn man bedenkt, dass es von morgens sechs bis abends sieben Sonnenlicht gibt, auch relativ logisch. Ab sieben Uhr abends ist es nämlich stockdunkel, sodass man auch einfach früher ins Bett geht. Nur der Muezin der Moschee ist immer noch spät abend und dann wieder früh morgens (um vier!) zu hören.
Abschließend hier noch meine Postadresse:
Hannes Lindenberg
c/o Envirocare
P.O Box 9824
Dar Es Salaam
Nachtrag: die ersten Fotos sind online
Freitag, 11. September 2009
nach fuenf Tagen...
Die erste Arbeitswoche ist um und es gibt viel zu erzählen.Zwar habe ich nicht sehr viel gearbeitet, aber durchaus viel erlebt. Am Dienstag und am Mittwoch waren Anni und ich auf dem Jambesa wa jinsasa. So,der so ähnlich, heißt das “Gender Festival” Tansanias auf Kisuaheli. Dort trafen sich viele, viele Männer und Frauen, denen etwas an Emanzpation liegt, doch waren auch Themen wie Armut, Umweltschutz und Gesundheit von Bedeutung. Deshalb hatten wir auch mit Envirocare einen eigenen Stand. Dort war ich allerdings nicht sonderlich aktiv, denn die meisten Tansanianer sprechen eher ungern Englischn und fragen dann gleich jemanden, der Kisuaheli kann, wenn sie merken, dass ich das (noch?) nicht spreche. Anni und ich haben uns auf dem Festival nach anderen NGOs umgeschaut, bei denen wir evtl. hin und wieder als Freiwillige arbeiten könnten. Grace (unsere Mentorin) hat uns das vorgeschlagen, da sie will, dass wir viel rumkommen und in Zeiten des Nichtstuns einfach auch mal zu einem anderen Verein schauen können. Bei unserer Suche waren wir dann, sagen wir, mittelerfolgreich.
Dennoch war das Festival ein voller Erfolg: auf dem Weg dorthin sind wir durch die halbe Stadt gedüst und haben viel gesehen. Mir kommt es so vor, als wäre die Stadt ein einziger riesiger Haufen von Buden. Das liegt aber vor allem daran, dass die Dalla Dallas, wenn möglich, wie der restliche Verkehr auch, auf den Teerstraßen unterwegs ist. An diesen Siedeln sich eben wegen des Verkehrs Obst- und Zeitschriftenverkäufer, Imbisse, Restaurants, Bettler, Schrotthändler,Automechaniker, Diebe und auch der ganze Rest an. Viele, habe ich den Eindruck, hocken auch einfach den ganzen Tag an der Straße und tun einfach nichts. Zwischen den Teerstraßen liegen dann dicht besiedelte Gegenden, in die ich noch nicht weiter vorgedrungen bin, da sie wenig einladend aussehen.
Auf dem Festival haben wir außerdem sehr viele Massai gesehen. Anni wollte sich mit welchen fotografieren lassen, aber das hätte unser Dalla Dalla-Geld gekostet. Dafür habe ich heimlich einen fotografiert. Der hat zwar keines dieser ziemlich spacigen Kostüme an (das tragen scheinbar vor allem die Frauen), aber er hat auch dieses ewig lang runterhängende Ohrläppchen. Allerdings, und deshalb habe ich ihn fotografiert, hat er sich einen Trick ausgedacht, wie er verhindert, dass sein Ohrläppchen so rumlabbert und es sich einfach einmal ums Ohr drumgewickelt. Das hat mich wirklich fasziniert! Fasziniert hat mich auch, dass ich am Mittwoch Abend noch mehr von den Massai gesehen habe. Da war ich nämlich mit Anni und Emily (Mitarbeiterin und Nachbarin) in einem Irish Pub in Oyster Bay. Das ist das Villenviertel in Dar und da stehen tatsächlich Paläste, wie ich sie noch nie gesehen hab. Die männlichen Massai sind immer sehr simpel gekleidet und laufen meist in ein paar Tücker gewickelt, Sandalen an den Füßen und einem Stock in der Hand durch die Gegend. Als ich sie dann im Villenviertel zuhauf vorm Irish Pub in dunklen Ecken stehen sah, wurde mir erst ein bisschen mulmig. Im Pub erzählte mir Emily dann aber, dass wir froh sein können, wenn Massai in der Gegend sind. Sie seien nämlich unglaublich rechtschaffende Menschen und ließen kein Unrecht zu. Wenn also jemand einen sicheren nach Hause weg haben will und Angst hat, überfallen zu werden, kann er einen Massai fragen, ob er ihn nach Hause bringt und ist somit wohl ziemlich sicher. Dafür bekommen die Herren dann ein Trinkgeld und alle sind glücklich. Dieses Volk scheint wirklich interessant zu sein und vielleicht lerne ich ja noch den ein oder anderen Massai kennen.
Ansonsten war der Ausflug yum Karaokeabend im Irish Pub mein erster Trip ins Nachtleben von Dar. Ehrlicherweise muss jedoch gesagt werden, dass in diesem etwas gehobeneren Etablissements der Anteil weißer Leute wesentlich größer war, als der schwarzer und ich mich deshalb, abgesehen von Hin- und Rückfahrt, fast wie inEuropa gefühlt hab.
Auf der Tagesordnung bei Envirocare steht für mich derzeit die Organisation eines Sprachkurses, beziehungsweise, Anni und ich müssen Grace Druck machen, damit sie das organisiert – und derzeit sieht es so aus, als würden wir nächste Woche starten. Da freu ich mich schon sehr drauf. Ansonsten versuchen Anni und ich die “Bibliothek” des Vereins ein bisschen zu ordnen. Mehr kann ich derzeit über meine Arbeit nicht erzählen, was aber auch daran liegt, dass ich ja zwei Tage in dieser Woche außer Haus war. Nächste Woche wollen wir (Anni, Grace, Loyis – Chefin – und ich) uns mal zusammensetzen und einen Plan ausarbeiten. Hoffentlich kann ich die Resultate dann hier kundtun.
Sonntag, 6. September 2009
Karibu!
Gestern morgen ging es dann also vom Frankfurter Flughafen los, gen Sueden. Dass ich gerade noch rechtzeitig abgeflogen bin, bestaetigten mir die leicht bepuderten Alpen. Danach war aber an Winter nicht mehr zu denken: ein beeindruckender Flug ueber die zahlreichen griechischen Inseln und dann die Landung in Kairo. Dort war es 38 Grad warm. Mit langer Hose, Wanderstiefeln und Fleecejacke, die meinen Koffer zu schwer gemacht haetten und deshalb an mir hingen, dachte ich deshalb gar nicht erst daran, den Kairoer Flughafen zu verlassen. Stattdessen habe ich gelsen, Flugzeuge angeschaut, fuer schlappe 9 Dollar bei Burger King gegessen (das war das billigste!), zwei Minuten Kisuaheli gelernt und gewartet. Abends um halb elf ging es dann endlich weiter und um kurz nach vier, als kurz nach fuenf der hiesigen Zeit, bin ich dann endlich in Dar Es Salaam gelandet. Leider eine Stunde zu frueh, um den Sonnenaufgang aus dem Flugzeug heraus zu geniessen.
Nachdem ich dann mein Touristenvisum erhalten habe und ich erleichtert meinen Koffer, der in Kairo durchgecheckt wurde, wieder erblicken konnte, wartete auch direkt draussen Freddie von Envirocare. Er hat mich dann durch die Strassen kutschiert, die fuer morgens halb sechs sehr, sehr frequentiert waren (weniger von Autofahrer, als von Fussgaengern). Das liegt vermutlich am Ramadan und daran, dass es morgens sehr angenehme Temperaturen sind. Diese Fahrt war auch in Sachen Tansanischer Verkehrskunde lehrreich: so erfuhr ich zuerst, was eine Ampel bedeutet, bzw. was sie eben nicht bedeutet, als an den Ampeln immer wieder Autos in aller Seelenruhe an Freddies wartendem Auto vorbeifuhren. Wesentlich beeindruckender war dann aber die Fahrt zu meiner Wohnung, als wir die grossen geteerten Strassen hinter uns gelassen haben. Wir sind auf Untergruenden unterwegts gewesen, bei denen in Deutschland jeder umkehren wuerde, weil er Angst um sein Auto hat. Aber immerhin waren wir ja auch in einem verkehrstuechtigen Nissan unterwegs. Die Fahrt hier ins Einkaufszentrum zum Internetcafe war noch wesentlich abenteuerlicher. Nachdem Annika und ich ein bisschen die nachbarschaft ausgekundschaftet und danach zu Mittag gegessen hatten, wollten wir ins Mlimani City, wo wir jetzt auch sind. Davor kam aber noch Sele, nuser netter Hausverwalter, und hat mein Moskitonetz in die Decke gehaemmert und mir dabei meine ersten Kisuahelivokabeln beigebracht. Und dann kam meine erste grosse Dalla-Dalla-Fahrt. Dalla Dallas sind Kleinbusse, in die moeglichst viele Sitzbaenke reingezimmert werden und die einen ueberalle auf ihrer Strecke aufsammeln und rausschmeissen. Der Reiz an der Sache ist, dass sie (meist) viel schneller als Fussgaenger und (immer) viel billiger als Taxis sind. Dafuer mus man aber auf jeglichen Komfort verzichten und sich damit abfinden, dass in einem Mercedes-Sprinter-grossen, zerfallenden Mitsubishi locker 15 Sitzplaetze plus Fahrer- und Beifahrersitze belegt sind und dann nochmal 10-15 Leutre stehen. Manchmal kommt es sogar vor, dass der Kerl, der Ein- und Ausstieg regelt, sogar sagt, das Dalla Dalla sei zu voll. Wenn es dann soweit ist, widerspricht auch keiner, der dann nicht mehr reinpasst. Das war schon eine lustige Fahrt und ich freue mich auf die Rueckfahrt.
Jetzt ist meine Nutzungszeit gleich um und deshalb nur noch gesagt, dass der Supermarkt hier deutsches Preisniveau hat, was mich ziemlich geschockt hat. Jetzt gehen wir gleich noch auf den Markt, um mir einen Steckdosenadapter zu kaufen und dann geht's wieder heim. Da werde ich dann vermutlich todmuede ins Bett fallen.
Naechstes Mal werde ich ein bisschen mehr Zeit hier verbringen, sodass ich dann vielleicht auch mal Fotos hochladen kann und auch Mails schreiben werde.
Bis dahin, kwa heri!